Kirchweihfest am 10. September 2017
Ez 33:7-9
Rom 13:8-10
Mt 18:15-20
Gelobt sei Jesus Christus!
Es ist etwas
sehr Schönes und zugleich auch etwas gewöhnliches, eine Kilbi – ein
Kirchweihfest zu feiern. Die Lesungen der Heiligen Schrift, die wir im Lektionar
für ein solches Fest wählen könnten, sprechen vor allem von der Kirche als
Versammlung des Volkes Gottes, von einem Gebäude, welches vom Hl. Geist mit
lebendigen Steinen erbaut wurde, also von uns Getauften. Vielleicht ist es
gerade deshalb, dass ich mich entschieden habe, bei den Lesungen des heutigen
23. Sonntag im Jahreskreis zu bleiben. Die heutigen Lesungen sprechen von der
Dynamik der Kirche seins. Sie sprechen von Gott, der unsere Gebete hört, von
Gott, der unser Leben lenkt. Es ist eine Dynamik, die von Gott und seinem
Willen ausgeht und auf unsere Pflichten gegenüber Gott und den Mitchristen
ausgerichtet ist. Die Lesungen sprechen von unserer Pflicht, um unseres Heiles
willen die andern zur Treue zum Evangelium zu ermahnen, zur Treue zum Wort
Gottes. Wir können nicht zulassen, dass die andern in der Sünde und im Irrtum
verbleiben. Auch wir haben eine prophetische Aufgabe zum Heil der andern.
Diese
Ermahnungspflicht des Propheten haben die Priester als Hauptverantwortlichen,
als guten Hirten, inne. Leider sind wir nicht immer ganz überzeugend oder
erfolgreich beim Predigen. Wieso denn? Vielleicht der am meisten verbreitete
Vorwurf gegen die katholischen Priester ist derjenige, dass wir in unseren
Predigten langweilig seien und unfähig, die in den Kirchenbänken zuhörenden
Menschen zu begeistern. Ich persönlich erinnere mich daran, dass ich als
Jugendlicher und junge Erwachsene die Priester vor allem wegen ihrer
Lebensführung schätzte. Deswegen versuchte ich stets, irgendetwas aus ihren
Predigten zu lernen, auch wenn diese Predigten nicht besonders fantasievoll
oder begeisternd waren. Entscheidend war für mich, dass die Worte ehrlich
waren, dass der Mann, der sie sprach ein ehrlicher Mann war. Ich versuchte
etwas aus den Worten des Predigers zu lernen, weil ich den Prediger als guten
und ehrlichen Mann schätzte. Ich glaube auch heute noch, dass für uns alle die
Integrität der Persönlichkeit, die Ehrlichkeit des Menschen viel wichtiger ist
für unseren Respekt und unsere Lernbereitschaft, als die Eloquenz und
Geschmeidigkeit seiner Rede.
Wir haben aus
der Hl. Schrift gelernt, dass der Glaube vom Hören kommt. Ich muss bekennen,
dass ich absolut davon überzeugt bin, dass der entscheidende Punkt für den
Erfolg und die Wirkung einer Predigt nicht bei der Form der Rede, in der Kunst
zu sprechen, also in der Rhetorik des Predigers liegt, sondern beim Herzen des
Zuhörers. Im Herzen des Hörers entscheidet sich die Wirkung der Rede. Im Herzen
des Hörers findet das Wort Aufnahme, entsteht die Begeisterung, erwächst
Umkehr. Das Herz ist der Ort des Hörens. Das Herz ist der locus, der Ort, der über den Erfolg einer Predigt entscheidet. Auch
im Gleichnis vom Sämann des Wortes Gottes hängt vieles davon ab, auf was für
einen Boden der Samen fällt. Das Herz ist der wahre und eigentliche Ort des
Hörens.
Die Botschaft
der heutigen Lesungen kreist um die Verantwortung des Propheten, zu ermahnen,
und ebenso um die Gewissenspflicht eines jeden, der dazu bestimmt ist, den
Sünder zur Umkehr, zur Erneuerung seines Lebens zu führen. Diejenigen, welche
auf das prophetische Wort, also auf das Wort Gottes antworten sollten, haben
manchmal ein verhärtetes Herz, ein Herz, welches nicht auf die Stimme des Herrn
hören will. Der Prediger muss alles tun, was er kann, um diese Herzen zu erreichen.
Das ist ein Teil der Botschaft von heute.
Ich möchte
aber auch von einem weiteren Gedanken des Evangeliums sprechen: Ich möchte
sprechen von unseren an Gott und sein immer hörendes Herz gerichteten Bitten.
Das Herzen Gottes irrt sich nie im Hören und verstehen der menschlichen Worte.
Es beurteilt unser Bitten und Gebete souverän und gerecht. Ich möchte von Gott
sprechen, der unsere Bitten und Gebete erhört. So verstehe ich den Sinn der
ermutigenden Worte im Evangelium:
«Alles, was zwei von euch auf Erden
gemeinsam erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten. Denn wo
zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.»
Es kann sein,
dass der Zuhörer im Kirchenbank die Worte des Predigers falsch beurteilt – aber
Gott, der Richter der Welt erforscht die Herzen der Menschen und er irrt sich
nie. Wenn 2 oder 3 zusammen beten und ehrlich etwas miteinander von Gott
erbitten, dann wird Gott, der unsere Herzen kennt, unsere Bitten erhören. Aber
warum müssen es 2 oder 3 sein? Ganz einfach, weil ich alleine mich in meinen
Bitten an Gott manchmal irre. Die gemeinsame Absicht in den Herzen der
Gläubigen, das gemeinsame Wollen der Kirche trägt in sich die Objektivität
unserer Bitten.
Die Sünde (ich
spreche hier nicht von der Erbsünde, aber von der grundlegenden Sünde, die sich
zu jeder Zeit und an jedem Ort wiederholt) ist die Sünde des Stolzes. Es ist
der Stolz, welcher sich nicht vor Gott beugen will. In den letzten 2000 Jahren
bedeutete dies die Weigerung, sich in die Kirche einzufügen und sich von ihr
führen zu lassen, weil wir meinen, wir müssten alles alleine entscheiden. Ungehorsam
und Stolz gehen Hand in Hand. Die heutige Ermahnung ist die, nicht zu schweigen
von dem, was das Wort Gottes sagt, nicht zu zögern, in Gottes Namen das Urteil
auszusprechen. Wenn wir den andern in der Sünde lassen, so werden wir auch
nicht gerettet. Wir sind Zeugen der Wahrheit, die von Oben kommt. Die
Gemeinschaft von Gott mit seinem Volk drängt uns dazu, mehr noch zwingt uns
dazu, Christus, dem Haupt der Kirche treu zu sein und auch treu zu sein dem
Leib Christi, der Kirche. Wenn als Gläubige, welche dem Wort Gottes gehorsam
sind und auch der Kirche, Gott um Hilfe bitten, so können wir nicht scheitern
mit unserem Auftrag, für das Heil der Welt zu wirken.
Die
Gemeinschaft, die wir heute als lebendige Steine eines vom Heiligen Geiste
erfülltes Gebäude feiern, drängt uns dazu, die Welt in der wir leben in aller
Demut zu ermahnen, dem Wort Gottes gegenüber Gehorsam zu sein, dem Wort, das
uns rettet.
«Amen, ich
sage euch: Alles, was ihr auf Erden binden werdet, das wird auch im Himmel
gebunden sein und alles, was ihr auf Erden lösen werdet, das wird auch im
Himmel gelöst sein.»
Gelobt sei Jesus Christus!
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