„Pro Ecclesia“
Einkehrtag am
Samstag in der Osterzeit
Heilige
Messe, Einsiedeln, 21. April 2018
Apostelgeschichte 9:31-42
Jh 6:60-69
Gelobt sei
Jesus Christus!
Es ist
wirklich schön, dass wir unseren Einkehrtag hier der Mutter Gottes von
Einsiedeln anvertrauen dürfen. In der Osterzeit ist die erste Lesung jeweils
aus der Apostelgeschichte. Die Apostelgeschichte bietet uns eine Betrachtung
der Macht Gottes, des Vaters, welche ausgeübt wird im Leben der Kirche durch
das Wirken des auferstandenen Sohnes im Heiligen Geist. Eine Volksbewegung wie
„Pro Ecclesia“ muss sich inspirieren und formen lassen vom Wirken dieser
Heiligen Kirche, die wir vor unseren Augen sehen. Es ist heute wie in der
Apostelgeschichte dieselbe Kirche der Anfangszeit.
Das
Evangelium bietet uns in besonderer Weise die Gelegenheit, über die zentrale
Bedeutung Christi und die Ausgiessung des Heiligen Geistes für unser Heil
nachzudenken. Wir können die Botschaft des eben gehörten Evangeliums in diesen
knappen Worten zusammenfassen: Für das Heil der Welt gibt es nichts besseres und
nichts anderes als Jesus Christus.
„Da fragte Jesus die Zwölf: Wollt auch ihr
weggehen? Simon Petrus antwortete ihm: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast
Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du
bist der Heilige Gottes.“
Was
bedeutet es, Jesus als den „Heiligen Gottes“ zu bekennen? Es bedeutet, dass wir
in und aus seiner Kraft leben und nicht auf unsere eigene Vertrauen. Es
bedeutet, dass ich mich darum bemühe, seinen Willen zu erkennen und mich dann
diesem Willen zu unterwerfen. Es bedeutet, Christus, den König in allen und
allem herrschen zu lassen.
Und was
ändert sich bei einer solchen Lebenseinstellung? Was ändert sich, wenn Jesus in
unserer Welt herrscht, das heisst in meiner persönlichen Welt, in meinem
Herzen? Sehr viel! Vielleicht sogar alles! Ich hoffe, dass ich jetzt niemanden
verletze, wenn ich sage, dass es ausserhalb der kontemplativen Männer- und
Frauenklöstern und neben den Heiligen schwer ist, in der Kirche eine so radikal
auf die Person Jesu konzentrierte Lebenseinstellung zu begegnen. Es sieht ganz
so aus, als ob die heute im aktiven Leben tätigen Katholiken, Päpste, Kardinäle,
Bischöfe, Äbte, Priester, Diakone, Ordensleute und in der Kirche engagierte
Laien nicht mehr bereit sind, wie damals Petrus und die andern Apostel dem
Herrn den ersten Platz einzuräumen auf allen Ebenen des kirchlichen Lebens.
„Die Kirche in ganz Judäa, Galiläa und Samarien
hatte nun Frieden; sie wurde gefestigt und lebte in der Furcht vor dem Herrn. Und
sie wuchs durch die Hilfe des Heiligen Geistes.“
Diese Worte
und ihre Bedeutung für unser Leben in Christus werden von uns oft zu wenig
beachtet: Die Kirche zu Zeiten der Apostelgeschichte hatte Frieden; sie wurde gefestigt und lebte in der Furcht vor dem
Herrn. Die Kirche wuchs durch die Hilfe des Heiligen Geistes. Dieser Friede
und das Wachstum im Heiligen Geist wurden sichtbar in den von den Aposteln gewirkten
Zeichen.
