Verenatag – Hochamt
1.
September
2016
2016 Bad Zurzach
Hosea 2, 16bc, 17cd, 21-22
2 Kor 10,17-11,2
Mt 25,1-13
Gelobt sei Jesus Christus
Heilige Verena, bitte für uns!
„Seid also wachsam! Denn ihr wisst weder
den Tag noch die Stunde.“
In Europa gibt es kaum ein
Hauptportal einer Kathedrale, eines Domes oder eines Münsters ohne die
Abbildung der Szene aus dem heutigen Text des Matthäus-Evangeliums (25,1-13).
Ich sage dies, um zu unterstreichen, wie wichtig das eben vorgelesene
Evangelium für unseren katholischen Glauben ist und immer war.
Um deutlich zu machen, was wir
heute feiern, kann man sagen, dass die heilige Verena, durch ihre Persönlichkeit
und ihr Wirken, im Zentrum des großen Geheimnisses unseres Glaubens steht. Für
die Pfarreiangehörigen, für die Bewohner, für die hier anwesenden Pilger ist
die Botschaft des heutigen Festes hier in Bad Zurzach klar und grundlegend. Die
Nächstenliebe, das gute Beispiel, das das Leben der heiligen Verena uns gibt,
ist für uns in seiner ganzen Tragweite verständlich. Einfacher gesagt: das
Leben der heiligen Verena steht im Zentrum der Botschaft des Evangeliums.
Das Gleichnis Jesu, das uns die
Geschichte dieser Frauen erzählt, deren Aufgabe es war, den Bräutigam mit
brennenden Lampen bei seiner Ankunft für das Hochzeitsmahl zu begleiten, ist
allen verständlich. Schon als Kind in der Primarschule konnte ich den Egoismus
dieser Törichten nicht verstehen, die ihren doch so klaren und wichtigen
Auftrag nicht ernstnahmen: „Seid also wachsam! Denn ihr wisst weder
den Tag noch die Stunde.“
Der Bräutigam ist Christus. Er wird
zur Hochzeit kommen zu einer Stunde, die wir nicht kennen. Wir müssen bereit sein,
wachsam für seine Ankunft, um ihn empfangen zu können wenn er kommt. Diese
Aufforderung an die Jungfrauen zur Wachsamkeit am Beginn des 25. Kapitels des
Matthäus-Evangeliums geht im selben Kapitel zum Gleichnis über, das von der
Sorgfalt der Diener berichtet, denen der Herr Talente anvertraut hatte. Diese
sollten sie während seiner Abwesenheit einsetzen bis er zurückkehrt (auch hier
mit einer Verdammung des Egoismus, der gleichbedeutend ist mit dickköpfiger und
krasser Unwissenheit). Daran schliesst sich die grosse Szene des Letzten
Gerichtes an: „Wenn der Menschensohn in
seiner Herrlichkeit kommt und
alle Engel mit ihm, dann wird
er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen“.
Es genügt nicht uns auf die
einfache und offensichtliche Lektion zu beschränken, die uns das Leben der
Heiligen Verena als getaufte Christin gibt, nämlich dass sie ihre Pflichten
gegenüber den anderen kannte (Nächstenliebe). Vielmehr wird eine viel
wunderbarere Sache unterstrichen! Verena handelte so, weil sie in Christus,
ihren Bräutigam verliebt war. Verena zeigte ihre Liebe zum Herrn Jesus durch
ihre unermüdliche Nächstenliebe gegenüber den Kranken, Armen und Alten, gegen
alle, die sie brauchten. In dieser Frau finden wir keine Spur von Egoismus. Die
so wachsame Verena ist für uns ein Beispiel für die christliche Weisheit.
Seien wir uns bewusst, dass
Christus, von uns, die wir auf ihn getauft sind, genau dieselbe Hingabe
fordert, die Verena hatte. Wir heute, müssen gleich wie Verena in den ersten
Zeiten des Christentums, hier in diesem Land, die Unterstützung, der Balsam
inmitten der Familie, der Pfarrei, der Gemeinschaft und der Gesellschaft sein.
Ihr Beispiel beinhaltet aber nicht nur die Güte und den gesunden
Menschenverstand im Umgang mit den anderen. Unser Ziel ist die Ewigkeit und
wenn wir uns wegen unserem Egoismus nicht durch gute Werke auf die Rückkehr des
Bräutigams vorbereiten, werden wir wie die törichten Jungfrauen verurteilt und
müssen draussen im Dunkeln bleiben, weinen und mit den Zähnen knirschen, fern
vom Licht und der Freude des himmlischen Reiches. Das ewige Urteil wird
schlecht für uns ausfallen; es gibt kein Entrinnen.
