Wednesday, August 31, 2016

Exhortation to Watchfulness after the Example of St. Verena

Verenatag – Hochamt
1.  September 2016
2016 Bad Zurzach

Hosea 2, 16bc, 17cd, 21-22
2 Kor 10,17-11,2
Mt 25,1-13

Gelobt sei Jesus Christus
Heilige Verena, bitte für uns!

Seid also wachsam! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde.“

In Europa gibt es kaum ein Hauptportal einer Kathedrale, eines Domes oder eines Münsters ohne die Abbildung der Szene aus dem heutigen Text des Matthäus-Evangeliums (25,1-13). Ich sage dies, um zu unterstreichen, wie wichtig das eben vorgelesene Evangelium für unseren katholischen Glauben ist und immer war.

Um deutlich zu machen, was wir heute feiern, kann man sagen, dass die heilige Verena, durch ihre Persönlichkeit und ihr Wirken, im Zentrum des großen Geheimnisses unseres Glaubens steht. Für die Pfarreiangehörigen, für die Bewohner, für die hier anwesenden Pilger ist die Botschaft des heutigen Festes hier in Bad Zurzach klar und grundlegend. Die Nächstenliebe, das gute Beispiel, das das Leben der heiligen Verena uns gibt, ist für uns in seiner ganzen Tragweite verständlich. Einfacher gesagt: das Leben der heiligen Verena steht im Zentrum der Botschaft des Evangeliums.

Das Gleichnis Jesu, das uns die Geschichte dieser Frauen erzählt, deren Aufgabe es war, den Bräutigam mit brennenden Lampen bei seiner Ankunft für das Hochzeitsmahl zu begleiten, ist allen verständlich. Schon als Kind in der Primarschule konnte ich den Egoismus dieser Törichten nicht verstehen, die ihren doch so klaren und wichtigen Auftrag nicht ernstnahmen: Seid also wachsam! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde.“

Der Bräutigam ist Christus. Er wird zur Hochzeit kommen zu einer Stunde, die wir nicht kennen. Wir müssen bereit sein, wachsam für seine Ankunft, um ihn empfangen zu können wenn er kommt. Diese Aufforderung an die Jungfrauen zur Wachsamkeit am Beginn des 25. Kapitels des Matthäus-Evangeliums geht im selben Kapitel zum Gleichnis über, das von der Sorgfalt der Diener berichtet, denen der Herr Talente anvertraut hatte. Diese sollten sie während seiner Abwesenheit einsetzen bis er zurückkehrt (auch hier mit einer Verdammung des Egoismus, der gleichbedeutend ist mit dickköpfiger und krasser Unwissenheit). Daran schliesst sich die grosse Szene des Letzten Gerichtes an: „Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen“.

Es genügt nicht uns auf die einfache und offensichtliche Lektion zu beschränken, die uns das Leben der Heiligen Verena als getaufte Christin gibt, nämlich dass sie ihre Pflichten gegenüber den anderen kannte (Nächstenliebe). Vielmehr wird eine viel wunderbarere Sache unterstrichen! Verena handelte so, weil sie in Christus, ihren Bräutigam verliebt war. Verena zeigte ihre Liebe zum Herrn Jesus durch ihre unermüdliche Nächstenliebe gegenüber den Kranken, Armen und Alten, gegen alle, die sie brauchten. In dieser Frau finden wir keine Spur von Egoismus. Die so wachsame Verena ist für uns ein Beispiel für die christliche Weisheit.

Seien wir uns bewusst, dass Christus, von uns, die wir auf ihn getauft sind, genau dieselbe Hingabe fordert, die Verena hatte. Wir heute, müssen gleich wie Verena in den ersten Zeiten des Christentums, hier in diesem Land, die Unterstützung, der Balsam inmitten der Familie, der Pfarrei, der Gemeinschaft und der Gesellschaft sein. Ihr Beispiel beinhaltet aber nicht nur die Güte und den gesunden Menschenverstand im Umgang mit den anderen. Unser Ziel ist die Ewigkeit und wenn wir uns wegen unserem Egoismus nicht durch gute Werke auf die Rückkehr des Bräutigams vorbereiten, werden wir wie die törichten Jungfrauen verurteilt und müssen draussen im Dunkeln bleiben, weinen und mit den Zähnen knirschen, fern vom Licht und der Freude des himmlischen Reiches. Das ewige Urteil wird schlecht für uns ausfallen; es gibt kein Entrinnen.

