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Sunday, May 20, 2018

Jubilee Homily - 30 Years Archbishop Haas




Festpredigt aus Anlass des dreissigjährigen Bischofsjubiläums
SER Erzbischof Wolfgang Haas
Dienstag 22. Mai 2018, Kathedrale von Vaduz
Maria, Mutter der Kirche
Apg 1, 12-14
Joh 19, 25-27

Gelobt sei Jesus Christus!
Maria, Mutter der Kirche!

„Frau, siehe, dein Sohn! Dann sagte er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.“

Die Entscheidung, unser Fest zum 30-Jahr-Jubiläum des Erzbischofs von Vaduz mit der Votivmesse “Maria, Mutter der Kirche” zu feiern erleichtert meine Aufgabe über den bischöflichen Dienst zu meditieren. Dafür bin ich Gott dankbar. Mit dem Titel „Maria, Mutter der Kirche“ und ausgehend vom Evangelium dieser Messe, haben wir alles was nötig ist, um ein vollständiges Programm für das Bischofsamt auszulegen.

„Seine Mutter sagte zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut!“ (Johannes 2: 5)

Ich glaube, dass wir in der heutigen Zeit solch ein marianisches Programm brauchen, um das Amt des Bischofs zu beschreiben. Wir müssen eindeutig darauf bestehen, dass die Kirche Christi ohne die Muttergottes in ihrem Zentrum undenkbar ist. Aus diesem Grund sollte das einzige bischöfliche Amt, das man sich in der Kirche vorstellen kann, dasjenige sein, das durch das Gebet, die Gegenwart und den Rat der Seligsten Jungfrau Maria erleuchtet wird.

Es gäbe so viel über das Amt des Bischofs zu sagen! Wir hätten das Liber Regulae Pastoralis von Papst Gregor dem Grossen und seine Lehre über das magisterium humilitatis, das Lehramt der Demut untersuchen  können. Dazu passt immer auch ein Zitat des Freundes vom heiligen Karl Borromäus, vom grossen Erzbischof von Braga in Portugall, Bartolomeu dos Martires, und seines Stimulus Pastorum: “Quid aliud est Episcopus, quam quidam suae dioecesis sol, & homo totus igneus, totus conquirendis Christo animabus intentus exemplo semper, et verbo saepissime praedicans?” “Was anderes ist der Bischof als die Sonne seiner Diözese und ein Mann voll Feuer, der ganz darauf bedacht ist, Seelen für Christus zu gewinnen, indem er ständig durch sein Beispiel predigt und sehr oft durch sein Wort?” Aber dank der Priorität, die der Mutter Gottes gegeben wird, können wir Gregor und Bartolomeu ein wenig auf der Seite lassen und uns heute auf eine andere Art von Gedankenaustausch konzentrieren. So können wir den Akzent auf die marianische Spiritualität legen, indem wir die Worte als Ausgangspunkt nehmen, die Jesus selbst an die Apostel gerichtet hat und die damit auch für ihre Nachfolger Gültigkeit haben. Er hat sie von zwei Berghöhen aus gesprochen: vom Kalvarienberg und vom Ölberg. Von Jesus selbst kennen wir die Aufgabe, die der Herr seine Mutter auf dem Kalvarienberg zugunsten der Kirche zuerkannt hat. Dies gilt vor allem für den bevorzugten Apostel, den heiligen Johannes, und auch für das ganze Apostelkollegium und damit auch für alle Bischöfe, die ihm im Laufe der Jahrhunderte gefolgt sind bis zur Wiederkunft des gerechten Richters.

„Frau, siehe, dein Sohn! Dann sagte er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.“

Vom Ölberg aus, hier in der Apostelgeschichte kurz vor dem Abschnitt, den wir für unsere erste Lesung gewählt haben, finden wir den Auftrag, den der auferstandene Herr im Augenblick seiner Himmelfahrt den Aposteln gegeben hat, auch wenn er für uns in etwas rätselhafte Worten gekleidet ist.

„Geht nicht weg von Jerusalem, sondern wartet auf die Verheißung des Vaters, die ihr von mir vernommen habt. Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber werdet schon in wenigen Tagen mit dem Heiligen Geist getauft… Euch steht es nicht zu, Zeiten und Fristen zu erfahren, die der Vater in seiner Macht festgesetzt hat. Aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde.“

Es ist klar: die Apostel haben verstanden, dass ihre erste Aufgabe darin besteht, wachend zu beten und auf die Ausgiessung des Heiligen Geistes zu warten. Gleich nach der Himmelfahrt gehorchten die Apostel dem Wort Jesu und zogen sich zum Gebet in den Abendmahlssaal zurück, und wie man sieht, fanden sie sich dort als Kollegium versammelt um die Muttergottes.