Die moralische Lektion, die mit
dem Leben der Heiligen verbunden ist, ist unabwendbar. Für die Kirche von heute
genügt es aber nicht, bei einer sozial-moralischen Deutung der Botschaft des
Evangeliums für unsere Pflichten gegenüber Gott stehen zu bleiben. Es genügt
nicht daran zu erinnern, dass wir in Ewigkeit verloren sind, wenn wir unsere
Pflichten gegenüber dem Nächsten nicht erfüllen. Es gilt auch die Frage nach
der Lehre über die Kirche und ihrer Ausdrucksweise in all ihren Gliedern zu
stellen. Jeder hat seine eigene Aufgabe in der Kirche. Nicht alle verstehen
oder akzeptieren diese Tatsache. Es gibt leider eine wirkliche Identitätskrise
in der Kirche von heute, ein Mangel an Verständnis für das, was in unserem
Leben als Glieder des mystischen Leibes Christi vordringlich und zentral ist. Oft
und besonders hier in der Schweiz kann man Klagen über die diskriminierende
Stellung der Frau in der Kirche hören oder lesen. Ich fürchte, dass viele den
wahren Sinn der Taufe nicht verstehen. Sie hätten es nötig, sich zu Füssen der
Heiligen Verena zu setzen, um die Erhabenheit ihrer Taufe kennenzulernen und
die Würde, die sie durch das erste der sieben Sakramente erhalten haben.
Christus mahnt zu Wachsamkeit, zur Liebe gegenüber dem Bräutigam, zur Ablehnung
des Egoismus in jeder Form. Er tut dies, um uns den Sinn und den Auftrag der
Kirche zu zeigen bis zu dem Tag am Ende der Zeit, an dem der Bräutigam für die
Hochzeit zurückkehrt.
In diesem Heiligen Jahr der
Barmherzigkeit werden oft die leiblichen und geistlichen Werke der
Barmherzigkeit betont. Zu diesem gehört auch die Unwissenden zu belehren. Dieses Werk hat eine nicht zu
vernachlässigende Wichtigkeit und dennoch steht sie im Zentrum der religiösen
Unwissenheit unserer Tage. Für die Rettung der Welt, bis unsere Welt ihr Ziel
in Gott erreicht hat, hat niemand eine grössere Aufgabe, einen bedeutenderen Auftrag,
ein entscheidenderes Apostolat als die Eltern für ihre Kinder und die Eheleute
für einander, wenn es um ihr Schicksal in der ganzen Ewigkeit geht. Werke der
Barmherzigkeit! Wenn die Eltern ihren kleinen Kinder nicht die grundlegenden
Gebete (Kreuzzeichen, Vaterunser, Gegrüsset seist du Maria) beibringen – wer
macht es dann? Wo erlernt man das Gespür für die Gegenwart Gottes, die
Erwartung des Bräutigams, der kommen wird, wenn nicht zuhause durch Mamma und
Papa? Wenn zuhause nicht gebetet wird, was nützt dann ein beratender Posten im
Pfarreirat oder ein Titel im Theologiestudium und eine Position vor der
sonntäglichen Gemeinde, die nicht mehr fähig ist, sich zur Eucharistie zu versammeln?
Wir können keine Vermutungen anstellen über die Absichten des Bräutigams, der
kommen wird, des Herrn, der zurückkehrt, um von seinen Dienern Rechenschaft zu
verlangen: „Wenn der Menschensohn in
seiner Herrlichkeit kommt und
alle Engel mit ihm, dann wird
er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen“.
Nicht ich kann die Grenzen der
Wachsamkeit diktieren; nicht ich lege die Kriterien für den Gebrauch der
anvertrauten Talente im Dienst des Herrn fest; es gibt keine Entschuldigung für
denjenigen, der Christus gegenüber seine eigene Identität verleugnet. Ich
empfehle euch die Weisheit der heiligen Verena, die ihren Herrn kannte und im
Gebet und im Dienst am Nächsten wachsam war, eine brennende Lampe, um den
Bräutigam bei seiner Ankunft am Hochzeitsfest zu empfangen.
Ich bin überzeugt, dass Verena
nie müde wurde, weil sie so verliebt in ihren Gott war. Wir sollten ihrem
Beispiel folgen und zwar nicht nur im Dienen, sondern in der wachsamen Liebe,
damit sie als gute Verkünderin des Evangeliums, uns und auch alle anderen auf
Christus vorbereite, der kommen wird zu richten die Lebenden und die Toten.
„Seid
also wachsam! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde.“
Gelobt sei Jesus Christus!
Heilige Verena, bitte für uns!
No comments:
Post a Comment
Note: Only a member of this blog may post a comment.