Die Berufung
zu Ehe und Familie
für Frauen im
21. Jahrhundert
Gebetstreffen
der Marianischen Frauen-
und
Müttergemeinschaft
Einsiedeln,
20. August 2017
Gelobt sei Jesus Christus!
Ich freue mich sehr, anlässlich dieses Gebetstreffens der Marianischen Frauen- und
Müttergemeinschaft heute hier in Einsiedeln, einige Worte an Sie richten zu
dürfen. Ich freue mich aber auch auf die Möglichkeit, ihre Gemeinschaft besser kennenzulernen, ihre Ziele und die Menschen,
die der marianischen Frauen- und Müttergemeinschaft angehören. Ich danke Ihrer Präsidentin, Trudi Walser, für die
Einladung: Inzwischen haben sich mir schon da und dort einige andere Mitglieder
der Gemeinschaft vorgestellt und ich habe einen ausgezeichneten ersten Eindruck
von der Gruppe bekommen. Vor allem aber danke ich Gott für die Möglichkeit,
zusammen mit Ihnen an diesem Ort die Sakramente feiern zu können: Das Sakrament
der Versöhnung und später dann das Sakrament der Heiligen Eucharistie. Ich
hoffe, dass Sie das Hören meines Vortrags und meiner Predigt nicht zu sehr
ermüdet.
“Opfert euch auf für die Sünder und sagt oft,
besonders wenn ihr ein Opfer bringt: O
Jesus, das tue ich aus Liebe zu Dir, für die Bekehrung der Sünder und zur Sühne
für die Sünden gegen das Unbefleckte Herz Mariens.“ (So sprach Maria die
Muttergottes, in Fatima, am 13. Juli 1917)
Ich habe diese Worte gefunden auf dem Umschlag einer
kleinen Broschüre, welche mir von der Legio
Mariens – Schweiz anlässlich der Hundert-Jahr Jubiläums der Erscheinungen
der Mutter Gottes in Fatima geschenkt wurde.
Anderswo im Heftchen ist die Botschaft von Fatima in
Kurzfassung dargelegt. D.h. es gibt darin eine Auflistung der Anliegen der Muttergottes,
die sie vor 100 Jahre über die drei Seherkinder mitteilen wollte und wozu man
sich, dank Fatima, heute noch verpflichten kann und sollte, und zwar:
·
die entschlossene Umkehr
·
die treue Erfüllung der Gebote Gottes
und der persönlichen Standespflichten
·
der regelmässige Empfang der
Sakramente
·
die Verehrung des Unbefleckten
Herzens Mariens (und hauptsächlich das auf vier Wegen)
1. durch die persönliche Weihe an
Maria
2. durch das meditative Gebet, vor
allem des Rosenkranzgebetes und der Sühnegebete
3. durch die Praxis der Herz-Mariä
Sühnesamstage
4. durch das Tragen des Braunen
Skapuliers
·
das standesgemässe Apostolat,
besonders das stellvertretende Beten und Opfern.
Ich bin zuversichtlich, dass die Marianische Frauen- und Müttergemeinschaft schon auf dem
rechten Weg ist. Sollten einzelne unter Ihnen sein, welche die Botschaft von
Fatima noch nicht kennen oder die eine Auffrischung brauchen können, so gibt es
viele Schriften, mit Hilfe derer man dieses Ereignis (die Erscheinungen von
Fatima) kennenlernen kann, welches die besondere Aufmerksamkeit aller Päpste unserer
Zeit, d.h. der Päpste der letzten 100 Jahre, auf sich gezogen hat und welches
ein Gegenmittel ist gegen so viele Irrtümer, welche heute auch vielerorts in
der katholischen Kirche Oberhand gewonnen haben.
Ich empfehle ihnen die Botschaft von Fatima sowohl in
Bezug auf die Weltkirche, aber auch als ganz besondere Bereicherung und
Förderung der Ziele der Gemeinschaft, die das sind:
·
Förderung der lehramtstreuen
religiösen Bildung der Frau.
·
Weitergabe der katholischen
Glaubenslehre an unsere Kinder.
·
Förderung der katholischen Moral.
