Gebetsnacht in Seebach
Herz Jesu Freitag - 7. April 2017
Jer 20:10-13
Jn 10:31-42
„Ich hörte doch das Flüstern der Vielen: Grauen ringsum!“ Doch! Wir sollten nicht vergessen: wir befinden uns
mitten in der Passionszeit. Dieses Zusammentreffen ist dem sehr angemessen, was
wir heute Abend tun: der Betrachtung der göttlichen Liebe, die Christus für uns
hat. Gott in der tiefen Vertrautheit des Heiligsten Herzen Jesu.
„Johannes hat kein Zeichen getan; aber alles, was Johannes über diesen
Mann gesagt hat, ist wahr. Und viele kamen dort zum Glauben an ihn.“
Herz Jesu! Was können wir eigentlich unter dem Herzen des
Menschen, unter dem Herzen Gottes in unserem Herrn Jesus Christus verstehen? Durch
Wort und Tat hat Johannes der Täufer Zeugnis für Jesus, den Messias abgelegt. Johannes
hat denjenigen, die nach Gott suchten als Wegweiser gedient. Das müssen auch wir
tun, das heisst, wir müssen Wegweiser für die Menschen sein, um des ewigen
Heils unserer Welt willen, angefangen bei uns zu Hause. Jesus den Herrn und die
Liebe Seines Herzens für uns anzunehmen, ist der Auftrag von uns allen. In der
Wüste hat Johannes das grosse Geheimnis der Liebe Gottes in Jesus betrachtet,
obwohl er nur sein Vorläufer war. Johannes sah ihn schon von weitem und
bezeugte ihn als den Messias, der in die Welt gekommen war. Cor ad cor loquitur: Das Herz des
Täufers war mit dem Herzen Jesu vereint. So müssen auch wir sein.
Ich muss sagen, dass ich es ausgezeichnet
finde, dass man hier in Seebach seit bald 28 Jahren am Anfang jeden Monats eine
Gebetsnacht zur Ehre der Heiligsten Herzen Jesu und Mariä durchführt. Ohne
diese so schöne und gesunde Frömmigkeit, in deren Zentrum Jesus und Maria
stehen, könnten wir an der Welt verzweifeln und den Mut verlieren. Menschlich betrachtet,
sind die Probleme der Welt furchtbar gross. Es ist halt so und wir wissen, dass
es eigentlich nicht besser oder anders gehen wird. Darum macht Ihr es gut, dass
Ihr mit der Anbetung dazu Gegensteuer gebt. Hier in dieser Welt unter den
Menschen, so wie sie sind, finden wir keine Zuflucht. Ihr macht es da schon besser:
Sollten wir nicht immer in die Liebe des Sohnes Gottes und Seiner Mutter
aufgenommen und von dieser grossen Liebe umarmt sein?
Herz Jesu! Durch ständiges Gebet sollten unsere Herzen immer
mehr Seinem gleich werden. Wir sollten Ihm gleich werden! Ja durch die Liebe
Seines Herzens können wir anders und besser sein. Nur so können wir zum Heil für
die Menschen werden, für unsere Familien, für die Nachbarschaft und den
Arbeitskreis, das heisst, weil wir Seine Liebe zu uns widerspiegeln. Gewiss ist
das keine leichte Aufgabe, denn unsere Welt versteht nicht viel, oder besser
gesagt, unsere Welt weiss sehr wenig über das Leben, das aus dem Herzen kommt,
aus dem Herzen des Menschen und erst recht aus dem Herzen Jesu. Andererseits
war es noch nie einfach der Vorläufer des wahren und einzigen Retters der Welt
zu sein, wie wir es aus dem Leben des heiligen Johannes des Täufers wissen.
Herz Jesu! Täuschen wir uns nicht: unsere Aufgabe, die wir
durch die Taufe erhalten haben, ist nicht weniger prophetisch als jene, die
Gott im Alten Testament dem Propheten Jeremia anvertraut hat. „Ich hörte doch das Flüstern der Vielen:
Grauen ringsum!“ Und wie damals bei Jeremia in der ersten Lesung,
verweigern sich auch heute viele unserer Botschaft, der Guten Nachricht in
Christus. Viele wollen uns von der Wahrheit abbringen, die wir in Jesus
gewonnen haben, der in seiner Kirche und in den Sakramenten der Kirche lebt,
vor allem im Allerheiligsten Sakrament des Altares. Dieses ist das Sakrament,
das uns vor den himmlischen Thron bringt, inmitten der Engel und der Heiligen
aller Zeiten.
