Hochfest des
Kloster- und Kirchenpatrons
Martin von
Tours
Altarweihe der neu restaurierten Klosterkirche
Altarweihe der neu restaurierten Klosterkirche
11. November 2019 - Disentis
Genesis 28, 11-18
Johannes 4, 19-24
Gelobt
sei Jesus Christus!
Heiliger Martin! Bitte für uns!
„Aber die Stunde kommt und sie ist schon da, zu der
die wahren Beter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn so
will der Vater angebetet werden. Gott ist Geist und alle, die ihn anbeten,
müssen im Geist und in der Wahrheit anbeten.“
Das
heutige Evangelium, ein Ausschnitt aus dem Gespräch zwischen Jesus und der
samaritanischen Frau am Jakobsbrunnen ist ganz passend ausgewählt für die Weihe
des neuen Altares dieser Abteikirche. Vielleicht ist es für den einen oder
anderen eine gewisse Herausforderung:
“Gott
ist Geist und alle, die ihn anbeten, müssen im Geist und in der Wahrheit
anbeten.“
Was
bedeutet es, zu beten, oder besser Gott anzubeten in Geist und Wahrheit? Einige
sind der Ansicht, dass ein solches Konzept der Gottesverehrung die Bedeutung
des Tempels relativiere, also des aus Steinen gebauten Gebäudes zur Verrichtung
des Kultes. Das erinnert mich ein wenig an die Unterscheidung, welche Menschen
machen, die sagen, sie seien gläubig, aber nicht religiös. Besonders hier in
der Schweiz habe ich schon öfter die Erfahrung gemacht, dass sich mir z.B. auf
den Strassen von Bern eine unbekannte Person vorstellt und sagt: “Ich bin ein gläubiger Mensch”.
Normalerweise bin ich ein wenig misstrauisch, wenn ich so etwas höre. Wenn
jemand so redet, dann ist es meistens jemand, der „konfessionslos“ ist, der
sich also nicht mit einer bestehenden kirchlichen Gemeinschaft identifiziert,
oder wenigstens nicht mit der katholischen Kirche. Vielleicht oder sogar sehr
wahrscheinlich geht diese Person nicht regelmässig oder sogar gar nie in die
Kirche oder sie führt kein sakramentales Leben, also keine Hl. Messe und keine
Beichte. „Ich bin ein gläubiger Mensch.“
Es tut mir Leid, aber das ist
sicher nicht der Sinn der Worte, die Jesus der Samariterin sagt bezüglich der
echten Anbetung Gottes in Geist und Wahrheit. Nein, das was wir hier heute
machen entspricht den Worten Jesu im Evangelium: Die Kirche des Hl. Martin
wiederum für den Gottesdienst freigeben und den neuen Altar weihen. Ja, das ist
Teil der echten, von Gott gewollten Gottesverehrung. Mit dieser Handlung wird
das Gebet in Geist und Wahrheit konkret in Raum und Zeit verankert. Dieses
altehrwürdige Benediktinerkloster, Ort des Lebens, der Arbeit und des Gebetes
nach der Regel des Heiligen Benedikt ist in besonderer Weise ein Ort der echten
Anbetung Gottes in Geist und Wahrheit. Diese Abteikirche ist für uns der
Schemel, auf den der allmächtige Gott inmitten seines Volkes seine Füsse
stellen kann. Wir hoffen, dass auch hier die Engel eine Leiter finden, auf der
sie zum Himmel auf und niedersteigen können um ihren Dienst für die Menschen im
Graubünden zu verrichten.
Die Erfahrung, die Jakob im
Traum gemacht hat und von der wir in der ersten Lesung gehört haben und auch
die Gottesverehrung, zu der der Patriarch Jakob an diesem Ort an dem er fern
der Heimat geschlafen hat, könnte uns helfen oder inspirieren, die Worte des
Herrn über die Anbetung in Geist und Wahrheit besser zu verstehen. Auf der
Flucht hat Jakob diesen Ort erkannt als Ausgangspunkt sowohl für die Leiter,
die in den Himmel führt als auch als Ausgangspunkt für die zukünftigen
Verheissungen Gottes, welche er durch den Segen seines Vaters Isaak erhalten
hatte.
“Wie Ehrfurcht gebietend ist doch dieser Ort!
Er ist nichts anderes als das Haus Gottes und das Tor des Himmels. Jakob stand
früh am Morgen auf, nahm den Stein, den er unter seinen Kopf gelegt hatte,
stellte ihn als Steinmal auf und goss Öl darauf.“ Mit der Salbung dieses Steinmals, hat der Patriarch Zeugnis dafür abgelegt, dass
er, ein Geschöpf aus Fleisch und Blut, die Erfahrung der Liebe Gottes gemacht
hat. Der Gott des Universums hat ihm zugesichert, dass er ihn nie verlassen
wird.
