Votivmesse des Kostbaren Blutes
unseres Herrn Jesus Christus
Sankt Pelagiberg
– 30. Oktober 2020
Hebr 9, 11-15
Joh 19, 30-35
Gelobt
sei Jesus Christus!
„…sondern einer der Soldaten öffnete mit
einer Lanze seine Seite, und sogleich floss Blut und Wasser heraus. Und der es
gesehen hat, legt Zeugnis davon ab, und sein Zeugnis ist wahr.“
Graduale: „Dieser ist es, der gekommen ist durch
Wasser und Blut, Jesus Christus – nicht im Wasser allein, sondern im Wasser und
Blut. Drei sind es, die Zeugnis geben im Himmel: der Vater, das Wort und der
Heilige Geist; und diese drei sind ein. Und drei sind es, die Zeugnis geben auf
Erden: der Geist, das Wasser und das Blut; und diese drei sind eins.“
Das ist das
Werk Christi IN der Zeit und FÜR die Ewigkeit: Zeugnis geben mit seinem Blut, im
Wasser und im Hl. Geist. Ich bin sicher, dass wir selbst als Katholiken uns
nicht genügend bewusst sind, wie heilbringend das Blut Christi ist, das unser
Wirken ziert. Ebenso wenig werden wir uns bewusst, welche Bedeutung das Blut
Christi für unser tägliches Leben hat.
Vor kurzem
hatte ich einen sehr tiefen Gedankenaustausch mit einem Schweizer Freund. Wie
schon oft seit dem vergangenen März kreisten unsere Gedanken um das
Corona-Virus und die nicht nur für Individuen und Familien, sondern auch für
die Kirche oftmals bedrückenden Massnahmen des Lock-down. Was die katholische
Kirche betrifft, kann man von Bedrückung und Beklemmung sprechen, welche
oftmals von uns feindlich gesinnten Kräften herrührt und welche oftmals von unserer
eigenen Hierarchie und dem Klerus befördert oder gar verstärkt wurde. Aus Angst
vor Bestrafung wegen Übertretung eines Reglements wurden oft eigenmächtige und
diskriminierende Weisungen selbst von kirchlichen Instanzen erlassen.
Mein Freund
ist ein äusserst intelligenter und fähiger Mensch, eine wirklich kluge
Persönlichkeit, wie man so sagt. Aber in diesem Fall, wo bei nicht wenigen
Menschen, die ich heutzutage kenne, fehlte ihm oft die wahre Weisheit.
Intelligent –ja, brillant – okay, aber weise – würde ich nicht sagen. Wenn ich
das so sage, so möchte ich ihn nicht kritisieren, denn die Weisheit ist eine
wirklich kostbare Ware. Ehrlich gesagt, nicht selten in der Weltgeschichte fehlt
die Weisheit unter den Menschen.
Ich sage
dies, um das allgegenwärtige Unverständnis auszudrücken, welches unter Laien
und Priestern unseres Herrn herrscht, bezüglich der Sendung welche die Kirche
bis zum Ende der Zeiten zu erfüllen hat. Das heilbringende Werk unseres Herrn
Jesus Christus ist nämlich er selbst und es wird so beschrieben: „Dieser ist es, der gekommen ist durch
Wasser und Blut, Jesus Christus – nicht im Wasser allein, sondern im Wasser und
Blut.” Wir können Jesus nicht von seinem am Kreuz vollbrachten Opfer am
Kreuz zum Heil der Welt trennen. Wir sprechen vom kostbaren Blut, das er am
Stamme des Kreuzes vergossen hat. In diesem Sinne, auch in Bezug auf uns, die
Glieder der Kirche, seines mystischen Leibes, können wir auch von unserer
Berufung sprechen – es spielt dabei keine Rolle ob wir Laien, Ordensleute oder
Priester sind – von unserer Berufung, Christus nachzufolgen auf seinem Weg nach
Golgota. Wir können dabei sprechen von dem Platz, der uns auf Golgota an seiner
Seite gebührt.
