Rosenkranz-Bruderschaft
8. Dezember 2019 – Rheinau
Fest der Unbefleckten Empfängnis
der allerseligsten Jungfrau Maria
Weisheit 8, 22-35
Lukas 1, 26-28
Gelobt sei Jesus Christus!
Bei der Postcommunio am heutigen Hochfest beten wir:
„Herr und Gott, das Sakrament, das wir empfangen haben, heile in uns die Wunden jener Schuld, vor der Du die allerseligste Jungfrau Maria vom ersten Augenblick ihres Daseins an auf einzigartige Weise bewahrt hast.“
Allein durch das Aussprechen des offiziellen Titels vom 8. Dezember "Fest der Unbefleckten Empfängnis" finden wir uns fast hineinkatapultiert in eine zumindest stark theologische, wenn auch nicht analytische Sprachwelt, durch die ein Bezug zu unserem Privatleben alles andere als einfach ist. Die Unbefleckte Empfängnis bleibt per definitionem ein wenig fremd, wenn wir nicht in die Welt der jüngsten Erscheinungen eintreten, in der sich die Mutter Gottes selbst als die Unbefleckte Empfängnis identifiziert hat. Die andere Möglichkeit besteht darin, das Gefühl anzunehmen, das durch die Begegnung mit diesem grossen Geheimnis der Heiligen Jungfrau in unseren Herzen geweckt wurde. In Bezug auf die Unbefleckte Empfängnis entspringt aus unserem Innersten ein Durst, der wohl nur durch die Poesie gestillt werden kann. Ich kenne viele Prediger, die an diesem Tag dazu neigen.
Ich bin kein Dichter, aber ich finde Inspiration in der Beschreibung der Unbefleckten Empfängnis durch Georges Bernanos in seinem Roman «Tagebuch eines Landpfarrers». Darin teilt ein älterer Pfarrer den tiefsten Sinn seiner marianischen Spiritualität mit einem jungen Priester. Ich zitiere nur ein paar Sätze aus dem Abschnitt, der eigentlich viel länger ist:
"Die selige Jungfrau ... Eine Quelle, die so klar und so durchsichtig ist, dass sie nicht einmal die Widerspiegelung ihres eigenen Bildes in ihr sehen konnte, nur zur Freude des Vaters… Der Blick der Jungfrau Maria ist der einzig wahre Blick eines Kindes, der einzig wahre Blick des Kindes, der unsere Schande und unser Elend begegnete. Ja, mein Geliebter, um gut zu ihr zu beten, muss man diesen Blick auf sich fühlen, der kein völlig nachsichtiger Blick ist – weil Nachsicht nicht ohne eine bittere Erfahrung geboren wird, sondern ein Blick des zärtlichen Mitleids, des schmerzlichen Erstaunens, irgendeines unverständlichen, unaussprechlichen Gefühls, die sie jünger als die Sünde macht, jünger als die Nation, aus der sie kam, und obwohl Mutter aus Gnade, obwohl Mutter der Gnaden, ist sie die Jüngste des menschlichen Geschlechtes."
Bernanos, Georges. Journal d’un curé de campagne (French Edition) (Kindle Locations 2993-3007). Plon. Kindle Edition.
Die Bedeutung von Bernanos’ Worten ist es, Maria vor die Geschichte zu stellen, vor die traurigen Ereignisse des Paradieses, in denen Adam und Eva ihre Unschuld verloren haben: «jünger als die Sünde, jünger als die Nation, aus der sie kam». Maria, die Unbefleckte wird so zur neuen Eva, Mutter der Gnaden, die Jüngste des menschlichen Geschlechtes». Sie, die zu unserer Rettung mit ihrem Sohn, dem neuen Adam mitwirkt.
Das heutige Fest, die Bestimmung Mariens, Mutter des einzigen Sohnes des Vaters, des wahren Gottes und des wahren Menschen, des Erlösers der Welt, zu sein, stellt uns daher vor eine doppelte Aufgabe, einerseits katechetisch und andererseits geistlich. Lassen wir uns bei der Betrachtung versuchen, den göttlichen Plan für unser Heil zu verstehen, der durch die Verdienste des Kreuzes Jesu in der Mutter vom ersten Moment ihrer Existenz an zur Anwendung kam. Und dann wollen wir versuchen, eine solche Mutter ohne Makel der Erbsünde zu lieben, der wir von Gott, dem Erlöser anvertraut wurden, der an demselben Kreuz starb.
Ich erinnere fast jedes Jahr im Katechismus daran, dass es notwendig ist, das Wesentliche des Geheimnisses unseres Festes zu wiederholen. Es scheint, dass der menschliche Geist Schwierigkeiten hat mit dem intellektuellen Bekenntnis, dass im Plan Gottes für unsere Erlösung Maria eine besondere Erwählung zukommt. Manchmal vermute ich, dass der Teufel, der Satan, der Grund für diese Verwirrung, diese Unsicherheit oder das Misstrauen gegenüber diesem ursprünglichen Privileg ist, das der Tochter von Joachim und Anna vor ihrer Empfängnis gewährt wurde. Ich sage der Teufel, denn ein solches Wohlwollen eröffnet uns die tiefe Bedeutung der göttlichen Vorsehung und sie eröffnet uns den Ort für das Heil eines jeden von uns im Plan des Ewigen Vaters, nämlich vom Mutterleib an. Die Ungeheuerlichkeit des Übels der Abtreibung wird im Geheimnis der Unbefleckten noch deutlicher.
Aus der Sicht unserer Spiritualität, unseres Sinnes für das Göttliche und unseres Platzes in seinem Plan für jeden von uns in dieser Welt, soll die Faszination, die Bernanos von den Augen oder dem durchsichtigen und unschuldigen Blick der Madonna beschreibt, ein Ansporn für unser Herz hin zu Maria und ihrem Sohn sein!
Es muss gesagt werden, dass der übertragene Ritus, selbst in seiner nüchternen Form der Missa Praelatitia, es uns durch Gottes Gnade ermöglicht, die Erhabenheit Gottes besser zu verstehen. Zudem lädt er uns ein und ermutigt uns, Seinen Sohn durch ein heiliges Leben nachzuahmen. Heute nehmen wir den göttlichen Willen für die Schönheit zur Kenntnis, die wir im Blick Mariens finden: «Mutter der Gnaden, die Jüngste des menschlichen Geschlechtes».
„Herr und Gott, das Sakrament, das wir empfangen haben, heile in uns die Wunden jener Schuld, vor der Du die allerseligste Jungfrau Maria vom ersten Augenblick ihres Daseins an auf einzigartige Weise bewahrt hast.“
Gelobt sei Jesus Christus!
PROPERANTES ADVENTUM DIEI DEI
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