Die moralische Lektion, die mit dem Leben der Heiligen verbunden ist, ist unabwendbar. Für die Kirche von heute genügt es aber nicht, bei einer sozial-moralischen Deutung der Botschaft des Evangeliums für unsere Pflichten gegenüber Gott stehen zu bleiben. Es genügt nicht daran zu erinnern, dass wir in Ewigkeit verloren sind, wenn wir unsere Pflichten gegenüber dem Nächsten nicht erfüllen. Es gilt auch die Frage nach der Lehre über die Kirche und ihrer Ausdrucksweise in all ihren Gliedern zu stellen. Jeder hat seine eigene Aufgabe in der Kirche. Nicht alle verstehen oder akzeptieren diese Tatsache. Es gibt leider eine wirkliche Identitätskrise in der Kirche von heute, ein Mangel an Verständnis für das, was in unserem Leben als Glieder des mystischen Leibes Christi vordringlich und zentral ist. Oft und besonders hier in der Schweiz kann man Klagen über die diskriminierende Stellung der Frau in der Kirche hören oder lesen. Ich fürchte, dass viele den wahren Sinn der Taufe nicht verstehen. Sie hätten es nötig, sich zu Füssen der Heiligen Verena zu setzen, um die Erhabenheit ihrer Taufe kennenzulernen und die Würde, die sie durch das erste der sieben Sakramente erhalten haben. Christus mahnt zu Wachsamkeit, zur Liebe gegenüber dem Bräutigam, zur Ablehnung des Egoismus in jeder Form. Er tut dies, um uns den Sinn und den Auftrag der Kirche zu zeigen bis zu dem Tag am Ende der Zeit, an dem der Bräutigam für die Hochzeit zurückkehrt.

In diesem Heiligen Jahr der Barmherzigkeit werden oft die leiblichen und geistlichen Werke der Barmherzigkeit betont. Zu diesem gehört auch die Unwissenden zu belehren. Dieses Werk hat eine nicht zu vernachlässigende Wichtigkeit und dennoch steht sie im Zentrum der religiösen Unwissenheit unserer Tage. Für die Rettung der Welt, bis unsere Welt ihr Ziel in Gott erreicht hat, hat niemand eine grössere Aufgabe, einen bedeutenderen Auftrag, ein entscheidenderes Apostolat als die Eltern für ihre Kinder und die Eheleute für einander, wenn es um ihr Schicksal in der ganzen Ewigkeit geht. Werke der Barmherzigkeit! Wenn die Eltern ihren kleinen Kinder nicht die grundlegenden Gebete (Kreuzzeichen, Vaterunser, Gegrüsset seist du Maria) beibringen – wer macht es dann? Wo erlernt man das Gespür für die Gegenwart Gottes, die Erwartung des Bräutigams, der kommen wird, wenn nicht zuhause durch Mamma und Papa? Wenn zuhause nicht gebetet wird, was nützt dann ein beratender Posten im Pfarreirat oder ein Titel im Theologiestudium und eine Position vor der sonntäglichen Gemeinde, die nicht mehr fähig ist, sich zur Eucharistie zu versammeln? Wir können keine Vermutungen anstellen über die Absichten des Bräutigams, der kommen wird, des Herrn, der zurückkehrt, um von seinen Dienern Rechenschaft zu verlangen: „Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen“.

Nicht ich kann die Grenzen der Wachsamkeit diktieren; nicht ich lege die Kriterien für den Gebrauch der anvertrauten Talente im Dienst des Herrn fest; es gibt keine Entschuldigung für denjenigen, der Christus gegenüber seine eigene Identität verleugnet. Ich empfehle euch die Weisheit der heiligen Verena, die ihren Herrn kannte und im Gebet und im Dienst am Nächsten wachsam war, eine brennende Lampe, um den Bräutigam bei seiner Ankunft am Hochzeitsfest zu empfangen.

Ich bin überzeugt, dass Verena nie müde wurde, weil sie so verliebt in ihren Gott war. Wir sollten ihrem Beispiel folgen und zwar nicht nur im Dienen, sondern in der wachsamen Liebe, damit sie als gute Verkünderin des Evangeliums, uns und auch alle anderen auf Christus vorbereite, der kommen wird zu richten die Lebenden und die Toten.

Seid also wachsam! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde.“

Gelobt sei Jesus Christus!
Heilige Verena, bitte für uns!




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