·
Ehevorbereitung im Sinne des
Lehramtes.
·
Schutz und Verteidigung des
menschlichen Lebens.
·
Unterstützung und Förderung der
papst- und kirchentreuen Presse.
·
Öffentliche Stellungnahme zu
aktuellen Themen.
·
Veranstaltungen von Tagungen, Kursen,
Wallfahrten, Exerzitien usw.
Die drängende Einladung der Mutter Gottes von Fatima
an die Gläubigen, durch persönliche Opfer und Gebet, besonders durch den
täglichen Rosenkranz, Sühne zu leisten für die eigenen Sünden und für
diejenigen der Welt könnte geradezu der besondere Verbindungspunkt sein
zwischen Ihren Zielen als Marianische Frauen- und Müttergemeinschaft und jenen
als katholische Frauen und Mütter.
Ich möchte damit eine Antwort geben auf die Enttäuschung
und Ratlosigkeit, welche viele Katholiken bei ihrem Einsatz für die Förderung
des Glaubens und der Moral der Kirche empfinden angesichts dessen was sie als
mangelnde Unterstützung der Kirchenleitung (Bischöfe, Priester und Ordensobere)
wahrnehmen. Dies zeigt sich zum Beispiel: Bei
der Förderung der lehramtstreuen religiösen Bildung der Frau; Bei der Weitergabe
der katholischen Glaubenslehre an unsere Kinder; Bei der Förderung der
katholischen Moral; Bei der Ehevorbereitung im Sinne des Lehramtes; Beim Schutz
und der Verteidigung des menschlichen Lebens; Bei der Unterstützung und
Förderung der papst- und kirchentreuen Presse.
Ein Leben, welches das Leiden sofort und frei aus
Liebe zum unbefleckten Herzen Marias annimmt, ist die katholische Antwort auf
diese wesentlichen Fragen von Recht und Gerechtigkeit in dieser Welt. Fatima
verwandelt das Leiden der Katholiken an ihren Hirten und macht daraus etwas
Edles. Die Einladung der Mutter Gottes geht immer über eine Teilhabe am Kreuz
Christi, des Erlösers der Welt.
Ich spreche von Fatima auch aus einem andern Grund.
Ich hoffe, dass das Bewusstsein der anhaltenden Aktualität der Botschaft der
Mutter Gottes von Fatima uns helfen kann, immer mehr und immer besser der Tradition
der katholischen Kirche anzuhangen. Diese Verbundenheit mit der Tradition
bringt Ruhe und Stabilität in unser Leben und in dasjenige unserer
Gesellschaft. Bei dieser Tradition geht es um die Wahrheit, welche Gott in
Christus seiner Kirche anvertraut hat. Er hat sie der Kirche anvertraut, welche
von Christus gegründet wurde und für immer bleibt.
In meinen Worten über „die Berufung zu Ehe und Familie
für Frauen im 21. Jahrhundert“ möchte ich heute den Gedanken betonen, dass es
eine Kontinuität gibt in der katholischen Lehre über die Rolle der Frau in der
Ehe und in Familie. Es gibt eine Kontinuität in der Botschaft, welche die
Kirche für die Frau hat. In Anbetracht dieser Wahrheiten wird sich die Weisheit
der Jahrhunderte bewusst, dass unsere Lebensaufgabe darin besteht, immer tiefer
einzudringen in das bleibende Geheimnis seiner Gegenwart, und nicht darin, zu
versuchen immer neue Dinge zu entdecken. Ich möchte es noch einmal deutlich
sagen: Es gibt eine Kontinuität in der vom ewigen und lebendigen Gott geoffenbarten
Wahrheit. Diese Wahrheit hat er durch seinen eingeborenen Sohn geoffenbart und
uns überliefert durch seine Kirche, die eine, heilige, katholische und
apostolische. Gerade weil es sich um Kontinuität in der Wahrheit handelt,
sprechen wir von einer Botschaft, die heute gilt und die immer gelten wird. Wir
können uns auf das, was die Lehre der katholischen Kirche in allen
Jahrhunderten zu Ehe und Familie gelehrt hat, verlassen. Es ist eine Lehre, die
nicht nur immer gültig ist, sondern auch immer bereichernd und heilbringend für
das Leben der Welt. Diese Botschaft ist vielleicht zu offensichtlich, nicht wahr? Leider nicht für alle,
besonders nicht für den Westen, der sich definiert durch Entwicklung und
Fortschritt, das heisst durch die Veränderung gegenüber dem, was unsere
Vorfahren prägte und leitete. Der Westen definiert seine Werte oft mit einer
gewissen Überheblichkeit ohne das ernsthaft zu prüfen, was unsere Vorfahren die
„immerwährenden Wahrheiten oder Prinzipien“ nannten.
