26. Sonntag im Jahreskreis
1. Oktober 2017, Kreuzlingen
Ez 18:25-28
Phil 2:1-11
Mt 21:28-32
Gelobt sei Jesus Christus!
„Darum hat
ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle
Namen, damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu und jeder Mund bekennt: «Jesus
Christus ist der Herr» - zur Ehre Gottes, des Vaters.“
Ich muss feststellen, dass in der letzten Zeit, ich
weiss nicht genau seit wann, aber sicher seit einigen Monaten, eine gewisse
Ratlosigkeit in mir wächst gegenüber der allgemeinen Lebenshaltung derjenigen Katholiken,
welche den Mainstream in der
katholischen Kirche zu bilden scheinen. Ich meine damit jene Katholiken, die
seit mindestens einem halben Jahrhundert für „typische Katholiken“ gehalten
werden. Dazu zähle ich nicht nur Laien, sondern auch gewisse Priester. Meine Zweifel
ist die folgende: Was bedeutet für sie und vielleicht auch für einen Grossteil der
Katholiken der Satz: „damit alle im
Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu?“
Aufgepasst: Ich möchte klar festhalten, dass der von
Paulus in der zweiten Lesung von heute verwendete Ausdruck in seinem Brief an
die Philipper radikal ist und auch radikal gedeutet werden muss. Es sind nicht
einfach blumige Worte ohne Konsequenzen. Gemäss dem Hl. Paulus ist Jesus der
absolute Herr, nicht nur weil er keinen Konkurrenten hat, sondern auch weil
wir, die wir die Treue zu seinem Heiligen Namen bekennen, auf niemanden anderen
schauen können. Unsere Treue, unsere Hingabe für Gott in Christus muss absolut
sein: „und jeder Mund bekennt: «Jesus
Christus ist der Herr» - zur Ehre Gottes, des Vaters.“ Mit Blick auf die
zentrale Bedeutung unseres Herrn Jesus Christus für unser konkretes tägliches
Leben sind Ablehnung oder Gleichgültigkeit in Bezug auf unser
Glaubensbekenntnis keine akzeptablen Optionen, die wir zulassen können. Es
lohnt sich nicht einmal, darüber zu diskutieren. Ich muss Jesus meinen Gott wählen.
Ich muss bekennen und verkünden, dass diese Wahl absolut grundlegend für mein
Leben ist und dass die Konsequenzen dieser Wahl nicht mit dem Grab enden. Es
handelt sich um eine Wahl für die Ewigkeit. Es ist die Wahl zwischen einem
Leben mit Gott und dem Tod ausserhalb der Gegenwart Gottes. Eine Wahl zwischen
der ewigen Herrlichkeit und dem immerwährenden Abgrund.
Man liest in den Umfragen, die in verschiedenen
Ländern und Regionen der Welt gemacht werden, dass viele sich nicht bewusst
sind, wie schwerwiegend die Konsequenzen dieser Wahl sind. Es scheint, dass es
für viele nur leere Worte sind, wenn wir bekennen, dass wir nicht für uns
selber geschaffen wurden, sondern für Gott und dass wir in Christus gerettet
wurden. Die Tragik der Gleichgültigkeit in Bezug auf die Lebensentscheidungen,
die zu fällen sind, zeigt sich statistisch im Niedergang der Glaubenspraxis und
in der Tatsache, dass nicht wenige Katholiken bei der Sonntagsmesse und den
gebotenen Feiertagen fehlen. Sie bleiben der Messe fern, ohne eine legitime
Entschuldigung zu haben. Daher noch einmal meine Fassungslosigkeit: Welche
Bedeutung hat für sie der Tag des Herrn? Ist die Feier des Herrentages nicht
das stärkste Zeichen, um unsere Zugehörigkeit zu unserem Herrn Jesus Christus
auszudrücken: damit alle im Himmel, auf
der Erde und unter der Erde ihre Knie
beugen vor dem Namen Jesu?
Die Sache ist noch schwerwiegende, wenn wir in einer
Pfarrei einen Priester begegnen, der seiner Pflicht, die Messe mit Frömmigkeit
und nach den liturgischen Vorgaben, das heisst im Sinne der Kirche, zu feiern
nicht nachkommt. Des Weiteren: Was geschieht mit dem Sündenbewusstsein oder der
Verantwortung, die wir Gott gegenüber haben? Was ist mit den Gläubigen, die
Aufgrund ihrer Verfehlungen gegen Gott und den Nächsten die Barmherzigkeit
Gottes brauchen, aber keinen Priester finden, der ihnen einen einfachen Zugang
zum Sakrament der Beichte ermöglicht? Was sollen wir tun, wenn die Eltern ihren
kleinen Kindern nicht dabei helfen, dem in Christus gegenwärtigen Gott im
täglichen Leben zu begegnen? Von wo kommt diese Gleichgültigkeit gegenüber den
Worten des Hl. Paulus, oder gegenüber dem Gesetz Gottes und den Vorschriften
der Mutter Kirche: damit alle im Himmel,
auf der Erde und unter der Erde ihre Knie
beugen vor dem Namen Jesu?
Ich weiss nicht, ob es uns hilft, wenn wir all dies
einfach als die Resultate der Säkularisation beschreiben. Ich glaube, dass es
viel hilfreicher ist, wenn wir einfach mit einem Blick bei uns selber anfangen:
Wo finden wir bei uns selber dieses paulinische Bild, wo wir uns vor dem
Heiligen Namen Jesu niederknien?
Das heutige Evangelium vergleicht den Sohn, der zu
seinem Vater „Ja, Ja“ sagt, und dann doch nicht zur Arbeit in den Weinberg
geht, das heisst, der nach seinem eigen Willen handelt, mit dem frechen Sohn,
der sich seinem Vater offen verweigert, dann aber doch den Willen des Vaters
erfüllt und in den Weinberg geht. Anhand der Worte dieses Evangelium sehen wir,
wie ernst Jesus seine Worte meint. Er sagt den Hörern dieses Gleichnisses ins
Gesicht: “Amen, das sage ich euch:
Zöllner und Dirnen gelangen eher in das Reich Gottes als ihr. Denn Johannes ist
gekommen, um euch den Weg der Gerechtigkeit zu zeigen, und ihr habt ihm nicht
geglaubt; aber die Zöllner und die Dirnen haben ihm geglaubt. Ihr habt es
gesehen und doch habt ihr nicht bereut und ihm nicht geglaubt.“
Vor den Geboten des Herrn gibt es keine Ausflüchte.
Der Prophet Ezechiel appelliert in der heutigen Lesung
an den gesunden Menschenverstand und den in Gott verankerten Realismus: „Wenn der Gerechte sein rechtschaffenes
Leben aufgibt und Unrecht tut, muss er dafür sterben. Wegen des Unrechts, das
er getan hat, wird er sterben. Wenn sich der Schuldige von dem Unrecht
abwendet, das er begangen hat, und nach Recht und Gerechtigkeit handelt, wird
er sein Leben bewahren.“
Sich zu bekehren und damit anzufangen, ein
tugendhaftes Leben zu führen und unseren kleineren und grösseren Sünden zu
entsagen, ist der einzige vernünftige Weg. Wählen wir das Leben! Wählen wir die
ewige Freude! Beugen wir uns vor Gott und anerkennen wir Jesus als den, der er
ist:
„Darum hat
ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle
Namen, damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu und jeder Mund bekennt: «Jesus
Christus ist der Herr» - zur Ehre Gottes, des Vaters.“
Gelobt sei Jesus Christus!