Laetare – 4. Fastensonntag - 22. März 2020
Gal. 4, 22-31
Joh 6, 1-15
Gelobt sei Jesus Christus!
Laetare, Jerusalem! Freue dich, Jerusalem! … Wieso? Heutzutage
fragen sich nicht wenige, weshalb wir uns in diesem Leben freuen sollten – oder
überhaupt freuen könnten. Was ist der Grund, weshalb ich mich als Katholik
täglich freuen kann und muss? Wir wissen, dass wir nicht wie die weltlich
gesinnten Menschen sind, ganz ohne Gott. Ein echter Katholik kann nicht leben,
ohne seinen Herrn, Christus, den Gesalbten, zu kennen. Unser Leben muss geprägt
sein von einer intimen Beziehung zu Gott in Christus. Dies geschieht durch den
Gehorsam den Geboten Gottes und der Kirche gegenüber, durch den Empfang der
Sakramente, unser Gebet und unsere Busse und dadurch, dass wir die unserer
Berufung angemessenen Tugenden pflegen. Wenn wir nicht mit Christus in seiner
Kirche verbunden sind bleibt unser Leben farblos und absolut sinnlos. Wir
wissen, dass wir die wahre Freude nicht hier auf der Erde finden, nicht im
materiellen Besitz und nicht in den Vergnügungen und Annehmlichkeiten welche
ein gewisses persönliches Ansehen mit sich bringt. D.h. eines Ansehens, welches
der trügerischen Popularität in der modernen Welt entspringt. Wahre Freude
entspringt nicht einmal dem Bemühen, wahre und dauerhafte Freude in den
vorübergehenden Erfolgen in Beruf, Sport oder Familie zu finden. Worin besteht
denn nun die echte Freude des Christen?
Die an diesem
Sonntag gepriesene Freude ist mehrdimensional. Auf einer ersten Stufe ist es
das, was wir als Kinder über Laetare
in der Fastenzeit und über Gaudete im
Advent gelernt haben: Wir feiern die Tatsache, dass wir die Hälfte dieser
Busszeit bereits hinter uns haben – oder bei Gaudete sogar zwei Drittel. In der Fastenzeit ist es eine Zeit ohne
Halleluja, ohne Gloria und ohne Orgel in der Kirche. Heute stärken wir unseren Willen,
unseren Vorsätzen für den Rest der 40 Tage treu zu bleiben mit den rosafarbenen
Paramente und den für einen Sonntag zurückgekehrten Blumenschmuck am Altar. Diese
Zeichen der Freude sollen uns ermutigen, den Rest der 40 Tage mit Christus in
der Wüste zu fasten.
Auf einer
etwas tieferen Ebene bringt das Tagesgebet der Messe einen weiteren Gedanken:
“Gewähre,
so bitten wir, allmächtiger Gott, dass wir, die wir mit Recht für unsere Taten
bedrängt werden, durch den Trost Deiner Gnade wieder aufatmen können.“
Ja, die Fastenzeit
ist unser Busswerk, aber die Fastenzeit zeigt uns auch den Sinn der Gnade des
allmächtigen Gottes auf, der uns rettet. An sich würde diese Motivation für
diejenigen, welche die Liturgie und die asketischen Übungen der Kirche
mitfeiern bereits ausreichen für die Veränderung der Stimmung in der heutigen
Liturgie.