„Als sie in die Stadt kamen, gingen sie in das Obergemach hinauf, wo sie nun ständig blieben… Sie alle verharrten dort einmütig im Gebet, zusammen mit den Frauen und mit Maria, der Mutter Jesu, und mit seinen Brüdern.“

Als Kinder haben wir beim Studieren des Katechismus gelernt, dass die Kirche Christi die eine, heilige, katholische und apostolische ist. Wir haben der Bedeutung dieser vier Zeichen einige Lektionen gewidmet. Ich muss hinzufügen, dass für die Kirche, sowohl für die universale als auch für die Teilkirche, die Pflicht, auf diese vier Zeichen besonderes Gewicht zu legen, auf den Schultern des Bischofs liegt. Er ist es, der das glorreiche Antlitz des Herrn Jesus auf dem mystischen Leib Christi für das Heil der Welt erstrahlen lassen muss. Es ist eine gewaltige Aufgabe, die Jesus selbst dem Bischof zu Gunsten seiner Herde anvertraut hat. Der auferstandene Herr spricht durch seine Kirche und durch die Gnade des Heiligen Geistes. Der Auftrag erfüllt sich in der Zusammenarbeit des Bischofskollegium und des Presbyteriums und dem Mitwirken aller Getauften. Der Bischof und sein Klerus tun dies immer zusammen mit Maria zuhause und im ständigen Gebet (in der Apostelgeschichte liegt der Schwerpunkt auf dem Haus des heiligen Johannes und auf dem Abendmahlssaal bis zum Pfingsttag). Es gibt und es kann auch keine Kirche Christi geben, die nicht ganz marianisch ist. Durch das Wort Christi sind wir der Person und dem Gebet Mariens anvertraut. Wir müssen vor allem das Antlitz Mariens in unserem Glaubensleben und in unserem priesterlichen Apostolat suchen.

Was für ein schöner Gedanke, dass wir alle als Kirche in Gemeinschaft mit Maria leben! Dies ist ein grosser Trost, aber gleichzeitig auch eine grosse Herausforderung.

Das Wort, das unseren Familien gepredigt werden muss, immer durch Taten und sehr oft auch in Worten, ist, dass die Mutter im Haus gegenwärtig ist, wie es Maria im Haus von Johannes war. Man erkennt die Gegenwart der Gottesmutter durch unsere Gebetsgewohnheiten. Mit dem heutigen hektischen Leben, das nicht so viel Raum für die einfache gegenseitige Anwesenheit von Menschen lässt, ist es wirklich eine Herausforderung.

Selbst die einfachen Getauften müssen sich wegen all der Ablenkungen und des Lärms, der die Gelassenheit wegnimmt, sehr bemühen. Die Aufgabe des Priesters und vor allem des Hohepriesters, also des Bischofs, ist es, das Leben der kleinen Kirche, also der Familie, in diesem Sinne nützlich zu machen. Für den Bischof bedeutet seine Mission wirklich eine Herausforderung. Seit jeher tragen die Nachfolger der Apostel eine grosse Verantwortung, wie es der heilige Augustinus bangend ausdrückte: Mit euch bin ich getaufter Christ und für euch bin ich Bischof. Mit der Übernahme des Pontifikats beklagte sich der heilige Gregor der Grosse über den Verlust der Ruhe und der Sammlung in der Klausur. Der grosse heilige Papst bedauerte zutiefst den Verlust der Gelegenheit, die klösterliche tiefe Verbundenheit mit dem Herrn und natürlich der Gemeinschaft mit Seiner Mutter zu leben.  Wie kann man das durch die Ausübung des bischöflichen Amtes retten?

Heute sprechen wir oft über Subsidiarität und leider auch über die Grundlagen des Aktivismus. Die Merkmale eines marianischen Dienstes des Bischofs sollten den Schwerpunkt anderweitig legen, und zwar auf das Gebet, in der Erwartung mit Maria, und im Hören darauf, alles vom Sohn zu erwarten, entsprechend der prophetische Aufforderung seiner Heiligen Mutter: “Was er euch sagt, das tut!”

Exzellenz! Wir feiern heute mit Ihnen! Wir sind heute bei Maria, unserer Mutter, zu Hause! Inbrünstig im Gebet mit der Mutter der Kirche bitten wir den eingeborenen Sohn des Vaters um jede Gnade für Sie als Nachfolger der Apostel.

Das heisst so zu sein, wie die Apostel, die ihren Platz erkannt haben in der Gemeinschaft mit Maria und unter ihrem Segen. Exzellenz, schreiten Sie weiter voran in der Gnade, die sie vor dreissig Jahren empfangen haben! Sei es, wie Gott es will, und ja, wie Bartolomeu dos Mártyres sagt, seien Sie voll Feuer für die Kirche, die Ihrer Sorge anvertraut ist, die Sonne der Erzdiözese, und predigen Sie immer durch das Beispiel und sehr oft mit Worten!

Gelobt sei Jesus Christus!
Maria, Mutter der Kirche!

PROPERANTES ADVENTUM DIEI DEI


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