Unser Gebet heute ist
tatsächlich nicht weniger wahr und weniger geistlich und wird so verankert in
diesen Steinen, teils alt und reich an Geschichte, teils neu. Wir hoffen, dass dieses
altehrwürdige Gotteshaus in unserer Zeit ein Steinmal sein kann, bestimmt für diese Region und diese Zeit. “Wie
Ehrfurcht gebietend ist doch dieser Ort! Er ist nichts anderes als das Haus
Gottes und das Tor des Himmels.“
Wenn
wir mit diesen Begriffen sprechen, sind unsere Worte für viele Menschen unserer
Zeit kaum zu verstehen. Das ist leider teilweise auch die Schuld unserer
eigenen Geschichte. So haben manchmal Menschen, die nur wenig älter als wir
selber sind, in teilweise verbrecherischer Art und Weise unsere Gotteshäuser
entleert und ihrer Symbole beraubt. Manchmal sogar mit Gewalt
haben diese Leute alles was damals
symbolträchtig war, von dem Haus Gottes entfernt. Ich denke da
z.B. daran, wie in den 60er und 70er Jahren einige altehrwürdige Kirchen haben
einen einfachen Tisch rasch eingetragen bekommen, auf dem die Eucharistie
gefeiert sollte. Kürzlich hat mir ein befreundeter Priester aus dem Wallis
erzählt, wie er alle Mühe damit hatte, seinen Pfarreiangehörigen zu erklären,
dass man den Altar nicht einfach wie ein Möbelstück verschieben könne. In der
Tat, war der Altar aus Holz und hätte so praktisch durchaus verschoben werden
können, aber es war ein geweihter Altar. Der Pfarrer widersetzte sich dem
Ansinnen, diesen zu verschieben, da mit der Altarraum als Bühne für ein
vorweihnachtliches Konzert hätte dienen können. Steinmal! Ein Stein der Erinnerung, der Altar welche dem Haus seine
Bedeutung “…als das Haus Gottes und das Tor des Himmels“ gibt.
Darüber hinaus gilt es zu
bedenken, dass der Altar für Christus steht, Christus inmitten der Gemeinschaft
der Gläubigen. Deswegen ja auch die dem Altar gewidmeten Verneigungen und
Küsse, welche Christus gelten. Bei Bischofs- Priester- und Diakonats-Weihe stellt
man den Sitz des weihenden Bischofs vor den Altar um so die Verbindung zum
Ausdruck zu bringen zwischen dem Bischof und Christus bezüglich dem Dienst, den
der Neugeweihte übernimmt im Namen Jesu Christi. Bei der Eucharistiefeier dann
handeln Priester und Bischof, ja,“in persona Christi”.
Der Tempel im Alten Testament
wie auch das Zelt, welche die Bundeslade verhüllte, wurde als Abbild des
himmlischen Hofes gestalten, so wie Gott am Berg Sinai es Mose angeordnet
hatte. In der geheimen Offenbarung des Johannes erzählt das Neue Testament von
der himmlischen Liturgie und von den Seelen der Märtyrer unterhalb des Altares:
„Als
das Lamm das fünfte Siegel öffnete, sah ich unter dem Altar die Seelen aller,
die hingeschlachtet worden waren wegen des Wortes Gottes und wegen des
Zeugnisses, das sie abgelegt hatten. Sie riefen mit lauter Stimme und sagten:
Wie lange zögerst du noch, Herr, du Heiliger und Wahrhaftiger, Gericht zu
halten und unser Blut an den Bewohnern der Erde zu rächen?“ (Offb 6,9-10). In Erinnerung an das
himmlische Jerusalem befinden sich im Altar Reliquien von Heiligen wie es sich
für einen heiligen Ort geziemt: “…als das
Haus Gottes und das Tor des Himmels.“.
Das heutige Fest ist Grund zu
grosser Freude und nicht geringer Befriedigung für alle, welche in den
vergangenen Jahren hier gearbeitet haben, besonders natürlich für die
Mönchsgemeinschaft mit Abt Vigeli. Ich hoffe aber, dass alle verstehen und
werden es mir zugestehen, dass ich mich ausserordentlich freue, die Ehre zu haben,
diesen neuen Altar weihen zu dürfen, dieses neue „Steinmal“ und, warum nicht,
mit dem Patriarchen Jakob rufen kann:
“Wie Ehrfurcht
gebietend ist doch dieser Ort! Er ist nichts anderes als das Haus Gottes und
das Tor des Himmels.“
Gelobt
sei Jesus Christus!
Heiliger
Martin! Bitte für uns!
PROPERANTES ADVENTUM DIEI DEI
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