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Friday, August 21, 2020

Heart to Heart with the Immaculata

 

Fest des Unbefleckten Herzens

der Allerseligsten Jungfrau Maria

22. August 2020 - St. Anton, Basel

Sir 24, 23-31

Joh 19, 25-27



Gelobt sei Jesus Christus!

Im Secret der heutigen Messe beten wir so:

“Da wir, Herr, Deiner Majestät das makellose Lamm darbringen, bitten wir, dass jenes göttliche Feuer unsere Herzen entzünde, welches das Herz der seligen Jungfrau Maria auf unaussprechliche Weise entflammt hat.“

Ich erinnere mich noch gut daran, wie mein Heimatbischof in den Vereinigten Staaten, ein Mann mit einem grossen Herzen, fromm und Gottesfürchtig, ein Bild vom Heiligsten Herzen Jesu suchte, welches er drucken lassen wollte, um es an die Gläubigen weiterzugeben für die Feier der Herz-Jesu Thronerhebung in den Familien der Diözese. Mit dieser Aktion und mit vielen anderen ähnlichen suchte er nach Wegen, um den Glauben der Menschen zu erneuern gerade dadurch, dass er beim Gebet in der Familie zu Hause anfing. Die Zeiten haben sich seither gewaltig verändert. Damals traute sich der Bischof nicht, ein klassisches Herz-Jesu-Bild zu verwenden, weil er fürchtete, die Leute könnten sich dadurch nicht angesprochen fühlen. Heute haben wir diese Probleme nicht mehr. Die klassischen Bilder von anno dazumal gefallen sogar der jüngeren Generation (das heisst den unter vierzig-jährigen). Wenn ich mich richtig erinnere, so hat mein Bischof damals, nachdem er viele moderne und abstrakte Bilder begutachtet hatte, sich für ein schönes Herz-Jesu-Gemälde aus dem 18. Jahrhundert entschieden. Er schenkte jedem Haushalt in der Diözese eine Farbkopie von diesem Bild und eine mit einem Bild der Marias mit ihrem unbefleckten Herzen.

Auch wenn unser Herz nicht ein unbeflecktes ist wie dasjenige der Jungfrau Maria, so bitten wir den Herrn heute, an diesem Festtag in besonderer Weise, unsere Herzen mit derselben Liebesglut zu entzünden, mit der das unbefleckte Herz Marias erfüllt war. Mit Nachdruck möchte ich auf die zentrale Bedeutung der Verehrung des unbefleckten Herzens Marias für unseren Glauben hinweisen. Diese Verehrung führt uns mit Sicherheit zum Verständnis der Natur und des Wesens der Kirche und unserer persönlichen Berufung als katholische Christen. Die Menschen unserer Tage meinen, sie könnten die Kirche verstehen aufgrund der Strukturen, ihrer Organigramme der sozialen Einrichtungen und der Hierarchie. Es ist natürlich wahr, dass die sichtbare Struktur der Kirche hilft, ihr inneres Wesen erfahrbar zu machen. Wir können nicht auf die Sichtbarkeit der Kirche verzichten. Aber wir dürfen nie vergessen, dass es ist der Heilige Geist, der im Herzen der Kirche und eben auch im Herzen jedes einzelnen Gläubigen wirkt. Es ist genau dieses Wirken Gottes, seine Gnade, welche den mystischen Leib Christi belebt. Die gesellschaftlichen und hierarchischen Strukturen der Kirche alleine können niemals die Tugend des Glaubens, die tätige Nächstenliebe und die Hoffnung, welche allein in Gott gestillt werden kann, ersetzen. Die Eigenart einer Rede über das Herzen Marias ist vor allem die, dass diese Rede unseren Glauben nährt und belebt. Es steht ausser Zweifel: Die konkreten Strukturen sind absolut notwendig, aber der Weg zu Christus und zum ewigen Heil führt durch das Herzen Marias ins Herz der Getauften um dann im grossen Ozean der Göttlichen Liebe einzutauchen. Alles andere dient und fördert nur diesen inneren Dialog der Liebe.