Von zwei
dieser Zeichen, die dem Heiligen Petrus zugeschrieben wurden, haben wir eben
gehört. Schauen wir noch einmal, was uns die wenigen Verse der
Apostelgeschichte aus der ersten Lesung von heute sagen:
„Petrus sagte zu ihm: Äneas, Jesus Christus
heilt dich. Steh auf und richte dir dein Bett! Sogleich stand er auf.“
Der Text
ist ganz eindeutig und klar: Der Hl. Petrus kündigt im Gehorsam zu Christus die
Heilung des Äneas an, „…der seit acht
Jahren lahm und bettlägerig war.“
Noch eindrücklicher
ist die Beschreibung der Art und Weise, wie Petrus Tabita unter die Lebenden
zurückruft: „Petrus aber schickte alle
hinaus, kniete nieder und betete. Dann wandte er sich zu dem Leichnam und
sagte: Tabita, steh auf! Da öffnete sie ihre Augen, sah Petrus an und setzte
sich auf. Er gab ihr die Hand und ließ sie aufstehen; dann rief er die Heiligen
und die Witwen und zeigte ihnen, dass sie wieder lebte.“
Was müsste
die Frucht eines Einkehrtages wie der unsrige heute sein für das Leben von
jedem von uns und im Leben der Volksbewegung „Pro Ecclesia“? Wir werden es nie
erfahren, wenn wir es nicht so machen wie Petrus. Wie der Hl. Petrus müssen wir
die an uns gerichteten Bitten der andern, das heisst, die Bitten von Gläubigen
und vertrauensvollen Menschen, aufnehmen und sie vor den Herrn tragen, wie es
Petrus gemacht hat: „Petrus aber schickte
alle hinaus, kniete nieder und betete.“
Wie lässt
es sich erklären, dass wir heute den Eindruck haben, die Kirche lebe nicht in
Frieden, sondern sei vielmehr in einer Krise. Vielleicht ist es nur eine Frage
unserer Wahrnehmung oder unseres mangelnden Vertrauens in Jesus. Es reicht
schon, wenn wir schauen, in welchem Zusammenhang dieses Wort vom Frieden steht.
Vor und nach dieser Stelle im 9. Kapitel berichtet die Apostelgeschichte
ununterbrochen von Verfolgung und Martyrium der ersten Jünger genau an dem Ort,
wo Jesus gelebt hat.
„Die Kirche in ganz Judäa, Galiläa und Samarien
hatte nun Frieden; sie wurde gefestigt und lebte in der Furcht vor dem Herrn. Und
sie wuchs durch die Hilfe des Heiligen Geistes.“
Menschlich
gesprochen sagt man von gewissen Ländern, dass sich die Einheit und den
Zusammenhalt des Landes dadurch sichern, dass sie alles unternehmen, um sich
dauernd im Belagerungszustand zu befinden. Sie definieren sich als Volk oder
Nation durch die Beziehung zu einem oder mehreren äusseren Feinden, welche das
Überleben des Volkes bedrohen. Auch wenn wir uns stets vor dem Teufel in Acht
nehmen müssen, so will Gott nicht, dass wir in seiner Kirche in einem solchen Belagerungszustand
leben müssen. Es scheint vielmehr so, dass wir uns sehen können als vom
himmlischen Vater durch seinen einzigen Sohn, den Menschgewordenen, angenommene
Söhne und Töchter. Wir müssen den Akzent nicht auf die äussere Bedrohung legen,
sondern auf Gott schauen, der uns aus Liebe geschaffen und erlöst hat. Wir
dürfen und müssen ganz auf Gott vertrauen, der alles zu seiner Zeit zur
Vollendung führen wird.
Vor kurzem
sprach ich mit einer Gruppe Priestern, die hier in der Schweiz als Missionare
für fremdsprachige Katholiken tätig sind, über ihre Sorgen und die Leiden ihrer
Gläubigen. Sie fühlen sich von der Kirche in diesem Land nicht angenommen als
vollwertige Söhne und Töchter. So erzählten sie mir z.B., dass ihnen bei mit
Schweizern gemeinsam organisierten Prozessionen verboten wurde, die von ihnen
geliebte Marienstatue mitzuführen. Wir müssen dabei beachten, dass der Vorrang
Jesu, das totale sich anvertrauen an den Sohn Gottes nur dann lebendig bleibt,
wenn es verbunden bleibt mit dem Bekenntnis dass dieser Christus auch der Sohn
des Menschen ist, also der Sohn Marias, der Mutter Gottes. Die Vertrautheit mit
dem Herrn in Gebet, war für Petrus die Quelle der Macht, die Äneas heilte und
Tabita im Namen des Allmächtigen von den Toten erweckte. Und diese Macht des
Petrus gründet in der Erfahrung, die Petrus zusammen mit Maria, der Mutter
Gottes, beim Gebet im Obergemach in Jerusalem gemacht hat.
So lasst
uns heute etwas Wunderbares machen: Stellen wir uns hier vor die Mutter Gottes
in Einsiedeln. Als Katholiken können wir nichts Besseres machen, als selbst
diese intime Vertrautheit mit Christus zu leben, welche Christus mit seiner
Mutter Maria verbindet. Übergeben wir unsere Herzen Maria, der Mutter Gottes,
im vollen Vertrauen, dass sie sie sicher zum Sohn Gottes führen wird. Maria
möge uns lehren, wie wir leben können „Pro Ecclesia“ für die Kirche.
„Da
fragte Jesus die Zwölf: Wollt auch ihr weggehen? Simon Petrus antwortete ihm:
Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum
Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes.“
Gelobt sei Jesus Christus!
PROPERANTES ADVENTUM DIEI DEI
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