Schweizer Seelsorge-Stiftung
Votivmesse von „Maria, Hilfe der Christen“
am 1. September 2018 in der Liebfrauenkirche, Zürich
1 Kor 1:26-31
Matt 25:14-30
Gelobt sei Jesus Christus!
„Und das
Niedrige in der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt: das, was nichts ist,
um das, was etwas ist, zu vernichten, damit kein Mensch sich rühmen kann vor
Gott.“
„…damit kein
Mensch sich rühmen kann vor Gott.“ So ist es, O
Herr! Wir danken Dir!
Öfters, wie heute, am Samstag gedenken wir nach guter
katholischer Tradition der Gottesmutter, heute mit dem Titel Maria, Hilfe der Christen. Wenn wir dann
im ersten Korintherbrief die Worte des Apostels Paulus hören „das Niedrige in der Welt und das Verachtete
hat Gott erwählt“ werden unsere Gedanken natürlich sofort zum Magnificat
geführt, dem grossen Marianischen Bekenntnis im Lukasevangelium (Lk 1,46b-48): „Meine Seele preist die Größe des Herrn, und
mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter. Denn auf die Niedrigkeit seiner
Magd hat er geschaut.“
In unserer Niedrigkeit,
danken wir Gott für vergangenen 20 Jahre
Schweizer Seelsorge-Stiftung. In diesen 20 Jahren haben Menschen in und
durch diese Stiftung andern grosszügig gedient, mit ihren Spenden besonders für
die jungen Menschen und für die vielen guten Werke.
„Sein Herr
sagte zu ihm: Sehr gut, du bist ein tüchtiger und treuer Diener. Du bist im
Kleinen ein treuer Verwalter gewesen, ich will dir eine große Aufgabe
übertragen. Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn!“
Unsere von Gott gegebene Aufgabe richtet sich
tatsächlich immer nach den Möglichkeiten, die jeder einzelne hat. In diesem
Sinne hat Franz von Sales gelehrt, auf die Besonderheiten der einzelnen
christlichen Lebensformen zu achten. Das Gebet gehört grundlegend zur Berufung,
als Getaufter zu leben. Aber die konkrete Gestalt des Gebetes ist je nach
Lebensstand unterschiedlich. Der Mönch muss sicher mehr Zeit in der Kirche
beten als der Landarbeiter, aber keiner der beiden kann ein christliches Leben
führen ohne das Gebet. Der grosse Bischof von Genf unterschied die konkreten
Gebetspflichten und die Anforderungen an die Verwaltung der Güter auf der
Grundlage der Lebenssituation der betreffenden Person. So sind die Aufgaben
eines Bischofs andere als diejenigen eines Priesters, eines Ordensmannes oder eines
Laien…. Was die Wohltätigkeit betrifft, so muss die Bereitschaft, entsprechend
dem Vorbild Jesu zugunsten der Bedürftigen und Benachteiligten ein Opfer zu
bringen eine Charaktermerkmal aller Getauften sein. Wir sind alle zur Nachfolge
Christi berufen, aber diese sieht anders aus bei einem Bettelbruder, die totale
Armut versprochen hat, als bei einem Bischof und ebenso anders bei einem jungen
Ehepaar, das die Verantwortung für die Erziehung der Kinder hat.
„Dem einen
gab er fünf Talente Silbergeld, einem anderen zwei, wieder einem anderen eines,
jedem nach seinen Fähigkeiten.“ Und dann im Gleichnis hören
wir über den dritten das Urteil: „Werft
den nichtsnutzigen Diener hinaus in die äußerste Finsternis!“
Der dritte Diener, dem nur ein Talent anvertraut
wurde, ist nicht deshalb verurteilt worden, weil er weniger verdient hat als
die andern, sondern aufgrund seiner Haltung. Nicht das Resultat war
entscheidend, sondern seine überhebliche Haltung, sein Mangel an Respekt und Gehorsam
gegenüber dem Herrn. ER war ungehorsam und hat den Auftrag seines Herrn nicht
ausgeführt. So wird es auch bei uns sein. Wir werden beurteilt nach unserem
guten Willen, nach unserer Bereitschaft, Gott zu dienen. Es ist richtig, dass
wir unter dem Gericht Gottes stehen und dieses Gericht ist nicht monolithisch
„für alle gleich“, sondern differenziert, auf die Persönlichkeit jedes
einzelnen abgestimmt. Gott misst jeden von uns nach unseren Fähigkeiten und
unserer Bereitschaft.
Alles was wir an Zeit, Talent und Gütern besitzen ist
zweifelsohne Geschenk Gottes. In Dankbarkeit gegenüber Gott und zum Zeugnis für
die Welt müssen wir den andern gegenüber grosszügig sein mit dem, was wir
empfangen oder hinzuverdient haben. Entscheidend ist dabei, dass wir uns
bewusst sind, dass es bei unserer Grosszügigkeit nicht um „Menschenliebe“ geht,
sondern darum, unsere Pflicht als „Diener des Herrn“ zu erfüllen. Wir sind
nicht Herren über den Besitz, sondern Verwalter der Güter, welche uns Gott
anvertraut hat, der uns erschaffen und in Christus erlöst hat.
Ein Blick in die Kirchengeschichte zeigt, dass immer
dann wenn sich in der Gesellschaft materieller Wohlstand etablierte, auch bei
einem Teil der Bevölkerung, die Versuchung wuchs, den Kopf zu erheben und sich
zu rühmen, als hätten wir etwas Besonderes verdient, oder würde uns etwas
Besonderes gebühren. Hochmut, Neid und Eifersucht können uns dazu führen,
besser über unseren Göttlichen Meister nachzudenken, welcher in der Welt durch
seinen Mystischen Leib handelt. Es ist zu einfach, wenn wir nur, wie der
unglückliche Diener, einfach den Herrn anklagen und ihm die Schuld für unsere
Situation in die Schuhe schieben. „Zuletzt
kam auch der Diener, der das eine Talent erhalten hatte, und sagte: Herr, ich
wusste, dass du ein strenger Mann bist; du erntest, wo du nicht gesät hast, und
sammelst, wo du nicht ausgestreut hast; weil ich Angst hatte, habe ich dein
Geld in der Erde versteckt. Hier hast du es wieder.“
Nein, unsere Aufgabe ist es vielmehr, zu erkennen,
dass wir Söhne und Töchter Mariä sind, Brüder und Schwestern des von Maria
geborenen einzigen Sohnes des Allmächtigen. In Maria, der von Gott aus allen
Menschen auserwählten, finden wir das passende Bild für die Kirche, welche ihrem
Herrn steht und mit ihm wirkt zum Heil der Welt. Wir sind nur Diener, aber in
diesem Bewusstsein sind wir wie Maria voller Freude und begierig, sein Wort zu
hören:
„Sehr gut, du
bist ein tüchtiger und treuer Diener. Du bist im Kleinen ein treuer Verwalter
gewesen, ich will dir eine große Aufgabe übertragen. Komm, nimm teil an der
Freude deines Herrn!“
Gelobt sei Jesus Christus!