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Friday, September 6, 2019

Religious Life in the Service of the Church's First Building Block


Glaubenszeugnis - Anziehungskraft des Ordenslebens
Vortrag für die Schwestern
Sankt Pelagiberg – 10. September 2019

        Als Jungpriester und Religionslehrer für 14-17-Jährige bei uns zuhause an der katholischen Schule habe ich jedes Jahr einen Teil des katechetischen Unterrichts einer ekklesiologischen Betrachtung der Kirchengeschichte gewidmet. Diesbezüglich bin ich, auch 40 Jahre später, immer noch der Meinung, dass der Heilige Geist die Verkündigung des Evangeliums hauptsächlich durch Personen, gottgeweihten Personen, und vor allem, durch Heilige vorantreibt. Ich will nichts von der Bedeutung des Petrusamtes, des Bischofsamtes oder des Priesteramtes als Berufung wegnehmen, aber ich muss sagen, dass das Ordensleben, das gottgeweihte Leben, das Leben von Ihnen als Ordensschwestern für das Leben der Kirche gewissermassen herausragend ist. Die Kirche lebt und blüht vom Zeugnis, ja von Zeugen des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, von Zeugen der Vollkommenheit. Jeder Christ kann und muss Zeuge des Glaubens sein. Wir alle sind berufen, heiligmässig zu leben. Die Geschichte der Kirche und der Verkündigung ist ohne das Gottgeweihte Leben einfach undenkbar.

Aber Achtung! Es darf nicht vergessen werden, dass die katholische Familie im Zentrum des kirchlichen Lebens steht. Im Zentrum des göttlichen Projektes zur Errettung der Welt steht die Gemeinschaft von Mutter, Vater und Kindern, die wir die "kleine" Kirche nennen. In normalen Zeiten existiert der gesamte institutionelle Teil der "großen" Kirche vor allem, um dieser ersten Zelle der Kirche zu helfen, ihre Aufgabe zu erfüllen und der nächsten Generation ein lebendiges Gefühl der Gegenwart Gottes zu geben, der in der Welt tätig ist, von Gott, der sich wegen seiner unbeschreiblichen Liebe für jeden von uns interessiert. Das geweihte Leben besteht vor allem darin, der Familie zu dienen, durch das Bewusstsein der Liebe Gottes zu jedem von uns, durch das Zeugnis der Heiligkeit des Lebens der geweihten Seelen, durch Ihr Leben des Gebetes und der Kontemplation, durch das Apostolat, insbesondere durch den Unterricht auf allen Ebenen und durch die Gesundheitsversorgung. 

        Zurück zu meinen „High School“ Vorlesungen von damals in Sioux Falls, South Dakota! Um den Schülern zu helfen, meine These für die schulischen Prüfungen im Gedächtnis zu behalten, habe ich die verschiedenen kirchlichen Hauptdarsteller durch die Jahrhunderten hindurch mit verschiedenen Schlüsselworten bezeichnet, die alle mit „M“ anfangen. Es war meine Behauptung und es bleibt auch so, dass der Heilige Geist immer und auf verschiedenste Weise zugunsten des ewigen Heils des Volks Gottes tätig war und ist.

Hier sind meine Kategorien für die jeweiligen Protagonisten und Protagonistinnen der Weitergabe des Glaubens und des Christlichen Lebens:

- Schon zu apostolischen Zeiten und hauptsächlich für gut 300 Jahren waren es diejenigen, die mit M anfangen: Märtyrer, Männer und Frauen die durch ihrem Lebensopfer bis zum Todesopfer dem Herrn geweiht sind.
- Nach dem Untergang des Römischen Reichs und für ebenso lange Zeit, wenn nicht länger, waren es wieder diejenigen, die mit M anfangen: Mönche (Wir sagen „Mönche“ und wir meinen auch dabei „Nonnen“), als Gemeinschaften durch Ora et Labora dem Herrn geweiht.
- Dann fast bis zur Zeit der Gegenreformation waren es diejenigen, die mit M anfangen: Mendikanten (die Bettelorden, männliche und weibliche), die Christus in Armut folgen.
- Es folgte dann bis in unseren Zeiten hinein wiederum diejenige, die mit M anfangen: Missionare, auch Männer und Frauen.

