Patrozinium – Sankt Ulrich,
Kreuzlingen
2. Juli 2017
2 Kgs 4:8-11, 14-16a
Rom 6:3-4, 8-11
Mt 10:37-42
Gelobt sei Jesus Christus!
Der Tag des Heiligen Ulrich ist hier in Kreuzlingen
das jährliche Patronatsfest der Pfarrkirche. Das Jahr 2017 gibt zudem Anlass,
das goldene Jubiläum der Erhöhung der Kirche zum „Basilika minor“ zu feiern. Aus
Anlass dieses Jubiläums kommt das berühmte Kreuzreliquiar aus den Vatikanischen
Museen als Leihgabe hierher zurück. Ein Erinnerungsstück aus der Urgeschichte
des Glaubens hierzulande kommt zu Besuch! Genau so sollten wir unsere
Geschichte immer erleben: Als etwas das wir, nicht ohne Stolz, mit Freude und
Dankbarkeit annehmen können.
„Wer einen Propheten aufnimmt, weil es ein Prophet ist, wird den Lohn
eines Propheten erhalten.“
Mit Bezug auf die erste Lesung aus dem 2. Buch der
Könige, habe ich mich zum Spass gefragt, ob wohl der Prophet Elischa auch ein
dem deutschen “Vergelt’s Gott!”, entsprechendes
Wort verwendet habe, um der Schunemitin zu danken, die ihm zu essen
gab und ihm dann auch noch ein Zimmer in ihrem Haus bereitet hat. Gott hat,
durch das Wort des Propheten, die Grosszügigkeit der Familie in
ausserordentlicher Weiser verdankt: Er gab der Frau und ihrem Mann das einzige,
was die beiden sich selber nicht geben konnten: Das unerwartete Geschenk eines
Sohnes. “Vergelt’s Gott!”
„Wer einen Propheten aufnimmt, weil es ein Prophet ist, wird den Lohn
eines Propheten erhalten.“
Was können wir uns hier in Kreuzlingen erwarten vom
Heiligen Ulrich, dem Patron dieser Pfarrei? Für viele bleiben das Patrozinium
und der Patron nur auf der Ebene der Folklore, das heisst auf der Ebene der
schönen Bräuche und zum jeweiligen Ort passenden Ritualen, aber oftmals ohne
Glaubensinhalt. Das Fest darf schon sein. Aber es ist noch wichtiger zu wissen,
dass die Fürbitte des Heiligen ebenso wie der dem Schutzengel übertragene
Auftrag Gottes eine wirkliche und reale Verbindung darstellt zwischen uns und
diesem Gott, der uns liebt und uns unsere Liebe mehrfach vergilt. Unsere Liebe zu Gott spiegelt sich wieder in
unserer Verehrung des Heiligen und unseren herzlichen Zuwendung zu ihm.
In einem guten katholischen Kalender wurden die
Besonderheiten des Hl. Ulrich folgendermassen beschrieben: “Patron… von Schwaben, der Reisenden, der Wanderer, gegen Fieber,
Tollwut und anderes Unheilbares„. Bitte schön! Vielleicht ist nur Tollwut heute nicht mehr so aktuell.
Aber auch heute noch gibt es viele Anliegen, in denen wir den Hl. Ulrich um
Fürbitte anrufen können! Dank den prophetischen Worten des Elischa konnte die Schunemitin Gott als Ursache ihres
Kindes erkennen. Es geht dabei um einen starken Glauben an Gott und ein
vertrauensvolles Verhältnis zum Propheten, welcher zugunsten des Paares bei
Gott als Mittler aufgetreten war. Ich hoffe, dass auch die Leute von
Kreuzlingen nicht zögern, ihren Hl. Patron als Fürbitter anzurufen und dass
diese Pfarrei dem Hl. Ulrich „die Schuld geben“ kann für die gewährten Gnaden und
empfangenen Geschenke.
“Sind wir nun mit Christus gestorben, so
glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden.“
Für diese Welt zu sterben, um für Christus zu leben
ist eine Definition der grundlegenden Wirkung unserer Taufe. Es ist das Holz
des Kreuzes Christi und sein Tod, welche die Wasser der Taufe geheiligt haben
und ihnen die Kraft verliehen haben, nicht nur den Körper zu waschen, sondern
auch die Person neu zu schaffen, und damit zu befähigen, jetzt und immer in
Gott zu leben. Die Taufe unter dem Zeichen des Kreuzes, die Taufe auf den für
unser Heil gekreuzigten Christus, die Taufe im Namen des Vaters, des Sohnes und
des Hl. Geistes, diese Taufe reicht weit über die schönen Bräuche hinaus. Bei
der Taufe geht es um eine wesentliche Verwandlung, um ein wiedergeboren werden
in Gott für die Ewigkeit. Und genau dafür wurden wir geschaffen und genau dafür
hat uns Jesus Christus erlöst.