Aber, Um Gottes Willen! Was für eine Sprache hören wir
da aus dem Mund des Apostolischen Nuntius. Wie kann man leugnen, dass die Welt
sich verändert hat? Es reicht schon, auf das Phänomen des „Handys“ zu schauen,
oder? Ja, ich gebe zu, dass sich die Technik, besonders im Bereich der
Kommunikationsmittel sehr aufdringlich ist. Aber ich glaube auch, dass man gut
sagen kann, dass auch schon vor der Zeit von Radio und Fernsehen viele
zerstreut und betört waren von anderen Dingen. Diese technischen Spielzeuge von
heute sind nicht unwiderstehlich und sind auch nicht die Quelle des Problems
unserer entpersonalisierten und verdummten Gesellschaft. Mit oder ohne Handy
gibt es Werte, konstante Werte des menschlichen Lebens. Wir müssen und dürfen
gewissen Strömungen, die dem Evangelium widersprechen, nicht nachgeben.
Die Kontinuitäts-Krise unserer heutigen Gesellschaft
sehen wir nicht so sehr in der Mode oder im Konsumismus, welcher eine unerhörte
materielle Verschwendung zulässt. Die Krise scheint auf in der Krise der
Wahrnehmung der Wahrheit über das, was die Hauskirche betrifft, die christliche
Familie als solche. In der konkreten Realität hatte die katholische Familie zu
allen Zeiten ihre Schwachpunkte und Fehler, aber heute wird die Familie nicht
nur zerstört in ihrer bleibenden Gestalt, sondern auch in ihrer Bedeutung für
die Kultur, die Gesellschaft und schliesslich für die Kirche. Wir sehen das
schon daran, wie die Schule und gewisse andere Organisationen die Jugend von
Ihren Familien entfernen unter dem Vorwand des Sportes und vielen anderen
unterhaltenden Aktivitäten. In Tat und Wahrheit wird vor allem die Beziehung
zwischen Kindern und Eltern aufgelöst.
Schlimmer noch. Viele halten es gar nicht mehr für
möglich, als klassische christliche Familie zu leben. (Denken wir nur an die
Phänomene der problemlos möglichen Scheidung, des Zusammenlebens von Männern
und Frauen – mit und ohne Kinder – ohne das Sakrament der Ehe). Durch diese
Beispiele entmutigt lassen viele nach beim notwendigen Einsatz, um das Ideal
der natürlichen Gemeinschaft von Mutter, Vater und Kindern zu leben. Viele
denken nicht einmal daran, kirchlich zu heiraten. Dieses Abbröckeln ist nicht
so sehr die Folge einer realistischen Einschätzung der eigenen Möglichkeiten in
Anbetracht des idealen christlichen Familienbildes, sondern oftmals einfach aus
Verzweiflung oder Zynismus in Anbetracht der Möglichkeit, die klassischen
menschlichen und christlichen Tugenden in Ehe und Familie zu leben. Dabei hat
Gott Ehe und Familie gewollt und mit seiner Hilfe und Gnade ist es möglich, Ehe
und Familie nach Gottes Willen zu leben. Treue in der Ehe ist nie einfach
gewesen, aber in vielen westlichen Ländern sind es nur noch wenige junge
Erwachsene, welche sich eine lebenslange Ehe mit Kindern überhaupt wünschen.
Von daher können wir die Sinnhaftigkeit der Einladung der Mutter Gottes von
Fatima gut verstehen, welche uns einlädt, die Leiden, welche das Leben uns
bringt, zu vereinen mit den Leiden Jesu am Kreuz zur Rettung der Seelen,
besonders für die Erlösung der Seelen im Purgatorium / Fegefeuer.