Wir müssen
leider sagen, dass uns als Gliedern seines Leibes das Leiden mit Ihm und an
seiner Seite zusteht, dass es aber ebenso wahr ist, dass wir uns immer wieder
auflehnen gegen diese Teilhabe am Leiden Christi. Ungeachtet der beständigen
Lehre der Kirche scheint es so, dass für praktisch alle von uns das Leiden mit
Christus bis zum Vergiessen des Blutes etwas ist, was jenseits unserer
Vorstellung liegt. „Das Blut der Märtyrer ist der Samen neuer Christen“ ist
zwar ein bekannter frommer Spruch, aber er bleibt für uns unverständlich, d.h.
er erreicht nicht unser Herz, es ist keine Wirklichkeit, die einen konkreten
Ausdruck in unserem Leben findet. Wir können uns nicht vorstellen, „Bekenner
des Glaubens“ zu sein und noch weniger Märtyrer.
Damit will
ich nicht sagen, dass die Bitte Errette
uns, o Herr, von allem Bösen nicht verständliche wäre oder kein legitimer
Gebetsruf. Ganz im Gegenteil – dieser Wunsch ist absolut normal. Ich will damit
nur sagen, dass die menschliche Psychologie, d.h. der Widerstand gegen die
Nachfolge Christi auf dem Weg des Kreuzes nicht so stark sein darf, dass er uns
davon abhält, zu verstehen dass der letzte Sinn unseres Lebens als Christen
darin besteht, mit Christus vereint zu sein, mit ihm vereint bis hin zum
vergiessen des Blutes. Die wahre Weisheit verlangt von uns die Anstrengung,
über das Opfer Christi nachzudenken und einzutauchen in sein Blut.
Bei dem oben
erwähnten Privatgespräch erlaubte sich mein Freund eine tiefe Verbitterung
auszusprechen bezüglich der Situation der Kirche von heute und dem Leiden der
guten Menschen, welche sich nichts mehr wünschen, als ihren Glauben in Ruhe und
Frieden leben zu dürfen ohne dabei von aussen gestört zu werden. Gerade weil
mein Freund ein intelligenter Mensch ist, habe ich mir erlaubt, ihm zu
entgegnen, dass er sich vielleicht von der Welt zu viel erwarte und zugleich
sich selber als Jünger Christi zu wenig zutraue. Weil ich wusste, dass er die
Psalmen nicht nur kannte als Lieder des Königs David und als Gebete des Volkes
Israel, sondern vor allem als Gebet der Kirche, der geliebten Braut Christi,
habe ich ihn gefragt ob es nicht wahr sei, dass der konstante Kehrvers der
Psalmen die Bitte sei, von der Unterdrückung durch die Feinde befreit zu
werden. Da er ein einsichtiger Mensch ist, hat er sofort verstanden, dass das
Los der Kirche in dieser Zeit gerade das Leiden ist. Wir leben als Kirche in
der totalen Abhängigkeit von Gott und es ist unsere konstante Bitte, dass er
uns befreie von allem Bösen, dem gegenwärtigen und dem zukünftigen.
Im
Gebetsschatz der Kirche sind zwei Votivmessen, welche in besonderer Weise die
beiden Seiten dieser Münze zeigen: Da ist einerseits diejenige des Heiligsten
Namens Jesu und andererseits diejenige seines kostbaren Blutes, welche wir
heute feiern. Diese Frömmigkeit hilft uns, voll und ganz unsere Taufberufung zu
leben. Der Name und das Blut Jesu sind allmächtig. Wir rufen Ihn bei Namen,
Jesus, vertrauensvoll an. In der Taufe reingewaschen und wiedergeboren aus dem
Wasser und im Heiligen Geist leben wir nur dann wirklich, wenn wir besprengt
mit seinem kostbaren Blut, ihm nachfolgen auf dem Weg nach Golgota.
Gebe der Herr
uns die Weisheit, zu verstehen, was es bedeutet, wahrhaft in der Nachfolge
dessen zu leben, der sein Blut vergossen hat für das Heil der ganzen Welt!
Gelobt
sei Jesus Christus!