Fest Mariä Lichtmess – Darstellung des Herrn
Samstag, 2. Februar 2019, Flums
Grabesritter Komturei St. Gallen
Mal 3, 1-4
Hebr 2,
11-12.13c-18
Lk 2.22-40
Gelobt sei Jesus Christus!
„In Jerusalem
lebte damals ein Mann namens Simeon. Er war gerecht und fromm und wartete auf
die Rettung Israels und der Heilige Geist ruhte auf ihm. …Jetzt wurde er vom
Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern Jesus hereinbrachten, um zu
erfüllen, was nach dem Gesetz üblich war, nahm Simeon das Kind in seine Arme
und pries Gott mit den Worten: Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt
hast, in Frieden scheiden wie dein Wort es verheißen hat.“
Ich finde die Figur des greisen Simeon im Tempel von
Jerusalem äusserst interessant. Obwohl er schon hochbetagt war, lebt er immer
noch für die Zukunft. Im Vergleich zwischen den jungen und den alten Menschen
heute stellt Simeon etwas ganz untypisches dar: Gemäss dem gängigen Denkmodell
leben die Jungen für die Zukunft und die Alten in und aus ihren Erinnerungen,
also aus der Vergangenheit. Das finde ich auch in den Erfahrungen in meinem
eigenen Leben bestätigt. Mittlerweile darf ich mich zu den Älteren der
Gesellschaft zählen und ich stelle fest, dass ich vor allem aus der
Vergangenheit, aus meinen Erinnerungen lebe. Aber genau das war bei Simeon
anders. Er, ein Mann des Alten Testamentes, lebte voll und ganz in der
Erwartung der Fülle der Zeit, in der Erwartung des verheissenen Messias und
seines zu unserem Heil verheissenen neuen Bundes.
Im liturgischen Kalender bildet das Fest der
Darstellung des Herrn den Abschluss der 40-tägigen Feier der Menschwerdung des
Wortes Gottes. Heute endet die Weihnachtszeit. Das Fest wird vor allem in den
Gemeinschaften des geweihten Lebens gefeiert, also in den Gemeinschaften der
Männer und Frauen, die ihr Herz in besonderer Weise an Gott allein verschenkt
haben.
Mit der Erinnerung an der Begebenheit, dass das kleine
Jesuskind in seinen Tempel gebracht wird, verkünden wir heute den Beginn einer
neuen Epoche. Diese Epoche ist das Ende der Zeit, welches uns Rettung verheisst
und uns die Pforten des Himmels öffnet. Wir feiern mit Simeon und mit der
Prophetin Hanna („Sie hielt sich ständig
im Tempel auf und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten.“). Zusammen
mit diesen beiden prophetischen Figuren feiern wir die Fülle der Zeit, die in
Christus bereits angebrochen ist.
Wir sind eingeladen, dem Beispiel dieser
beiden alten Propheten zu folgen und dieses Geheimnis und diese Gnade in
unserem Herzen aufzunehmen und durch unser Leben zu bezeugen. Lasst uns dieses
Geheimnis empfangen einerseits wegen seiner gewaltigen geschichtlichen
Bedeutung, aber vor allem auch mit dem in die Zukunft gerichteten Blick. Tun
wir dies für uns selber aber auch für die ganze Welt. Feiern wir diesen Tag mit
Blick auf Christus, der kommen wird in Herrlichkeit auf den Wolken des Himmels.
Simeon lebte im Hinblick auf die Geburt des eingeborenen Sohnes Gottes als
König und Retter des Universums in der Zeit. Wir leben im Hinblick auf die
Wiederkunft Jesu Christi und unsere Geburt in ihm in der Ewigkeit Gottes im
Himmel.
Sicher, wenn wir dieses jährliche Treffen der Komturei
St. Gallen der Damen und Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem am Fest Mariä
Lichtmess mit Feierlichkeit begehen, dann anerkennen wir gerne den Einsatz, den
dieser Orden leistet zugunsten der Heiligen Stätte und der Völker die im Nahen
Osten leben. In diesen Teilen leidet die Kirche und braucht unsere herzlichste
Unterstützung. Denken wir aber auch an den wichtigen Auftrag, welcher der Orden
hat, um den Glauben hier im Westen zu bezeugen. Lasst uns all das ruhig tun,
aber bleiben wir aufmerksam für das Kommen des Herrn in seinen Tempel, getragen
auf den Armen seiner Mutter, der Jungfrau Maria.
