Christi Himmelfahrt
30. Mai 2019 - Birnau
Apg. 1, 1-11
Mk
16, 14-20
Gelobt
sei Jesus Christus!
Viri Galilaei… Ihr Männer aus Galiläa, was
schaut ihr staunend zum Himmel?
Ich glaube,
dass das Geheimnis der Himmelfahrt Christi wirklich geradezu für uns geschaffen
ist. Ich will damit sagen, dass die Himmelfahrt in aussagekräftiger Art und
Weise gerade ganz besonders zu den Gläubigen unserer Zeit spricht. Dieses
grosse Ereignis, welches das Kapitel des „irdischen Lebens“ Jesu, unseres Herrn
und Retters, beschliesst, ist zugleich die Ankündigung seiner Wiederkunft am
Ende der Zeit in Herrlichkeit auf den Wolken des Himmels um Gericht zu halten
über die Lebenden und Toten.
“…So, wie ihr ihn zum Himmel habt auffahren
sehen, so wird er wiederkommen, alleluja!”
Tag für Tag begegne ich Menschen, welche unter
mehr oder weniger starken Verzweiflung leiden, weil auch in der Kirche selbst,
ja sogar bei den eigenen Familienangehörigen das Bewusstsein fehlt, dass der
Herr wirklich lebendig unter uns ist, unser Leben bestimmt und den Lauf der
Geschichte unter Kontrolle hat. Es fehlt das Vertrauen darin, dass der
allmächtige Gott in unserer Geschichte wirkt. Einigen scheint es, als ob Gott
gar nicht existieren oder einfach abwesend würde. Als Bild dafür können wir das
Evangelium nehmen, wo Jesus im Sturm auf dem See hinten im Schiff schläft,
während die Jünger vor Todesangst um Hilfe schreien. Andere beschweren sich
über mangelnden Eifer, über mangelnde Klarheit der Lehre oder über die Skandale
in der Kirche, über den Mangel an Tugenden und machen dafür vor allem die
Hirten der Kirche verantwortlich.
In ihrer
Enttäuschung sehen viele Gläubige, aber auch viele Priester die Schuld für all
das, was sie als Verrat an uns von Jesus anvertrauten Sendung sehen bei der
Hierarchie der Kirche, bei den Bischöfe, der Römische Kurie und sogar dem Papst
selbst. Es scheint als ob den Steuermännern der Kirche das Ruder des Bootes
Christi aus der Hand geglitten wäre. Indem sie immer wieder mit Nachdruck
darauf beharren, dass der Zeitgeist und die vorherrschenden Denkströmungen die
Entscheidungen der Bischöfe bestimmen sollten, tragen die sozialen
Kommunikationsmittel das Ihre bei zur Entmutigung und Verzweiflung vieler
Gläubigen. Diese Kommunikationsmittel und auch gewisse Persönlichkeiten der
Kirche selbst drängen mit Nachdruck auf eine Erneuerung der Kirche in eine
ungewisse Zukunft hin und mir scheint, oft auf eine Zukunft fern des Herrn.
Manchmal
entlädt sich diese Enttäuschung der Gläubigen in einer Wut auf ihre Bischöfe.
Diese sogenannten „guten Katholiken“ verurteilen dann die Hierarchie für ihre
Trägheit und Feigheit. Sie beschweren sich über die Nachfolger der Apostel,
weil diese sich weigern, die Situation in die Hand zu nehmen. Sie verstehen
nicht, warum diese nicht die Gesetze Gottes verteidigen, die Priester für
gewisse Verbrechen bestrafen, und die selbsterklärten katholischen Politiker
exkommunizieren, welche sich zwar katholisch nennen aber zugleich Abtreibung,
Kindermord, Sterbehilfe und eine ganze Reihe Vergehen gegen das sechste Gebot
gutheissen.