Ausgehend von
den Lesungen der Heutigen Messe können wir diese theologischen Überlegungen
aber noch weiter vertiefen. Wir erinnern uns mit dem Hl. Paulus daran, wie wir
dank unserer Taufe mit Wasser im Heiligen Geist zu Kindern der göttlichen
Verheissung wiedergeboren wurden. Wir sind befreit von den Folgen der Erbsünde
und mit dieser Gnade gestärkt dürfen wir nie wieder mit unseren persönlichen
Sünden zu Sklaven dieser Welt werden. In seinem Brief an die Galater verweist
der Heilige Paulus auf die beiden Söhne unseres Patriarachen Abrahams, auf den
Sohn der Sklavin und den Sohn der Verheissung. Im Auftrag Gottes musste Abraham
das Urteil sprechen zugunsten des Sohnes der Verheissung und Ismael, den Sohn
der Sklavin, zusammen mit seiner Mutter Hagar wegschicken. So sagt Paulus: “Deshalb, Brüder, sind wir nicht Kinder der
Magd, sondern der Freien kraft der Freiheit, durch die Christus uns befreit
hat.“
Ich frage
mich, wie viele Katholiken sich ihrer ganz einfach durch die Taufe erfolgten
Erwählung in Christus wirklich bewusst sind, sich also ihrer besonderen Würde
als Kinder Gottes bewusst sind. Wie viele eingeschriebene Kirchenmitglieder
haben keine Ahnung von unserem Glück, in der Gemeinschaft mit dem eingeborenen
Sohn Gottes selber Kinder Gottes zu sein? Wenn wir von einem Skandal in der
Kirche sprechen wollen, dann ist es gerade das, dass wir vergessen haben,
welchen Vorteil wir gegenüber der Welt haben. Es gibt Menschen, die sich dank
der Kontrolle über die sozialen Kommunikationsmittel darüber beklagen, dass sie
Opfer von Ungerechtigkeit seien, weil ihnen die Kirche nicht „gleichberechtigte
Arbeitsbedingungen“ anbiete, d.h. dass die Kirche das kirchliche Amt nicht
allen anbiete, ohne Vorbedingungen. Sie behaupten dabei, dass sich die Kirche
nicht unterscheiden dürfe von einem Club, einem wirtschaftlichen Unternehmen
oder einer politischen Partei. Ehrlich gesagt, ich habe es satt, immer von
angeblicher Diskriminierung in der Kirche zu hören, als ob die Kirche einfach
ein weltlicher Verein wäre. In der Kirche zählt nicht das kirchliche Amt,
sondern unsere Würde als Getaufte.
Laetare, Jerusalem! Ja, Freue dich! Unsere Taufberufung
in Christus entspricht es, dass wir die der Kirche geschenkten Heilmittel
nutzen, die Sakramente insbesondere, aber auch die Lehre der Kirche. Wir haben
die Kirche als Schule des Gebetes und der Busse, als Ort der Vergebung aber
auch zu Wiedergutmachung der durch unsere Sünden und durch die Sünden anderer
entstandenen Schäden, sowohl zum Wohl unseres Lebens als auch zum Wohl dieser
alles andere als heiler Welt.
Es ist
richtig und mehr als angemessen, dass wir unsere Freude inmitten der Fastenzeitlichen
Wüste feiern. Es wäre tatsächlich ein Irrtum, zu meinen, dass ein echter
Katholik nur ganz nüchtern und kühl feiern könnte und dass unser Leben allein
bestimmt sein müsse von Busse und Sühne für die Sünden der Welt. Die Hl. Katharina
von Genua beschreibt in ihrem Traktat über das Fegfeuer den Sinn der Freude der
Seelen, welche die Qualen des Fegfeuers erleiden. Wenn für diese Seelen vor
allem der Schmerz bestimmend ist, den die leidende Kirche hat, weil sie nicht
die Gegenwart Christi, der Mutter Gottes und der Heiligen geniessen kann, so
haben sie doch gleichzeitig die Freude, die aus der Hoffnung kommt, dass diese
Qualen vorübergehen. Das Leiden ist die Konsequenz unserer kleinen und
grösseren Sünden, die Freude entstammt der Tatsache, dass diese Sünden schon in
diesem Leben von Gott durch den Dienst der Kirche vergeben wurden und auch die
schmerzhaften Folgen dieser Sünden geheilt werden.
Es ist würdig
und recht, heute ein wenig das Kind zu spielen, welches sich darüber freut,
dass es einmal mehr zwei Drittel dieser schweren Zeit hinter sich gebracht hat.
Aber wie die Kinder in ihrer Einfalt, so müssen auch wir akzeptieren, dass
unsere Situation als Büsser in der Wüste dieser Welt die Vorbedingung ist für
die unbeschreibliche Freude, die uns zuteilwird im Himmel beim ewigen Gott. Wir
müssen uns losreissen von dieser vergänglichen Welt, welche uns nichts
Dauerhaftes zu bieten hat. Jesus allein kann unser Herz erfüllen, wie er auch
den Hunger der 5000 mit wenigen Broten und etwas Fisch gestillt hat. Nach dem
„rosa“ des heutigen Tages gehen wir ihm entgegen in der Wüste, damit wir
gesättigt werden nicht mit irgendeinem beliebigen Brot, sondern mit ihm selbst,
der Weg, Wahrheit und Leben ist.
Gelobt sei Jesus Christus!
PROPERANTES ADVENTUM DIEI DEI