Friday, August 31, 2018

The Good and Faithful Servant


Schweizer Seelsorge-Stiftung
Votivmesse von „Maria, Hilfe der Christen“
am 1. September 2018 in der Liebfrauenkirche, Zürich

1 Kor 1:26-31
Matt 25:14-30

Gelobt sei Jesus Christus!

„Und das Niedrige in der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt: das, was nichts ist, um das, was etwas ist, zu vernichten, damit kein Mensch sich rühmen kann vor Gott.“ 

„…damit kein Mensch sich rühmen kann vor Gott.“ So ist es, O Herr! Wir danken Dir!

Öfters, wie heute, am Samstag gedenken wir nach guter katholischer Tradition der Gottesmutter, heute mit dem Titel Maria, Hilfe der Christen. Wenn wir dann im ersten Korintherbrief die Worte des Apostels Paulus hören „das Niedrige in der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt“ werden unsere Gedanken natürlich sofort zum Magnificat geführt, dem grossen Marianischen Bekenntnis im Lukasevangelium (Lk 1,46b-48): „Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter. Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut.“

In unserer Niedrigkeit, danken wir Gott für vergangenen 20 Jahre Schweizer Seelsorge-Stiftung. In diesen 20 Jahren haben Menschen in und durch diese Stiftung andern grosszügig gedient, mit ihren Spenden besonders für die jungen Menschen und für die vielen guten Werke.

„Sein Herr sagte zu ihm: Sehr gut, du bist ein tüchtiger und treuer Diener. Du bist im Kleinen ein treuer Verwalter gewesen, ich will dir eine große Aufgabe übertragen. Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn!“

Unsere von Gott gegebene Aufgabe richtet sich tatsächlich immer nach den Möglichkeiten, die jeder einzelne hat. In diesem Sinne hat Franz von Sales gelehrt, auf die Besonderheiten der einzelnen christlichen Lebensformen zu achten. Das Gebet gehört grundlegend zur Berufung, als Getaufter zu leben. Aber die konkrete Gestalt des Gebetes ist je nach Lebensstand unterschiedlich. Der Mönch muss sicher mehr Zeit in der Kirche beten als der Landarbeiter, aber keiner der beiden kann ein christliches Leben führen ohne das Gebet. Der grosse Bischof von Genf unterschied die konkreten Gebetspflichten und die Anforderungen an die Verwaltung der Güter auf der Grundlage der Lebenssituation der betreffenden Person. So sind die Aufgaben eines Bischofs andere als diejenigen eines Priesters, eines Ordensmannes oder eines Laien…. Was die Wohltätigkeit betrifft, so muss die Bereitschaft, entsprechend dem Vorbild Jesu zugunsten der Bedürftigen und Benachteiligten ein Opfer zu bringen eine Charaktermerkmal aller Getauften sein. Wir sind alle zur Nachfolge Christi berufen, aber diese sieht anders aus bei einem Bettelbruder, die totale Armut versprochen hat, als bei einem Bischof und ebenso anders bei einem jungen Ehepaar, das die Verantwortung für die Erziehung der Kinder hat.

„Dem einen gab er fünf Talente Silbergeld, einem anderen zwei, wieder einem anderen eines, jedem nach seinen Fähigkeiten.“ Und dann im Gleichnis hören wir über den dritten das Urteil: „Werft den nichtsnutzigen Diener hinaus in die äußerste Finsternis!“

Der dritte Diener, dem nur ein Talent anvertraut wurde, ist nicht deshalb verurteilt worden, weil er weniger verdient hat als die andern, sondern aufgrund seiner Haltung. Nicht das Resultat war entscheidend, sondern seine überhebliche Haltung, sein Mangel an Respekt und Gehorsam gegenüber dem Herrn. ER war ungehorsam und hat den Auftrag seines Herrn nicht ausgeführt. So wird es auch bei uns sein. Wir werden beurteilt nach unserem guten Willen, nach unserer Bereitschaft, Gott zu dienen. Es ist richtig, dass wir unter dem Gericht Gottes stehen und dieses Gericht ist nicht monolithisch „für alle gleich“, sondern differenziert, auf die Persönlichkeit jedes einzelnen abgestimmt. Gott misst jeden von uns nach unseren Fähigkeiten und unserer Bereitschaft.  

Alles was wir an Zeit, Talent und Gütern besitzen ist zweifelsohne Geschenk Gottes. In Dankbarkeit gegenüber Gott und zum Zeugnis für die Welt müssen wir den andern gegenüber grosszügig sein mit dem, was wir empfangen oder hinzuverdient haben. Entscheidend ist dabei, dass wir uns bewusst sind, dass es bei unserer Grosszügigkeit nicht um „Menschenliebe“ geht, sondern darum, unsere Pflicht als „Diener des Herrn“ zu erfüllen. Wir sind nicht Herren über den Besitz, sondern Verwalter der Güter, welche uns Gott anvertraut hat, der uns erschaffen und in Christus erlöst hat.

Ein Blick in die Kirchengeschichte zeigt, dass immer dann wenn sich in der Gesellschaft materieller Wohlstand etablierte, auch bei einem Teil der Bevölkerung, die Versuchung wuchs, den Kopf zu erheben und sich zu rühmen, als hätten wir etwas Besonderes verdient, oder würde uns etwas Besonderes gebühren. Hochmut, Neid und Eifersucht können uns dazu führen, besser über unseren Göttlichen Meister nachzudenken, welcher in der Welt durch seinen Mystischen Leib handelt. Es ist zu einfach, wenn wir nur, wie der unglückliche Diener, einfach den Herrn anklagen und ihm die Schuld für unsere Situation in die Schuhe schieben. „Zuletzt kam auch der Diener, der das eine Talent erhalten hatte, und sagte: Herr, ich wusste, dass du ein strenger Mann bist; du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast; weil ich Angst hatte, habe ich dein Geld in der Erde versteckt. Hier hast du es wieder.“

Nein, unsere Aufgabe ist es vielmehr, zu erkennen, dass wir Söhne und Töchter Mariä sind, Brüder und Schwestern des von Maria geborenen einzigen Sohnes des Allmächtigen. In Maria, der von Gott aus allen Menschen auserwählten, finden wir das passende Bild für die Kirche, welche ihrem Herrn steht und mit ihm wirkt zum Heil der Welt. Wir sind nur Diener, aber in diesem Bewusstsein sind wir wie Maria voller Freude und begierig, sein Wort zu hören: 

„Sehr gut, du bist ein tüchtiger und treuer Diener. Du bist im Kleinen ein treuer Verwalter gewesen, ich will dir eine große Aufgabe übertragen. Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn!“

Gelobt sei Jesus Christus!



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