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Sunday, November 13, 2016

Acriter et Fideliter - Patronal Feast of Swiss Guard

Sonntag, 13. November 2016
Hl. Martin von Tours
Patronatsfest der Schweizergarde
Bern,  Dreifaltigkeitskirche

Jes 61,1-3abcd
Ps 89
Mt 25,31-40


Gelobt sei Jesus Christus!

„Der Geist Gottes, des Herrn, ruht auf mir…“

Vor einigen Jahren war es in der Kirche vielerorts üblich geworden, nach Heiligen zu suchen, die gelebt haben, ohne die Gelübde des geweihten Lebens (Armut, Ehelosigkeit, Gehorsam) abgelegt zu haben. Man wollte diese Heiligen dem Volk Gottes vorstellen zur Erbauung und als Beispiele zur Nachahmung. Als Beispiele hierfür möchte ich nur die Eltern der Hl. Therese von Lisieux nennen. Ich denke, dass wir diesen „Trend“ so interpretieren können: Man sucht Beispiele eines tugendhaften Lebens, um damit andere zu motivieren, besser oder gar voll und ganz als Katholiken zu leben. Man suchte dafür Männer und Frauen, die „einfache Gläubige“ geblieben sind, Eheleute, Väter, Mütter. So wollte man die universale Berufung zu Heiligkeit betonen in der Hochachtung der zentralen Bedeutung der heiligen Salbung, die wir mit den Initiationssakramenten empfangen haben, das heisst in Taufe, Firmung und Eucharistie. Ohne Zweifel etwas wunderbares.

Für die Schweizer Garde hingegen, das heisst für die Soldaten im Dienste des Papstes und so auch für euch Ex-Gardisten, ihr habt den Hl. Martin von Tours als Schutzpatron. Er ist doch ein Soldat, aber der nicht als Märtyrer in einer Schlacht gefallen ist, sondern Bischof geworden ist und dann als über 80-jähriger im Kreise seiner monastischen Mitbrüdern stirbt, als er von einem Pastoralbesuch zurückkehrte, bei dem es ihm gelungen war, den zerstrittenen Klerus einer bestimmten Kirche wieder zu versöhnen und der Kirche den Frieden zu schenken. Warum diese Wahl?

Nein, Exzellenz! Du hast nichts verstanden! Unser Patron ist nicht der alte Martin, sondern der junge kraftvolle Mann. Unser Patron ist Martin, der junge römische Soldat, der, noch nicht einmal getauft, in einer kalten Winternacht seinen Mantel zerteilt, um damit einen armen nackten Mann am Strassenrand Wärme zu schenken. Unser Martin ist ein Held, ein romantischer Typ so zu sagen. Und deshalb hat ja auch die Kirche das Evangelium vom jüngsten Gericht für seinen Festtag ausgewählt:

„Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“

Martin der Ritter, der junge und leidenschaftliche, das ist unser Heiliger!

Das kann sein, aber ich sehe für Euch keine Schwierigkeit darin, den Heiligen mit dem ganzen Verlauf seines Lebens zu betrachten. Der Soldat in der Jugend, der Mönch als reifer Mann und als alter Mann der Bischof: es ist immer Martin. Immer im Verlauf der Lebensgeschichte des Hl. Martin, bis ins Alter von 80 Jahren, begegnen wir einem aussergewöhnlichen und leidenschaftlichen Mann. Er ist immer ein Held, der eifrig ist für den König der Herrlichkeit. Martin geht immer dem Richter beim Jüngsten Gericht entgegen. Martin sucht Christus, der das Zeichen unserer Liebe zu ihm darin sucht, wie wir uns für die geringsten Brüder und Schwestern einsetzen. In der Lebensbeschreibung des Heiligen, lesen wir im Brevier, wie sich der Heilige Martin von den Tränen seiner Mitbrüder berühren lässt und wie er Gott darum bittet, dass, wenn es Gottes Wille sei, dieser ihn doch noch eine Weile im Dienste seiner monastischen Mitbrüder lassen möge, denen er als Vater Bischof und Abt vorstand. Das treffende Wort zur Beschreibung des Heiligen Martin ist „Allzeit zu Diensten“ – „Dienst zu jeder Zeit“. Das heisst: Die bedingungslose Bereitschaft von Jugend an und ohne je damit aufzuhören, den Brüdern und Schwestern entsprechend dem Willen Christi zu dienen, den er so sehr liebt.