„Wer das Leben gewinnen will, wird
es verlieren; wer aber das Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen.“
Bei meinen Reisen hier in der Schweiz begegne ich oft
Erwachsenen, die von ihren oft wenig praktizierenden und der Kirche gegenüber
kritischen Eltern sprechen. Von Eltern, die nicht an Christus glaubten. Es
scheint, dass in diesen Familien oft das Bewusstsein für den Auftrag fehlt, die
neue Generation durch Christus mit Gott vertraut zu machen. Aber trotzdem
erzählen mir einige von ihrem lebendigen Glauben und davon, dass sie in der
Kirche diese wertvolle Perle gefunden haben, von der das Evangelium spricht. Wenn
diese Leute sich nicht definitiv von der Kirche entfernt haben, wenn ihre
Verbindung zur Kirche die Kirchlichkeit ihrer Eltern übertrifft, so ist das
vielleicht ein kleines oder grosses Wunder, das der Taufgnade zu verdanken ist.
Dieses Wunder der Gnade, welches sich überall und
jederzeit im Leben ereignen kann ist kein Automatismus und auch keine Magie. Es
handelt sich um das Glück einer Begegnung mit Gott in Christus, einer Begegnung
mit diesem Gott, der uns liebt und niemals verlässt. Das Sakrament der Taufe
bringt viele Früchte – oftmals auch ungeachtet eines dem Glauben feindlich
gesinnten Umfeldes.
Wir müssen darauf hinweisen, dass die rettende
Taufgnade die Freiheit der Person nicht aufhebt. Die freie Wahl bleibt – die
Wahl zum Guten oder aber leider auch zum Bösen. Die Strasse führt in beide
Richtungen. Wir können auch die Hölle, den ewigen Tod wählen, indem wir uns von
Gott und seiner Kirche entfernen. Bei aller Verantwortung welcher die Eltern
für die Erziehung ihrer Kinder im Glauben haben – Wegen dieser Freiheit des
Individuums können wir die Schuld für den Glaubensmangel der Kinder nie
ausschliesslich den Eltern zuweisen.
„Wer Vater oder Mutter mehr liebt
als mich, ist meiner nicht würdig, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als
mich, ist meiner nicht würdig. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir
nachfolgt, ist meiner nicht würdig.“
Das Ärgernis des Kreuzes ist ein mehrfacher:
Normalerweise wird unter diesem Ärgernis verstanden, den über die Welt und die
Ewigkeit herrschenden Gott anzurufen und anzubeten in dem am Kreuz leidenden
Christus. Wir verkünden tatsächlich den Sieg in der Niederlage.
Nicht weniger wichtig ist es ein Ärgernis in den Augen
der Gelehrten dieser Welt, wenn wir aufgrund dieser Wahl bedingungslos dem
Taufglauben anhangen und offen bekennen, dass wir hier die einzige Hoffnung
gefunden haben, welche der menschlichen Person entspricht, welche in Christus
geschaffen, erwählt und erlöst wurde: Ave Crux Spes Unica!
Eine echte Anhänglichkeit der Pfarrei gegenüber dem
Hl. Ulrich könnte als Indiz dienen für einen wirklich übernatürlichen Glauben
an Gott, der uns zum Glück mit ihm ruft, zum Glück jetzt in dieser Welt in
seiner Kirche und dann für immer im Himmel. Wenn wir die ganze Geschichte der Schunemitin mit dem Propheten Elischa im
2. Buch der Könige lesen, dann werden wir nicht nur die Macht der Fürbitte des
Propheten entdecken, sondern auch den riesigen Glauben dieser Frau. Das
Patrozinium und zugleich die Rückkehr hier in diese Basilika des Reliquiars,
welches den grossen Glauben unserer Vorfahren an die Macht des Kreuzes Jesu
Christi bezeugt, mögen uns auch heute, jedem einzelnen von uns, Anlass sein für
die Erneuerung unseres Glaubens, den wir in der Taufe empfangen haben.
Gelobt sei Jesus Christus!
Ave Crux Spes
Unica!
Heiliger Ulrich, bitte für uns!
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