Erster Adventsonntag – Vorabendmesse
Grabesritter – Sankt Peter u. Paul
01 Dezember
2018 – Zürich
Jer 33:14-16
1 Thes 3:12-4:2
Lk 21:25-28,
34-36
Gelobt sei Jesus Christus!
„…es werden
Tage kommen”. Ein Schlüsselwort für den zentralen Gedanken und
die primäre Gebetsintention im Advent! „…es
werden Tage kommen”.
Ich halte es für gebührend, ja sogar für mehr als gerecht
und durchaus erbauend, dass die Komturei Zürich des Ritterordens vom Heiligen
Grab zu Jerusalem die Adventszeit und zugleich das neue Kirchenjahr mit einer
Feier in der Mutterkirche der Stadt Zürich am Vorabend des ersten
Adventssonntags beginnt. Herzlichen Glückwunsch!
Es ist sehr wohl bekannt, dass die Ritter vom Heiligen
Grab sich nicht nur durch ihre Beihilfe für unsere Heiligen Stätten
auszeichnen, also für die Gebäude im Heiligen Land, sondern sich ebenso sehr
seit vielen Jahre, eigentlich schon seit Jahrhunderten, für die lebendigen
Steine einsetzen, also für die Christen, die im Heiligen Land leben. Der
Einsatz der Ritter des Heiligen Grabes dient nicht nur der Bewahrung und
Förderung des Glaubenslebens an den Orten, wo unser Glaube angefangen hat. Er dient
auch dazu, die Herzen des Volkes Gottes überall auf der Welt zu bereiten, ihren
Herrn zu empfangen, wenn er am Ende der Zeiten wieder kommt, ja, um seiner
Gerechtigkeit ein für alle Mal zum Durchbruch zu verhelfen. Unsere Bereitschaft
wird Wachsamkeit genannt und ist Ausdruck einer grossen, weiten Vision:
„Wacht und betet allezeit, damit ihr allem,
was geschehen wird, entrinnen und vor den Menschensohn hintreten könnt.“
Ein Ritter muss geradezu der Inbegriff der Wachsamkeit
sein. Im alten, aus dem Mittelalter stammenden Ritter-codex steht die
Wachsamkeit in unlösbarer Verbindung zur Treue dem Landesherrn gegenüber. In
unserem Fall heute und für Euch ist das zu übersetzen in das ständige Bemühen, offen
zu sein für das, was der Herr der Herren heute von uns will, für das, was der
Wille Gottes heute ist.
Unsere Materialistische Welt legt viel Wert auf
konkrete Resultate, die sichtbar und naturwissenschaftlich messbar sind.
Dahinter steht eine Sicht der Wirklichkeit, die leider nicht nur beschränkt
ist, sondern geradezu ungenügend, verstümmelt und deformiert ist. Unsere Welt
braucht Christus, derjenige, der kommt. Die volle Wahrheit und die Würde des
Menschen brauchen schon für diese irdische Welt eine Vision, die weiter und
breiter ist. Für ein glückliches und erfülltes menschliches Leben braucht es
mehr als das, was ich berühren, sehen, riechen und mit dem Mund verkosten kann.
Alle Versuche, alles was existiert allein in
natur-wissenschaftliche Begriffe zu fassen, sind unvollständig und beschränkt. Die
Faszination dieser rein materialistischen Weltanschauung entspricht nicht
unserer Würde. Der Mensch ist die Krone der Schöpfung und wurde durch das Blut
des Sohnes Gottes am Kreuz zu Golgota erlöst. Unsere Bewunderung für die
Schönheit der Schöpfung muss die Weite und Breite unserer Bestimmung
widerspiegeln, d.h. dem Heilsplan Rechnung tragen, den der Schöpfer und Erlöser
für und mit dieser Welt hat.