Durch das Beispiel und die Lehre, die den Anders- oder Nichtgläubigen von außergewöhnlichen Menschen in jeder dieser Kategorien angeboten wurden, Märtyrer, Mönche, Mendikanten, Missionare, wurde das Evangelium gepredigt und für das Wohl des Einzelnen und für die Rettung der Welt gefördert.

        Ich muss feststellen, dass für mich heute die Kategorien, die ich damals für den Unterricht in der Schule verwendet habe, nicht so wichtig sind. Diese Kategorien lassen sich nicht eindeutig voneinander unterscheiden oder in Bezug auf einen bestimmten Zeitraum klar eingrenzen. Sie haben immer auf die eine oder andere Weise nebeneinander bestanden. Ich würde einfach sagen, dass, besonders im Fall der Mönche und Mendikanten, die eine oder andere Gruppe von der Kultur je nach dem historischen Moment oder dem spezifischen Ort in der Welt besser verstanden oder geschätzt wurde. Es sollte betont werden, dass es eher die Menschen waren und auch heute noch sind, die wichtig sind, die großen Heiligen, die zu jeder Gruppe gehören. Was zählt, ist die Tatsache, dass zu seiner Zeit und in der gesamten Geschichte der Kirche diese Männer und Frauen, jung und alt, unsere Heiligen, die Fantasie des Volkes geweckt haben. Durch ihr Vorbild haben sie Menschen zum Glauben gebracht und zum Wagnis, Christus nachzufolgen.   

Märtyrer: Zeugen des gekreuzigten Christus, in Seinem Opfer an den Vater zum Heil der Welt; 
Mönche: Zeugen Christi in der Wüste und auf dem Berg im Gebet mit seinem Vater; 
Mendikanten: Zeugen des Menschensohnes, der keinen Platz hatte, um sein Haupt hinzulegen; 
Missionare: Unermüdliche Zeugen für den lehrenden Christus, um den im dunklen Tal Liegenden Licht zu bringen. 

Es entgeht mir keineswegs die Tatsache, dass die vier Kategorien nicht erschöpfend sind, denn es fehlt die sehr wichtige Kategorie von Friedenstiftern sowie Mitarbeitern der Nächstenliebe.  Was wäre das Zeugnis des Evangeliums ohne Menschen wie die heilige Elisabeth von Thüringen! Ja, sie war eine Bettlerin, aber in außergewöhnlicher Weise war sie ein Beispiel für eine Dienerin der Nächstenliebe durch ihren vollen Einsatz für die Armen, Schwachen und Kranken... Ich bleibe jedoch bei meinen Kategorien, weil wohltätige Aktivitäten, das Engagement für den Frieden oder das Unterrichten durch alle Zeiten fortdauern. Es handelte sich jedoch um Tätigkeiten, die von Personen der genannten Kategorien vorwärts gebracht wurden; die karitativen Helfer oder Friedenstifter waren Märtyrer, Mönche, Mendikanten oder Missionare.

Dies war eine lange Einführung oder in Klammern, um mich zur kürzeren Ausarbeitung meiner These zu führen, dass es nichts Wichtigeres gibt als die Heiligkeit des persönlichen und individuellen Lebens für die Erneuerung des heutigen Lebens in der Kirche. Wenn wir auf eine Erneuerung des kirchlichen Lebens in unserer Zeit hoffen oder von ihr träumen können, wird diese Erneuerung religiöse Ordensmänner und -frauen als Hauptfiguren im Dienst der "kleinen" Kirche als Zelle der "großen" Kirche haben.  Anders ausgedrückt, wir müssen die katholische Familie retten und dafür braucht es die geweihten Seelen.