Im Gebet mit
der Kirche verbunden wissen wir, dass wir uns in einer Situation befinden, die
sich nicht viel von der unterscheidet, unter welcher auch das Volk Gottes im
Alten Testament gelitten hat. Mir kommt dazu Psalm 13 in den Sinn:
“Usquequo,
Domine, oblivisceris me in finem? usquequo avertis faciem tuam a me?” …Wie
lange noch, HERR, vergisst du mich ganz? Wie lange noch verbirgst du dein
Angesicht vor mir? Wie lange noch muss ich Sorgen tragen in meiner Seele,
Kummer in meinem Herzen Tag für Tag? Wie lange noch darf mein Feind sich über
mich erheben?“
Ich
wiederhole: Christi Himmelfahrt spricht genau in diesem Sinne zu uns. Es hilft
uns zu verstehen, welche Rolle jedem von uns anvertraut ist bis zu dem
Zeitpunkt, der vom Herrn selbst bestimmt ist und an dem er in Herrlichkeit auf
den Wolken des Himmels kommt um sein Urteil zu sprechen über diese Welt und um
uns ins Ewige Leben zu führen, wenn wir wirklich treu an ihn festhalten.
“Euch kommt es nicht zu, Zeit oder
Stunde zu wissen, die der Vater in seiner Macht festgesetzt hat. Doch ihr
werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch herabkommt, und
ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samaria und bis
an die Grenzen der Erde.“
Die Annahme
des Reiches Gottes bedeutet eine ziemlich grosse Herausforderung für die Männer
und Frauen unserer Zeit. Auch wenn wir uns nicht zu sehr entmutigen lassen vom
Unrecht, das um uns herum geschieht, kann es doch vorkommen, dass wir Mühe
damit haben, daran zu glauben, dass wir selbst damit beauftragt sind, mit
Christus in seiner Kirche an der Rettung der Welt zu arbeiten.
“Doch ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes
empfangen, der auf euch herabkommt, und ihr werdet meine Zeugen sein in
Jerusalem und in ganz Judäa und Samaria und bis an die Grenzen der Erde.“
„Viri Galilaei… Ihr Männer aus Galiläa, was
schaut ihr staunend zum Himmel?“
Was bedeutet
es aber ganz konkret, erfüllt von der Kraft des Heiligen Geistes zu leben? Für
den weitaus grössten Teil der Katholiken ist wohl die Familie das primäre Feld
für das Zeugnis eines Christlichen Lebens: Leider ist es oft so, dass junge
Eltern heute mehr Mut brauchen, um den Glauben in ihrem eigenen Haus zu leben
und zu verkünden als die Apostel damals auf ihren Missionsreisen.
“In meinem Namen werden sie Dämonen
austreiben, in neuen Sprachen reden, Schlangen aufheben, und wenn sie etwas
Tödliches trinken, wird es ihnen nicht schaden; Kranken werden sie die Hände
auflegen, und sie werden gesund.“
Es ist die
Aufgabe von Vater und Mutter durch ihre Güte, ihren Glauben, ihr Gebet und ihre
Weisheit den Kindern den Sinn für die Gegenwart Gottes in ihrem Leben zu
erschliessen. Es ist Sache der Kinder, die in der Taufe empfangenen Gnaden zur
Entfaltung zu bringen und die ganze Familie zu erfreuen durch ihre Freude am
Leben mit Gott.
“Geht hinaus in alle Welt und verkündet das
Evangelium aller Kreatur! Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet, doch
wer nicht glaubt, wird verdammt werden.“
Es ist wichtig
zu wissen, dass die Ermahnung der Engel im Moment der Himmelfahrt des Herrn an
uns gerichtet ist: Wir sollen nicht mit geöffnetem Mund und starrem Blick zum
Himmel schauen, sondern uns an die Arbeit machen und mit einem Leben aus dem
Gebet in Gemeinschaft mit der Kirche in der Kraft des Heiligen Geistes
mitzuwirken an der Rettung der Welt.
Gelobt sei Jesus Christus!
PROPERANTES ADVENTUM DIEI DEI