Ich bin sehr glücklich, den Heiligen Martin mit euch teilen zu können. Der Heilige Martin, der, wie einige von euch wissen, der Heilige des Tages meiner Bischofsweihe ist und der daher für meinen Dienst als Bischof und Nuntius im Dienste des Nachfolgers Petri Vorbild und Ansporn ist. „Acriter et Fideliter! (tapfer und treu)“ Ob es sich um den jungen oder um den weniger jungen Martin handelt, das Leben des Heiligen Martin ist eine Einheit, ein Stück. Ein Verlangen – sagen wir es sportlich – Christus entgegenzurennen, auf Christus zuzugehen mit Hilfe der Menschen, die um und mit ihm leben. Ich erbitte mir für mich selber einen solchen Eifer, eine solche Liebe zum nächsten:

„ ... denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe und alle heile, deren Herz zerbrochen ist, damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Gefesselten die Befreiung, damit ich ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe, einen Tag der Vergeltung unseres Gottes, damit ich alle Trauernden tröste...“

Dieselbe Leidenschaft wünsche euch allen auch euren jungen Gardisten Kollegen, die jetzt ihren Dienst im Vatikan leisten. Ich bete zu Gott, dass er euch diese Leidenschaft schenken möge. Die Welt von heute ist immer eine Herausforderung, ein Kampf – sei es für die Jungen, sei es für die reifen Männer, sei es für die Alten.

Es kommt nicht darauf an, ob einer zölibatär, verheiratet oder verwitwet ist. Ob er bereits gebunden ist durch das Sakrament der Ehe, durch das Weihe Sakrament oder durch die ewigen Gelübde in einem Institut des geweihten Lebens. Es kommt nicht darauf an, ob einer noch auf der Suche nach seiner Berufung ist, auf der Suche nach dem Weg, sich selbst zu verwirklichen in einem Leben nach dem Willen Gottes, der uns mehr liebt als wir uns selber. Das was zählt, ist sich vollkommen der Liebe Gottes hinzugeben im Dienst am Nächsten, ohne zurückzuschauen wie es der junge Martin gemacht hat.

Eine meiner schönsten Überraschungen in meinem ersten Jahr hier in der Schweiz ist es gewesen, euch Ex-Gardisten und euer Ansehen als Männer mit einem grossen Herzen kennenzulernen. Anders als der Schweizer Landesheilige, der Hl. Bruder Klaus, hat der Hl. Martin in seinem langen Leben die Erfahrung der Ehe und der Familie nicht selber gemacht. Aber auch als Mönch stellt er den Kern der Taufberufung dar: Gesalbt zum Soldaten Christi im Kampf gegen das Böse in dieser Welt und für die Verteidigung der Armen und Schwachen. Sowohl die Kirche als auch die Welt haben es so sehr nötig, dass Eheleute, Väter und Mütter (Acriter et Fideliter!) jeden Tag die Waffen des Geistes zur Hand nehmen, um die Braut Christi und die Würde der Familie zu verteidigen. Sowohl die Kirche als auch die Welt brauchen gute Bischöfe, Priester, Mönche und Ordensleute, (Acriter et Fideliter!) welche dafür kämpfen, dass wenigstens einige in dieser Zeit vor dem Bösen bewahrt bleiben. (Acriter et Fideliter!) So wie es auch der Heilige Martin getan hat.

Gelobt sei Jesus Christus!


Hl. Martin,  bitte für uns! 


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