 In diesem Zusammenhang möchte ich betonen, dass die "gemeinschaftliche" Dimension des geweihten Lebens eine Schlüsselrolle darin spielt, dass das christliche Leben nicht einsam oder unstrukturiert ist, sondern gemeinschaftlich. Die Tugenden des Einzelnen haben großes Gewicht, aber es ist die gemeinsame Tun und das Gemeinschaftszeugnis, die es dem Zeugnis eines Johannes des Täufers oder eines heiligen Mönchen Vaters Antonius ermöglichen, Anwendung oder Verbindung zu denen zu finden, die in dieser Welt leben.

         Es versteht sich von selbst, dass der Angelpunkt, um den sich dieses erneuerte geweihte Leben dreht, die Eucharistie ist, die gemäß der Tradition wiederhergestellt werden muss, und das Stundengebet, das gemäß den Statuten der jeweiligen Ordensgemeinschaft in Gemeinschaft gebetet wird.

Glaubenszeugnis - Anziehungskraft des Ordenslebens: Warum sterben gewisse Kongregationen? Warum gedeihen andere? Oft sterben Gemeinschaften aus Mangel an Eifer, wegen der Lauheit ihrer Mitglieder und ja, wegen der Sünde. Manchmal auch, weil sie das Mitgefühl der Gläubigen nicht finden. In einigen Fällen können wir von der Unwichtigkeit ihres grundlegenden Charismas sprechen (ich denke zum Beispiel an die Trinitarier oder Mercedarier, die gegründet wurden, um christliche Sklaven und Geiseln von Muslimen zu erlösen). Es gibt auch Fälle, in denen die soziale Organisation und bestimmte wirtschaftliche und kommerzielle Mechanismen versagen oder verändert werden und bestimmte Formen des geweihten Lebens zerstören. Zum Beispiel: Die industrielle Revolution verurteilte bestimmte klösterliche Formen, wie die Zisterzienser, die lange Zeit die europäische Wirtschaft beherrschten (die einzelnen Gemeinschaften bestanden aus einer bestimmten Anzahl von Mönchen in den einzelnen Klöstern, wobei sich viele Laienbrüder um die Felder, die Rinder usw. kümmerten). Diese Brüder ernährten sich geistig besonders aus den 15 Geheimnissen des heiligen Rosenkranzes und aus dem kleinen Offizium der Madonna, da sie keine Zeit hatten, an der täglichen Konventmesse oder an dem im Chor gesungenen Offizium teilzunehmen.

         Ich möchte überhaupt nicht ein Urteil über die Krisen in bestimmten Kongregationen abgeben und darüber, ob sie immer endgültig sein müssen, oder ob sie manchmal nicht auch für ein Charisma heilsam sein können. Die Benediktiner z.B. beziehen sich immer auf den heiligen Benedikt von Nursia (ca. 480-547), obwohl viele darauf bestehen, dass die uns bekannte Ordnung von der Reform eines anderen Benedikts, des heiligen Benedikt von Aniane (747-821), inspiriert ist. Ohne mich auf Prozesse zu beschränken, die eine lange Zeit benötigten, kann ich einfache Beispiele weiblicher Gemeinden anführen, die in kurzer Zeit eine neue Blüte erlebt haben, nachdem sie ihr Charisma durch Reformen wiederentdeckt hatten.  Ich denke zum Beispiel an den Fall der Gründerin von EWTN, Mutter Angelica, PCPA, der Klarissen der ewigen Anbetung. Ich kenne zwei von Dominikanern inspirierte weibliche Gemeinden in den Vereinigten Staaten, die mit der Rückkehr zum langen Ordenskleid und der Wiederaufnahme des klassischen Apostolats des Unterrichtens von Mädchen und junge Frauen eine wahre Explosion neuer Berufe erlebt haben.

