CHRISTKÖNIGFEST
Sankt
Pelagiberg, 25. Oktober 2020
Kol 1, 12-20
Joh 18, 33-37
Gelobt sei Jesus Christus, der König der ewigen
Herrlichkeit!
Die Postcommunio des heutigen
Christkönigfestes klingt ziemlich militärisch:
„Nachdem wir die Speise der Unsterblichkeit
erlangt haben, bitten wir Dich, o Herr, dass wir, die wir uns rühmen, unter dem
Banner des Christkönigs zu streiten, mit ihm auf dem himmlischen Thron immerdar
zu herrschen vermögen…“
…unter dem Banner des Christkönigs zu
streiten. Ja also, als Sprache ziemlich militärisch! Ich denke, es ist für
Jugendliche und junge Erwachsene heute besonders wichtig zu erkennen, dass wir
unseren Glauben an Christus nicht leben können, ohne zu dieser Welt auf Distanz
zu gehen. Die katholische Sicht, z.B. auf das Sakrament der Ehe gerichtet, beinhaltet
einen Ausdruck, der sich gegen die heutige Kultur richtet und damit im Sinne
der Firmgnade eher militärisch klingt.
Ein kleines
Bekenntnis: Seit ich als Nuntius hier in der Schweiz bin, ist es für mich zur
Gewohnheit geworden, in meinen Predigten für die Spendung des Sakramentes der
Firmung immer wieder Fragen und Antworten aus dem kleinen Katechismus des Hl. Papst
Pius X. zu zitieren. Als ich 10 Jahre alt war, also vor 60 Jahren, habe ich da
bei Nummer 166[1]
auf Englisch über die Wirkungen der Firmung gelernt, was auf Deutsch etwa
heisst: Die Firmung bringt die in der Taufe empfangene Gnade zur Vollendung und
macht uns zu Soldaten Jesu Christi. Der entscheidende Satz ist dabei: „Die
Firmung macht uns zu Soldaten Jesu Christi.“
Bei einer
solchen Feier der Firmung ist es mehr als nur vorhersehbar, dass beim
anschliessende Apéro in der Pfarrei die Grossmutter eines Firmlings sich mir
nähern wird um mir zu sagen: „Exzellenz, so spricht man heute nicht mehr über die
Firmung! Die Sprache des Kampfes, der Auseinandersetzung und ganz besonders die
der militärischen Bilder passen nicht zu unserer heutigen Zeit, die sich so
sehr drum bemüht, zu dialogisieren und ein einvernehmliches Miteinander mit den
anderen zu finden“. Ich würde dann gerne so antworten: „Liebe Frau! In
Anbetracht der Tatsache, dass es sich hier um einen Apéro handelt und um
Menschen, die entgegen aller guten Vorsätze nicht an einem echten Dialog
interessiert sind, lassen wir das Thema besser bleiben! Ich werde meine Meinung
nicht ändern, um Ihnen einen Gefallen zu tun.“
Ich erzähle
Ihnen das einfach, um zu sagen, dass ich bei einem Apéro auf dem
Kirchenvorplatz oder im Pfarrsaal nie Zeit dafür aufgewendet habe, um einen
Menschen, den ich dabei gerade vor mir habe, von meiner Meinung zu überzeugen.
Aber der alte Katechismus hat seine Gültigkeit nicht verloren. Man kann mir
vorwerfen, dass ich die gesunde Lehre nicht verteidigt habe, auch wenn ich mit
meiner Predigt und mit meiner militärischen Sprache die eine oder andere
Grossmutter etwas vor den Kopf gestossen oder zumindest aufgewühlt habe.
