Monday, August 15, 2016

Hochfest der Aufnahme der Seligsten Jungfrau Maria in den Himmel


Maria Himmelfahrt 
Feiertag, Patrozinium der Klosterkirche
15. August 2016 – Einsiedeln

Offenbarung 11:19a; 12,1-61, 10b
Psalm 45: Astiti regina dextris tuis ornata auro ex Ophir
1 Kor 15: 20-27
Lukas 1: 39-56

Gelobt sei Jesus Christus!
„Die Braut steht dir zur Rechten im Schmuck von Ofirgold.“

Es ist für mich eine grosse Freude heute hier in der Abtei von Einsiedeln zu sein, um gemeinsam mit Ihnen und der Klostergemeinschaft das Hochfest Mariä Himmelfahrt, das Patrozinium der Klosterkirche, zu feiern. Einsiedeln und auch die in den Himmel aufgenommene Jungfrau Maria, sind ein Teil meiner Geschichte und deshalb bin ich froh und dankbar, heute hier diese Messe feiern zu können. Der Bischof, der (1889) meine Heimatdiözese in den Vereinigten Staaten gegründet hat, Monsignore Martin Marty, war Mönch hier in Einsiedeln. Im übertragenen Sinn kann ich somit sagen, auch wenn es vielleicht unpassend ist, dass ich mich heute in meiner Mutterkirche befinde.

Seit meiner Geburt, hat das Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel mein Leben begleitet und zwar vom ersten Augenblick an, als ich das Licht der Welt erblickte, kurz vor Mitternacht am 14. August 1950. Denn nach der Geburt hat eine fromme Schwester im Spital meiner Mutter vorgeschlagen, den 15. August als Geburtsdatum eintragen zu lassen. Sie hat es nicht getan, vielleicht weil sie zu dieser nächtlichen Stunde den Sinn des Vorschlages der Schwester nicht richtig begriffen hat. Das heutige Fest war für mich immer eine Freude, auch wenn ich mir bewusst bin, dass das Dogma von der Aufnahme Mariens in den Himmel hie und da bei anderen Katholiken Schwierigkeiten hervorruft.
Ich möchte kurz mit Euch über die Schwierigkeiten diesem Dogma gegenüber nachdenken. Hier der Text aus dem Katechismus zu diesem grossen Geheimnis:

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"Schliesslich wurde die unbefleckte Jungfrau, von jedem Makel der Erbsünde unversehrt bewahrt, nach Vollendung des irdischen Lebenslaufs mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen und als Königin des Alls vom Herrn erhöht, um vollkommener ihrem Sohn gleichgestaltet zu sein, dem Herrn der Herren und dem Sieger über Sünde und Tod" Die Aufnahme der heilegen Jungfrau ist eine einzigartige Teilhabe and der Auferstehung ihres Sohnes und eine Vorwegname der Auferstehung der anderen Christen.
"Bei deiner Niederkunft has du die Jungfräulichkeit bewahrt, bei deinem Entschlafen hast du die Welt nicht verlassen, o Mutter Gottes. Du bist zurückgekehrt zum Quell des Lebens, die du den lebendigen Gott empfingst und durch deine Gebete unsere Seelen vom Tod befreien wirst"


Im Alter von 16 Jahren wurde mir das Glück zuteil Pate bei der Taufe und Firmung meines Onkels zu werden. Ich wurde Pate/Zeuge für ihn, der zu diesem Zeitpunkt schon älter als sechzig war. Während seiner ganzen Ehe bis zu jenem Tag, hat dieser Onkel (als Nicht-Getaufter) seine geliebte Gattin – sie war vielleicht fünfzehn Jahre älter als meine Mutter –, jeden Sonntag zur Messe begleitet. Als meine Tante schwer erkrankte und in Todesgefahr war, hat mein Onkel entschieden, dass er sie, falls sie sterben sollte, durch den Empfang seiner Taufe trösten wolle. Die Tante ist dann wieder gesund geworden und beide haben noch mehr als 20 Jahre miteinander gelebt. Nun nach der Taufe des Onkels, in voller Gemeinschaft nicht nur im Leben, sondern auch im Glauben.