Der Heilige Lorenzo Giustiniani, (er lebte von 1381 – 1456 und war der erste Patriarch von Venedig) hat den Unterschied zwischen dem Alten und dem Neuen Bund gerade mit dem Begriff des Unbefleckten Herzens Marias behandelt. Er legte grossen Wert darauf, dass das eigentlich akzeptierbare Opfer, dargebracht mit reinem Herzen, nicht dasjenige war, welches im von Menschenhand  und aus Steinen erbauten Tempel dargebracht wird, sondern jenes, welches im Tempel unsers Herzens dargebracht wird, wo unser Herr Jesus Christus in seiner Güte Wohnung genommen hat. Sicher, der Besuch dieser schönen Kirchengebäude schenkt uns viel Trost. Aber diese Gebäude dienen nur insofern sie das geistige Haus unterstützen. In diesem Sinne spricht man von der Kirche als ein aus lebendigen Steinen erbautes Haus. Das Neue Jerusalem aus der Offenbarung des Johannes ist auf dem Fundament der Apostel gebaut und wird erleuchtet von der Gegenwart Gottes, welche die Stadt Gottes erfüllt, die keinen andern Tempel hat als ihren Herrn und Gott.

Kehren wir zurück zum heutigen Fest. Die Schönheit und der Kerngehalt dieses Marienfestes finden wir in der Lesung des heutigen Festes. Die Kirche deutet diesen Vers im 24. Kapitel des Buches Jesus Sirach so, dass sich in Maria, besonders in ihrem unbefleckten Herzen, die Fülle der Weisheit Gottes wohnt:

“Ich bin die Mutter der schönen Liebe und der Gottesfurcht, der Erkenntnis und der heiligen Hoffnung… Die mich aufleuchten lassen, erlangen das ewige Leben.”

Vor kurzem wurde mir in einem Videointerview die Frage gestellt: „Wie können wir die pastoralen Dienste für die Zukunft garantieren in Anbetracht der wirtschaftlichen und sozialen Krise sowie der daraus resultierenden Finanzeinbussen, welche durch den von den zivilen Behörden zur Bekämpfung des COVID-19 Virus verordneten „Lockdown“ entstanden sind?“ Die zuständigen Behörden haben uns während mehr als zwei Monaten alle Aktivitäten in unseren Kirchen und kirchlichen Zentren verboten. Vielleicht hilft uns das nun, leichter über unsere pastoralen Prioritäten nachzudenken und zu entdecken, was für ein gutes Glaubenszeugnis heute notwendig ist. Ist der schöne Kirchturm in der Mitte des Dorfes wirklich so entscheidend? Was bringen uns die demokratischen Strukturen in der Kirche, wenn die Gläubigen keine Messe mehr haben und nicht mehr zur Beichte gehen können? Was hilft die Jugendarbeit den Eltern, wenn diese nicht mehr wissen, dass sie als erste dazu berufen sind, die Herzen ihrer Kinder für die Liebe Gottes zu öffnen. Ist es nicht eher, dass dies besonders durch ein vertrauensvolles Verhältnis zur Jungfrau Maria geschieht? „Die mich aufleuchten lassen, erlangen das ewige Leben.”

Wir können und müssen von einer Glaubenskrise sprechen. Es fehlt das Wissen über den Glauben. Es mangelt an gelebtem Glauben. Viele unterlassen es, die Sonntagsmesse zu besuchen und auch regelmässig zu beichten. Es ist eine traurige Tatsache, dass viele nicht wirklich aus dem Gebet leben, d.h. dass sie den Tag nicht gleich beim Erwachen dem Herrn anvertrauen oder sich zur Zeit des Angelus dreimal täglich kurz dem Herrn zuwenden. Viele danken nicht für das tägliche Essen oder pflegen weder den Rosenkranz noch die Gewissenserforschung vor dem Einschlafen. Wir sollten immer in Gemeinschaft mit der Mutter Gottes leben, unsere Herzen ausgerichtet auf das unbefleckte Herzen Marias: „Die mich aufleuchten lassen, erlangen das ewige Leben.” Ja, das ist die wahre Weisheit.

Ist das für einen „normalen“ Christen eine zu grosse Herausforderung? Wir können es nicht ehrlich behaupten, wenn wir nicht wenigstens eine kleine Anstrengung unternehmen in diese Richtung. Wir müssen wenigstens versuchen, ein solches Leben zu führen und die Irrungen dieser Zeit zu überwinden und alles zu Christus unserem Erlöser zu führen. Vom Herzen Marias zum Heiligsten Herzen des Sohnes und so bis vor den Thron des Allerhöchsten.

 „Die mich aufleuchten lassen, erlangen das ewige Leben.”

Gelobt sei Jesus Christus!


PROPERANTES ADVENTUM DIEI DEI


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