Vielleicht hilft uns der Ratschlag des Jesaja 30,15: “…in silentio et in spe erit fortitudo vestra.” “…nur Stille und Vertrauen verleihen euch Kraft.“  

Was für Israel auf seinem Weg galt, wird in den Unterscheidungsprozessen für den Einzelnen und für die Gemeinden des geweihten Lebens immer gelten. Ich wiederhole: Es gibt nichts Wichtigeres als die Heiligkeit des persönlichen und individuellen Lebens für die Erneuerung des Lebens in der heutigen Kirche. Wenn wir hoffen oder von einer Erneuerung des kirchlichen Lebens in unserer Zeit träumen können, wird diese Erneuerung religiöse Männer und Frauen als Hauptpersonen im Dienst der "kleinen" Kirche als Zelle der "großen" Kirche haben. Die Herausforderung ist der Prozess der Unterscheidung, und der Ausgangspunkt dafür muss die Suche nach den richtigen Koordinaten sein.

        Vor Jahren spekulierte ein Theologe namens Ratzinger, damals viel jünger als Papst Emeritus Benedikt XVI., über die Zukunft der Kirche und sagte, dass der Eckstein des Gebäudes der künftigen Kirche möglicherweise die Konzentration auf Bekenner des Glaubens, der Geistlichen, der Ordensleute und der Laien sein werde. Er legte dar, dass das Modell "Volkskirche" von der Bildfläche verschwinden werde. Damit wollte der zukünftige Papst die Gläubigen nicht erschrecken oder verärgern. Radikale Veränderungen dieser Art vorzuschlagen, dient in diesem Fall vor allem dazu, die Menschen zum Nachdenken über das Wesentliche anzuregen und Grundlagen für die Unterscheidung anzubieten. Aufgrund meiner Berufserfahrung bin ich überzeugt, dass die Alternative zur Volkskirche keine Geheimkirche, keine Kirche der Katakomben sein kann. In Zeiten der Verfolgung leben wir so, aber dieses Phänomen, dass das Überleben der Kirche ermöglicht, kann nur eine vorübergehende Struktur sein. Die Zukunft kann nicht nach dem Vorbild einer geheimen Kirche gebaut werden; wir müssen im Licht des Tages leben. Die Kirche Christi ist sichtbar und greifbar; sie muss ihren Kontext oder sozialen Inhalt haben, einschließlich der hierarchischen Komponente. Es kann sein, dass wir, wenn wir ruhig bleiben, beten und asketisch sind und so das Antlitz Gottes suchen, herausfinden können, wie wir am besten anderen dienen und die Kirche als solche überleben lassen können.

        Mit jedem Tag und mit jeder neuen Erfahrung bin ich mehr und mehr davon überzeugt, dass wir uns auf den Rat von Jesaja 30:15 beziehen müssen. "…in silentio et in spe erit fortitudo vestra.” ... “...nur Stille und Vertrauen verleihen euch Kraft". All jene, die heute die Tradition umarmen, Laien, Geistliche und auch Ordensmänner und -frauen, zeichnen sich für ihre Beständigkeit und damit ihre Treue zum Rat der Heiligen Schrift aus. Ich spreche nicht von einer Art starren Stille, sondern von einem treuen Leben, das durch eine Katechese im Einklang mit der Lehre der Kirche aller Zeiten bereichert wird. 

Vielleicht könnte ein Austausch zwischen uns mir helfen, mein Konzept für Sie klarer zu machen. Die Unklarheit ist auf die institutionellen Voraussetzungen zurückzuführen, die die Kirche heute und insbesondere hier in der Schweiz als Geisel nehmen. Wir erleben eine große Kapitulation seitens der Gesellschaft und leider auch der Kirche in Bezug auf die unausweichliche Rolle, die die klassische Familie bei der Förderung des Evangeliums zur Errettung der Welt spielt. Sie, als geweihte Seelen müssen ein Licht werfen auf die Möglichkeiten (auch für Familien), den Ruf in der Taufe, Christus auf dem Kreuzweg zur Herrlichkeit seines ewigen Reiches nachzufolgen, heroisch zu leben.

        Gelobt sei Jesus Christus!

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