Ich erzähle hier von meinem Onkel, weil ich mich daran erinnere, dass seine einzige grosse Schwierigkeit mit dem katholischen Glauben jedes Jahr am heutigen Tag auftrat und sich auf die erste Lesung aus der Offenbarung bezog, die vom Drachen etc. spricht. Mein Onkel berichtete mir von seiner Frustration. Als junger Theologe im Seminar und dann als junger Priester glaubte ich immer, dass ich die Frustration meines Onkels damit lösen kann, indem ich ihm jedes Jahr erklärte, dass es sich bei den Texten der Apokalypse um eine literarische Gattung handle, um Bilder, die nicht wörtlich zu verstehen seien. Die Tatsache, dass die Frustration meines Onkels jahrelang anhielt, lässt mich im Rückblick daran denken, dass die Schwierigkeit meines Onkels nicht mit dem Drachen zusammenhing, sondern mit etwas anderem. Vielleicht war ich zu kurz angebunden und zu wenig aufmerksam, um den tiefen Sinn seiner Schwierigkeit zu erkennen. Ich denke, dass sein Problem und seine Schwierigkeiten mit dem Dogma der Himmelfahrt Mariens, darin bestanden, dass dieses Geheimnis unserem Glaubensbekenntnis an die Auferstehung der Toten und die kommende Welt eine konkrete Gestalt gibt. Die Aufnahme Mariens in den Himmel ist ein direkter Vergleich mit der Auferstehung Jesu.

Jetzt, mit 66 Jahren beginne ich zu glauben, dass die Schwierigkeit, nicht nur meines Onkels, sich nicht auf die Erklärungen über die literarische Gattung konzentriert, sondern viel grundlegender ist. Ich denke, dass es sich um unseren Glauben an den Sieg Christi handelt, der sich in der himmlischen Herrlichkeit seiner Mutter Maria widerspiegelt. Die Aufnahme Mariens verleiht der Herrschaft Christi durch seinen Sieg über den Tod Haut und Knochen und lässt uns gleichzeitig an diesem Sieg teilhaben, wie es die Worte aus der heutigen Zweiten Lesung erklären:
„Denn er muss herrschen, bis Gott ihm alle Feinde unter die Füsse gelegt hat. Der letzte Feind, der entmachtet wird, ist der Tod. Sonst hätte er ihm nicht alles zu Füssen gelegt.“

Das Geheimnis von Maria, die am Ende ihres irdischen Lebens in den Himmel aufgenommen wurde, von Maria, der Muttergottes, die sich nun mit Leib und Seele in der Herrlichkeit mit ihrem Sohn befindet, kann so zusammengefasst werden: Maria ist ohne Zweifel und in einer greifbaren Weise das Fundament unserer Hoffnung, dass wir über die Sünde und den Tod siegen werden. In ihr erhält unser Glaube an die Auferstehung Christi eine tiefe und aktuelle Wirklichkeit, die unser eigenes Leben betrifft, Söhne und Töchter einer so grossen Mutter. Die Aufnahme Mariens in den Himmel fordert unser Bekenntnis zum zentralen Artikel unseres Glaubens heraus, zur Auferstehung der Toten in Christus, denn dieses Geheimnis betrifft mich in einer direkten und persönlichen Weise.

Darin bestand die Krise des Onkels und vieler anderer, in der Tatsache, dass viele heutzutage nicht oft an unser Schicksal denken, an unsere Würde, die wir nach dem Willen Gottes haben, der der Schöpfer und Erlöser der Welt ist. Die Aufnahme Mariens in den Himmel sollte uns Gläubigen grosse Freude und Trost schenken und doch ist der 15. August aufgrund der Schwäche oder der Unvollkommenheit unseres Glaubens für uns eine Herausforderung.

Indem mein Onkel dem Drachen in der Apokalypse die Schuld gab, offenbarte er einen mangelhaften oder inkonsequenten Glauben in unser persönliches Schicksal im Himmel mit Christus und seiner Mutter. Als junger Mann habe ich leider meine Aufgabe als Pate nicht klar gesehen, nämlich zu versuchen den glimmenden Docht seines Glaubens neu zu entfachen.

„Die Braut steht dir zur Rechten im Schmuck von Ofirgold.“

Möge die Muttergottes greifbar machen, was grosse Heilige und Doktoren der Kirche uns gelehrt haben im Blick auf die Radikalität und die Reinheit, die unseren Einsatz in der Nachfolge Christi charakterisieren müssen. Maria gibt uns einen grossen Schubs, damit wir das grosse Geheimnis unseres ewigen Heiles in Christus verstehen und empfangen können.

Gelobt sei Jesus Christus!

Heilige Maria, Stern des Ostens, hilf deinen Kindern!

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