Damals als Kinder waren wir immer begeistert von den
Ureinwohnern, welche von der Jagd und dem Fischfang lebten. Wir waren von
diesen Völkern begeistert, denen es gelungen ist, mit ganz beschränkten Mitteln
Dinge zu verwirklichen, zu denen wir heute nicht mehr in der Lage sind. Wir
bewunderten diese Stämme, die zwar „von der Hand in den Mund“ lebten, aber
dennoch in der Lage waren, wenn auch ohne die Fülle der dem Menschen gegebenen
Möglichkeiten auszuschöpfen, das Überleben ihrer Gattung zu sichern. Umgeben
von vielen Geistern und Dämonen lebten sie ohne Gott, ohne den Gott und Vater
Jesu Christi. Ungeachtet unserer kindlichen Begeisterung für gewisse Talente,
welche es ihnen ein Leben in Einklang mit der Natur erlaubten, waren es noch
keine Hochkulturen, sondern eher unterentwickelte Kulturen.
Das, was man von den primitiven Völkern auch unter
Bewunderung gewisser erreichten Leistungen sagen kann, das kann man auch über
die grossen Atheistischen Ideologen unserer Zeit sagen. Sie schliessen Gott von
ihrem Leben aus und verachten die katholische Kirche und greifen sie an. Dasselbe
kann man übrigens auch sagen über die praktischen Atheisten, ohne dass sie uns
feindselig entgegentreten. Diese eher friedfertigen Atheisten leben oftmals
gefangen in den Fängen ihrer elektronischen Geräte, hängen an ihren Smartphones
oder an weiss ich was. Es bleibt ihnen die Fülle der menschlichen Erfahrungen
verschlossen, die das Leben sonst noch zu bieten hat: Die Begegnung mit Gott
und seinem Evangelium in der Kirche. Eine Kultur ohne die Erwartung des Herrn,
der kommt um uns zu erlösen, bleibt eine erbärmlich unterentwickelte Kultur.
Ich spreche heute Abend vor allem über die ritterliche
Tugend der Wachsamkeit. Auf die Wachsamkeit, welche fokussiert ist auf das Ende
der Zeit, auf den Tag des Jüngsten Gerichtes. Es ist richtig, dass unsere
Bestimmung der Himmel und die Ewigkeit sind. Unser Leben ist nicht beschränkt
auf das Alltägliche. Meine Lebensqualität wird nicht begrenzt durch das Grab.
Ich lebe nicht nur „von der Hand in den Mund“, aber meine Tage, seien es nur
wenige oder viele, sind auf Gott hin ausgerichtet, auf den Bräutigam, der
kommt. Ich bin geschaffen, um für immer in der Freude Gottes zu leben. Es ist
wahr, dass ich in Christus von mir selbst befreit bin und auf den Weg geführt
wurde, der zur Herrlichkeit führt. Ich fühle mich ganz mit den weisen
Jungfrauen im Gleichnis verbunden, welche den Bräutigam mit brennenden Lampen
erwarten und in der Tasche noch eine Flasche Öl auf Reserve haben.
Wenn wir vom gerechten Richter der Heiligen Schrift sprechen,
ist unsere eine Sprache voller Verheissung und Hoffnung. Das Alte Testament
spricht in prophetischer Sprache vom Gesandten Gottes, der kommen wird, um
alles in Ordnung zu bringen.
„…es werden Tage kommen”. Wir
müssen wirklich unsere Hoffnung auf den Tag des Gerichtes setzen. Ich wünsche
ihnen erfolgreiches Arbeiten im Jahr, welches heute Abend beginnt. Ich wünsche
ihnen neuen Eifer für Gott und seine Kirche. Ich wünsche ihnen, treue
Beständigkeit in der Förderung des wahren Glaubens an den Orten seines
Ursprunges und in der Bereitung der Herzen des Volkes Gottes, damit es Seinen
Herrn überall und jederzeit erwartet. Den Herrn, der wieder kommt in
Herrlichkeit um die Gerechtigkeit für immer herzustellen.
„Euch aber
lasse der Herr wachsen und reich werden in der Liebe zueinander und zu allen,
wie auch wir euch lieben, damit euer Herz gefestigt wird und ihr ohne Tadel
seid, geheiligt vor Gott, unserem Vater, wenn Jesus, unser Herr, mit allen
seinen Heiligen kommt.“