Christkönigfest! …unter
dem Banner des Christkönigs zu streiten. Ja! Unser heutiges Fest soll in
erster Linie dazu dienen, uns daran zu erinnern, dass die Kirche aus drei Teilen
besteht: Wenn wir von der sichtbaren Kirche hier auf Erden sprechen, dann
sprechen wir von der streitenden Kirche. Im Fegefeuer, nach dem Tod der Personen
und dem besonderen Gericht sprechen wir von der leidenden Kirche. Dann kommt
der dritte Teil, im Himmel mit den Engeln und den Heiligen vor dem Angesicht
des allmächtigen Gottes, da sprechen wir von der Kirche in der Herrlichkeit,
von der triumphierenden Kirche. Postcommunio:
„Nachdem wir die Speise der
Unsterblichkeit erlangt haben, bitten wir Dich, o Herr, dass wir, die wir uns
rühmen, unter dem Banner des Christkönigs zu streiten, mit ihm auf dem
himmlischen Thron immerdar zu herrschen vermögen.”
Es gibt
keinen andern Weg! Wir müssen die Kirche hier auf der Erde beschreiben als die
mit den Kräften des Teufels kämpfende Kirche. Es gibt keine Kirche und wir
können uns nicht als Jünger Christi bezeichnen, wenn wir nicht bereit sind, an
seiner Seite zu stehen im Kampf gegen die Mächte und Gewalten der Unterwelt. Ob
wir im Kampf siegreich bleiben mit Christus, unserem König, hängt davon ab, ob
wir bereit sind, an seiner Seite in den Kampf zu ziehen und mit ihm gegen Satan
zu siegen. Christkönigfest! …unter dem Banner des Christkönigs zu
streiten.
Wir können
nicht gleichgültig und tatenlos bleiben im Kampf gegen den Bösen. Es ist nicht
möglich lauwarm zu bleiben angesichts der Einladung Jesu, bei ihm zu bleiben.
Wir müssen uns aufraffen und entscheiden: heiss oder kalt! Das Evangelium von
heute zeigt uns Jesus vor Pilatus, und es ruft uns in Erinnerung, wie sehr
Jesus in dieser Welt wegen unserer Sünden leiden musste. Er hat gelitten bis
zum Tod am Kreuz, am Kreuz wegen dieser unserer Welt, die ihn abgelehnt hat,
die nicht bereit war, ihn als den zu erkennen, der er ist: “Er ist das Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene aller
Schöpfung… Alles ist durch ihn und in ihm erschaffen.“ So schreibt es
Paulus im Brief an die Kolosser.
Im Evangelium
von Johannes lesen wir: Der Herr Jesus hat vor Pilatus das folgende Zeugnis abgelegt:
„Ich bin ein König. Dazu bin ich geboren
und in die Welt gekommen, um Zeugnis zu geben für die Wahrheit. Jeder, der aus
der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme.“
Leider sind
in der westlichen Welt (dem ehemaligen christlichen Abendland) nur wenige frei
von den Fesseln des Relativismus und bereit, Jesus nachzufolgen. Wer ist heute
noch bereit, in den täglichen Begegnungen zu bekennen, dass das, was die Mutter
Kirche in SEINEM Namen lehrt, wirklich DIE Wahrheit ist und nicht einfach nur
meine Meinung oder meine Geschichte? Ich anerkenne gerne, dass es echte
Weisheit braucht. Die Weisheit der Unterscheidung und Zurückhaltung im Sprechen
mit jenen die (wie die Grossmutter, von der ich eben gesprochen habe) in die
Rolle des Pontius Pilatus schlüpfen. Vielleicht aus Zynismus, sicher aber aus
Unwissenheit stellen sie dieselbe Frage, die damals der römische Militärrichter
an Jesus gerichtet hat, als dieser sagte: “Jeder,
der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme. Pilatus sagte zu ihm: Was ist
Wahrheit?”
Aus den im
Evangelium überlieferten Worten Jesu, ebenso wie aus den mit dem Titel „Ecce homo“ bezeichneten Kunstwerken
(Skulpturen, Bilder, Fresken), können wir die Verlassenheit und Einsamkeit
erahnen, welche den König des Universums erfasste inmitten jener, die „Sein
Volk“ sein sollten. Dieser Aspekt der Nachahmung Christi in seiner Nachfolge
gilt für beide Sakramente der Berufung, sowohl für die Ehe als auch für heilige
Orden. Die Einsamkeit und Qual von Golgatha gehören zu beiden Sakramenten im wirklichen
Leben.
