Firmung
3. und 4. März 2018,
Pfarrei St. Jakob, Cham
Eph 3,14-21
Mk 6,7-13
Gelobt sei
Jesus Christus!
„Ich beuge meine Knie
vor dem Vater, …dass ihr in eurem Innern durch seinen Geist an Kraft und Stärke
zunehmt.“
Vor vielen Jahren habe ich selber die Firmung empfangen. Ich war damals
zehn Jahre alt. Damals konzentrierte sich die Vorbereitung in der zur Pfarrei
gehörenden Schule auf einen kleinen Katechismus über das Sakrament der Firmung.
Das kleine Büchlein enthielt kein einziges Foto, nur ein paar Zeichnungen, zwei
Listen (die 10 Gebote und die Gebote der Kirche) und drei Tabellen (2 für die
Tugenden und 1 für die Gaben des Heiligen Geistes). Das Büchlein war gestaltet
in der Form von Fragen und Antworten, hatte kaum mehr als dreissig Seiten und
konnte bequem in der Hosentasche verstaut werden. Wir mussten alles auswendig
lernen: Was ist die Firmung? Welches sind die Gaben des Heiligen Geistes,
u.s.w.
Ich weiss nicht, ob dieses Ausbildungskonzept den Mädchen damals gefallen
hat. Aber wir Knaben waren begeistert, denn der Schwerpunkt lag beim
lateinischen Wort robur, Kraft oder
Unterstützung. Die Firmung machte aus dem Getauften einen Soldaten Jesu Christi:
robur. Man sprach von der Kirche hier auf der Erde
als der kämpfenden Kirche und wir Gefirmte waren die Soldaten Jesu im Kampf
gegen den Teufel. Ich weiss es nicht, aber vielleicht hat die Idee des Soldaten
auch den zehnjährigen Mädchen gefallen.
„…dass ihr in eurem Innern durch seinen Geist
an Kraft und Stärke zunehmt… In der Liebe verwurzelt und auf sie gegründet,
sollt ihr zusammen mit allen Heiligen dazu fähig sein, die Länge und Breite,
die Höhe und Tiefe zu ermessen und die Liebe Christi zu verstehen, die alle
Erkenntnis übersteigt.“
Bei denjenigen, welche die drei Initiationssakramente empfangen hatte,
also Taufe, Firmung und Kommunion, sagte man, dass sie im Besitz der Gnade sei,
welche notwendig war, um in Treue zum Gesetz Gottes zu leben, die Seele zu
retten, Gott zu gefallen und, wenn wir einmal diese Erde verlassen, ins
Himmelreich einzutreten. Wir können diese Wirklichkeiten also wie folgt
beschreiben: Der einzelne ist ein Soldat Jesu Christi oder auch ein Christ mit
allen Rechten. Wenn ich als Bischof, also als Vater, der in Liebe der Kirche
vorsteht, euch allen hier, den Firmlingen, den Eltern, dem Pfarrer und den
Pfarreiangehörigen in Bezug auf die Notwendigkeit oder gar Pflicht, ganz für
Christus zu leben, ein Botschaft übermitteln könnte, so wäre es diese: Wenn es
eine Tragödie im Leben der Kirche heute gibt, in unserem Glaubensleben, dann
ist es dieses traurige Drama der Gleichgültigkeit von vielen, die sich
Katholiken nennen. Nur wenige leben ihren Katholizismus mit Leidenschaft (wer
sieht sich heute schon als Soldat an der Seite Jesu in der Schlacht gegen die
Sünde?). Langeweile! Traurigkeit! Leere! Es ist wirklich eine Tragik, die nicht
nur die Kirche in Europa betrifft oder die Kirche der deutschen Sprache (es
spielt da keine Rolle ob in der Schweiz, Deutschland, Österreich, Südtirol oder
Lichtenstein). Es ist eine Tragik, welche die Kirche praktisch im ganzen Westen
betrifft. Die Firmung von Erwachsenen ist heute viel weiter verbreitet als zu
der Zeit, als ich ein Kind war. Dies ist so, weil sich viele junge Menschen
nicht mehr zur Firmung anmelden, nicht mehr bereit sind, sich zu engagieren
oder gar aus totalem Glaubensmangel. Aus Gleichgültigkeit oder weil in der
Familie andere Prioritäten gesetzt werden, welche nicht mir genügend Zeit
lassen, um die Firmvorbereitung zu besuchen wird die Firmung weggelassen.
„In der Liebe
verwurzelt und auf sie gegründet, sollt ihr zusammen mit allen Heiligen dazu
fähig sein, die Länge und Breite, die Höhe und Tiefe zu ermessen und die Liebe
Christi zu verstehen, die alle Erkenntnis übersteigt.“
Und wo ist da die Gute Nachricht? Es ist die Geschichte der ewigen Liebe,
der wahren und lebendigen Liebe. Es ist die Geschichte der Liebe bis zum Tod am
Kreuz, die Jesus für dich und für mich hat, für uns, die er beim Namen gerufen
hat und die wir ihm persönlich bekannt sind. Es ist die Geschichte der ewigen
Liebe des Vaters. Der Liebe die berührbar und überprüfbar ist im einzigen Sohn,
dem wahren Gott und wahren Menschen. Es ist die Geschichte der Liebe, die mich
niederknien lässt hier vor dem Allerheiligsten Sakrament, die mich niederknien
lässt am Abend zu Hause vor dem Schlafengehen und die mich niederknien lässt am
Morgen sofort nach dem Aufstehen. Was ist die Gute Nachrichte? Es ist die
Geschichte der ewigen, lebendigen und wahren Liebe, dieser Liebe zu dir und zu
mir, die Jesus bezeugt hat bis zum Tod am Kreuz. Was wäre wichtiger, als von
dieser Liebe Zeugnis zu geben?
„Ich beuge meine Knie vor dem Vater, …dass ihr
in eurem Innern durch seinen Geist an Kraft und Stärke zunehmt.“
Wenn ich als Bischof, also als Vater, der in Liebe der Kirche vorsteht,
euch allen hier, den Firmlingen, den Eltern, dem Pfarrer und den
Pfarreiangehörigen in Bezug auf die Notwendigkeit oder gar Pflicht, ganz für
Christus zu leben, ein Botschaft übermitteln könnte, so wäre es diese: Wählt
das Motiv, das euch entspricht: robur! Soldat!,
Christ mit allen Rechten! Aber wählt eine Geschichte der Liebe zum und mit dem
Himmlischen Vater! Es ist nie zu spät, die Berufung zum Soldaten Christi zu
entdecken: Mit 10 Jahren, 15 oder 25, mit 40 oder gar mit über 65 Jahren. Es
ist nie zu früh und nie zu spät, um sich in Jesus Christus in den einzigen
wahren und lebendigen Gott zu verlieben.
Gelobt sei
Jesus Christus!
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