„Dann kommt
plötzlich zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht, und der Bote des Bundes,
den ihr herbeiwünscht.“
Die Ankunft des Herrn hat eine existenzielle Bedeutung
für jeden einzelnen von uns, die wir an Christus glauben und an seine Kirche,
der er die Heilssendung in diesen letzten Tagen anvertraut hat.
„Nun lässt
du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden wie dein Wort
es verheißen hat. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen
Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit
für dein Volk Israel.“
Heil … Licht,
… und Herrlichkeit für dein Volk: Was müssen wir tun, um uns
auf diesen Weg zu begeben und in dieser Spur zu bleiben? Was ist unsere Sendung
in der Kirche und hier auf dieser Erde? Leben als Propheten, möchte ich sagen,
wie Simeon und Hanna! Simeon lebte in Erwartung, wachend in den Pforten des
Tempels des Herrn, voll Zuversicht, dass sich das Wort des Herrn, die an ihn
ergangene Verheissung Gottes noch zu seinen Lebzeiten erfüllen wird. Auch Hanna
(„Sie hielt sich ständig im Tempel auf
und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten.“), lebte ausschliesslich
für Gott und in Erwartung, dass sich seine Verheissungen erfüllen werden. Wir
müssen dasselbe tun. Wir müssen Gott in Christus erwählen, der uns auf den
Armen seiner Mutter entgegenkommt. Ihn wählen vor allen anderen Dingen.
Heute am 2. Februar, ein Monat vor Beginn der
Fastenzeit, ist es keineswegs zu früh, um sich einen Plan in diesem Sinne zu
machen für die Gestaltung der 40-tägigen Fastenzeit. Wir können uns vornehme,
diese Zeit zu gestalten wie Simeon und Hanna: Unsere Sünden bereuen und unser
geistliches Leben erneuern. Das sind Dinge, welche das auf die Zukunft
ausgerichtete christliche Leben, auszeichnen. Damit wir für die Zukunft leben
können, für die einzige Zukunft, die zählt, also für die Hoffnung auf Christus,
der kommt, um uns zu retten, müssen wir vorausblickend sein. Wir müssen heute
die Entscheidungen treffen, die morgen unser Leben bestimmen. Ich denke da
besonders auch an den Aspekte des persönlichen Gebets in unserem Leben. Ich
denke häufig über das Beispiel meiner Mutter nach. In den letzten Jahren ihres
Lebens lebte sie als Witwe und alte Frau öfters zurückgezogen in ihrem Zimmer
gesammelt im Gebet, besonders dem Rosenkranzgebet. Es war kein Zweifel darüber,
dass sie in der sicheren Erwartung des Herrn lebte, der im Arm seiner Mutter
kommt.
Sie, die Grabesritter und Damen, wir sind beständig
von den Anforderungen einer Gesellschaft herausgefordert, die sich oftmals
leider hin und her bewegt ohne an Gott zu denken. Leider, ich wiederhole es, ist
die sogenannte vorherrschende Kultur fixiert auf die Sicherung gewisser
Eigenheiten der gegenwärtigen Zeit, fixiert auf die Selbstbestimmung ohne Richtung,
ohne letztes Ziel. Leider versucht man auch in gewissen kirchlichen Umfeldern
uns davon zu überzeugen, dass wir das Glück des Lebens finden, wenn wir uns nur
von den als demokratisch geltenden Prinzipien leiten lassen. Der in Christus
geoffenbarte Gott ist da leider nicht im Zentrum.
„Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten.“
„Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden wie dein Wort es verheißen hat.
Für den Orden der Ritter vom Heiligen Grab, besonders
für sie von der Komturei St. Gallen, wünsche ich ein kommendes Jahr, das nicht
nur nutzbringend ist, sondern voll gelebter Heiligkeit inmitten der Familie
Gottes. Ich wünsche Ihnen ein Jahr, das gezeichnet ist von echter Sammlung und
Erwartung im Sinne von Simeon und Hanna.
Gelobt sei Jesus Christus!
PROPERANTES ADVENTUM DIEI DEI
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