In vielen Privatgesprächen mit Katholiken hier
in der Schweiz höre ich den verzweifelten Ruf: „Wie kannst du von einem Jungen
oder einem jungen Erwachsenen erwarten, dass er heutzutage ins Priesterseminar
eintritt?“ Die Leute oder zumindest jene, welche in der offiziellen Kirche das
Sagen haben, wollen keine Priester. Auch wenn diese Feststellung durchaus wahr
ist, so ist dieses Faktum doch nicht bestimmend und kann die Kirche nicht zum
Untergang wegen Mangel an Priestern und Sakramenten bestimmen. Wenn der Junge
die Gnade der Erfahrung eines echten und tiefen katholischen Glaubens in seiner
Kindheit und Familie gemacht hat, dann kann er auch heute noch auf den Ruf Jesu
antworten, der heute noch ausreichend Priester beruft für die Bedürfnisse der
Kirche. Das Sakrament der Taufe ist die Einladung an uns, beim leidenden Jesus
zu sein. Das Sakrament der Firmung ist die Bestärkung jener Taufgnade, mit
Jesus vor Pontius Pilatus zu stehen und für die Wahrheit zu kämpfen, welche
Christus ist.
Ich brauche
Ihnen nicht zu sagen, dass derjenige sich irrt, der das Priestertum anstrebt
nur für den sozialen Aufstieg oder das gesellschaftliche Prestige oder für “job satisfaction” (Arbeitszufriedenheit). Die unglücklichen Priester, die das
erstreben, stehen nicht an der Seite Jesu. Die Kirche wird in ihrer Gesamtheit verstanden
als Kampf, d.h. wenn wir in dieser Welt zusammen mit dem Herrn streiten. Wenn
wir nach dem Tod vielleicht leiden für unsere Unvollkommenheiten, Fehler und
nicht gesühnten lässlichen Sünden, dann werden wir merken, dass wir nicht genug
gekämpft haben. Es muss gesagt werden, dass dies insbesondere für diejenigen
gilt, die sich auf die Ehe vorbereiten. Die
eheliche Liebe und Zuneigung sind nämlich nie selbstverständlich, vielmehr
müssen wir immer um sie kämpfen, um sie jeden Tag neu zu gewinnen und zu
vertiefen. Der grösste Feind einer gelungenen Ehe ist die
Selbstverständlichkeit, mit der wir oft meinen ein Recht auf das Glück zu
haben, ohne dass wir uns immer darum bemühen, ja darum kämpfen.
Wenn wir dank
dem Herrn die Vollkommenheit erreichen, hoffen wir schliesslich am Ende der
Zeiten in der ewigen Herrlichkeit zusammen mit Christus auf dem Thron zu sitzen.
Im Hinblick auf diese Herrlichkeit müsste es mich freuen, wenn ich jetzt mit
meinem König gedemütigt und erniedrigt werde.
„Ich bin ein König. Dazu bin ich geboren und
in die Welt gekommen, um Zeugnis zu geben für die Wahrheit. Jeder, der aus der
Wahrheit ist, hört auf meine Stimme.“
Gelobt sei Jesus Christus,
König der ewigen Herrlichkeit!
[1]
166. Q. What is Confirmation? A. Confirmation is a Sacrament through which we
receive the Holy Ghost to make us strong and perfect Christians and soldiers of
Jesus Christ. In Baptism we are made
Christians, but we are not very strong in our faith till the Holy Ghost comes
in Confirmation. You remember how timid the Apostles were before the coming of
the Holy Ghost, and how firm and determined in their faith they were
afterwards; and how fearlessly they preached even to those who crucified Our
Lord. "Soldiers," because we must fight for our salvation against our
three enemies, the devil, the world, and the flesh. Our Lord is our great
leader in this warfare, and we must follow Him and fight as He directs. A
soldier that fights as he pleases and not as his general commands, will surely
be beaten.
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