Herz Jesu! Solch eine Vigil wie hier heute Abend, nährt und
stärkt uns für unsere tägliche Aufgabe, Zeugnis abzulegen. Ja, es ist eine
grosse Verpflichtung einmal im Monat dafür zusammenzukommen, vor allem für
jene, die arbeiten und eine Familie haben. Andererseits brauchen wir aber so
etwas, um ein wenig den weltlichen Rahmen zu sprengen, der alles unternimmt, um
unseren Alltag gleichförmig zu machen und die kurzen Augenblicke des Gebetes zu
entfernen, die das Leben jedes Getauften charakterisieren müssen. Unser
sorgloses Leben, das ohne Bewusstsein ist für die Gegenwart Gottes, ist
gefährlich, denn mit der Monotonie, der Langweile, kann es dem Teufel gelingen
den Sauerteig und das Salz wegzunehmen und zwar nicht nur aus dem Leben des
Einzelnen, sondern aus unserer ganzen Gesellschaft.
Kürzlich habe ich (ich weiss
nicht mehr in welcher Sprache oder von welchem Land man sprach) die komische
Notiz über einen Politiker gelesen, der alle Mütter zwingen wollte, ihr Haus zu
verlassen und eine Arbeit anzunehmen, für die sie auch einen Lohn erhalten
sollten. Das Komische am Artikel war, dass er sich auf keine ökonomische
Notwendigkeit berief. Vielmehr forderte er dies mit dem Ziel, die Kinder
staatlichen Institutionen anzuvertrauen, um dadurch den Einfluss der Mutter auf
ihre Nachkommen zu beschränken. Dies scheint mir ein klarer Gegensatz zu einer
hohen Kultur, zu einer Kultur eines edlen Lebens, das von Herzen kommt.
Je nach den Stationen eines
jeden Leben gibt es verschiedene, aber wichtige Rollen. Man muss darauf
beharren, dass vor allem die gegenseitige Ergänzung die Gesellschaft in ihrer
ganzen Vielfalt ausmacht. Auch die Betrachtung des Heiligsten Herzens erfordert
unterschiedliche Zeiten und Weisen je nach der Rolle, die einem jeden in seinem
Leben zugedacht ist. Der heilige Franz von Sales, der grosse Bischof von Genf
zur Zeit der Gegenreformation schrieb vor Jahrhunderten von den
unterschiedlichen Spiritualitäten und Verpflichtungen, die auf jeden von uns
warten.
„Die Frömmigkeit muß anders geübt werden vom Edelmann, anders vom
Handwerker, Knecht oder Fürsten, anders von der Witwe, dem Mädchen, der
Verheirateten. Mehr noch: die Übung der Frömmigkeit muß auch noch der Kraft,
der Beschäftigung und den Pflichten eines jeden angepaßt sein. Wäre es denn in
Ordnung, wenn ein Bischof einsam leben wollte wie ein Kartäuser? Oder wenn
Verheiratete sich so wenig um Geld kümmerten wie die Kapuziner? Kann ein
Handwerker den ganzen Tag in der Kirche verbringen, wie die Mönche es tun?
Dürfen andererseits Mönche aus beschaulichen Orden jedermann zur Verfügung
stehen, wie es der Bischof muß? – Eine solche Frömmigkeit wäre doch lächerlich,
ungeordnet, ja unerträglich.“ (Philothea)
Herz Jesu! Der Geist der Herz-Jesu-Verehrung
ist, dass sie von einer echten und reifen menschlichen Innerlichkeit getragen
ist. Wenn ich an die heutige Jugend denke mit ihrer Nervosität, der
Gleichgültigkeit, der Mutlosigkeit, die man oft in ihrem Leben antrifft, sind
diese auf das Fehlen eines übernatürlichen Innenlebens zurückzuführen, dass sie
leider oft ohne tiefe Beziehung mit Gott in Christus leben. Ich will Euch für
die Opfer loben, die Ihr leistet, um während der Nacht hier zu sein. Ich will sagen,
dass für alle: Bischöfe, Priester, geweihte Personen, junge und alte Laien,
egal ob sie studieren, arbeiten oder in Pension sind, dass das, was Ihr in
dieser Nacht tut, in einer erhabenen Weise dem entspricht, was man auf Englisch
“quality time” nennt. Als Christen brauchen wir eine
besondere Zeit, eine Zeit, die auch durch die Feier des Busssakramentes
vorbereitet ist, eine Zeit je nach unseren Möglichkeiten, aber ob kurz oder
lang mit einer gewissen Regelmässigkeit.
Tun wir es Monat für Monat ja für uns selber und ohne
Egoismus auch zum Wohl der Personen, die uns nahestehen. Für denjenigen der
glaubt, bedeutet dies in erster Linie eine Zeit des Gebetes und der Anbetung
Gottes in Christus, der uns kennt und der uns mehr liebt als wir uns selber
lieben.
Johannes der Täufer hüpfte schon im Schoss seiner
Mutter wegen der Nähe des Herzens seines Erlösers im kleinen Leib, der im
jungfräulichen Schoss Marias verborgen war. Bleiben auch wir vereint in der
Freude an der Nähe seines Heiligsten Herzens im Altarssakrament!
Gelobt sei Jesus Christus!
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