Ich erinnere mich, wie mir vor Jahren eine alte Frau
gesagt hat, dass diese Krise von Ehe und Familie teilweise ihren Ursprung in
gewissen katholischen Klerikern habe, welche nicht damit aufhörten, ein allzu
oberflächliches und idealisiertes Bild der Heiligen Familie als Vorbild für die
normale katholische Familien von heute zu verkünden.
Diese Frau, eine Intellektuelle, konnte die Krise der
klassischen, aus Vater, Mutter und Kindern bestehenden Familie belegen,
wenigstens seit den Zeiten der industriellen Revolution in England. Sie
kritisierte dabei besonders die traditionelle irisch-katholische Verkündigung,
welche die Heilige Familie als Modell für die christliche Familie anpries.
Diese Frau liess mich, obwohl eine gute Freundin von mir war, nie etwas sagen,
wenn sie mit diesem Thema anfing. Sie war davon überzeugt, dass auch ich einer
von denen sein musste, welche ein Ideal eines Familienbildes anpriesen und
einforderten, welches nicht nur heute nicht erreichbar ist, sondern auch so seit
den Zeiten der Apostel nie real existiert hatte. Ich? Ich sollte so
oberflächlich sein? Ganz im Gegenteil. Seit meiner frühesten Kindheit habe ich
nie Illusionen über die Vollkommenheit meiner Familienangehörigen genährt. Auch
wenn ich um ihre Unvollkommenheiten wusste, sah ich, auch als Teenager und
junger Erwachsener, in meinen Eltern, Brüder und Schwestern dennoch immer ein
wahres Geschenk Gottes für mich. Ich zweifelte nie daran, dass meine Eltern
mich liebten und ihr gutes Beispiel als gläubige Katholiken half mir auf den
rechten Weg zu kommen und zu einer persönlichen Beziehung zum rettenden Gott zu
finden. Eine wirklich katholische Familie braucht immer das Busssakrament. Sie
präsentiert sich nie wie eine gekünstelte Sache oder wie ein schönes
Glasfenster in der Kirche oder wie eine schön geschnitzte Figurengruppe von
Jesus, Maria und Josef.
Das vom Lehramt der katholischen Kirche zu allen
Zeiten verkündete Idealbild der Familie verlangt Opfer, manchmal sogar grosse
Opfer. Es gilt als festzuhalten, dass die Vision der katholischen Kirche von
der christlichen Familie eine realistische und in der Praxis realisierbare
Vision ist. Sie beschränkt sich nicht nur auf diese Welt, sondern führt in den
Himmel. Ich möchte mit einer gewissen Begeisterung hinzufügen, dass dieses
traditionelle Modell der Familie in der konkreten Praxis schon in dieser Welt
wahre Freude im Überfluss schenkt und ebenso einen Sinn für die Verwirklichung
des eigenen Lebensplanes.
Es ist interessant, darauf hinzuweisen, dass der Katechismus der katholischen Kirche,
wenn er von den Pflichten des 4. Gebotes redet, das Bild der Heiligen Familie
nicht verwendet, nicht einmal bei den Besonderheiten der christlichen Familie.
Was bedeutet es aber, wenn der Katechismus in den Nummern 2204-2206 von der christlichen Familie als Hauskirche spricht?
Bei Nr. 2205 des Katechismus steht, dass die
christliche Familie wesentlich geschaffen ist nach dem Abbild des dreifaltigen
Gottes: „Die christliche
Familie ist eine Gemeinschaft von Personen, ein Zeichen und Abbild der
Gemeinschaft des Vaters und des Sohnes im Heiligen Geist. In der Zeugung und Erziehung von
Kindern spiegelt sich das Schöpfungswerk des Vaters wider. Die Familie ist
berufen, am Gebet und am Opfer Christi teilzunehmen.“
Ebenfalls im Katechismus – bei Nr. 2204 – können wir
lesen: „Die christliche Familie ist eine
spezifische Darstellung und Verwirklichung der kirchlichen Gemeinschaft. Sie
kann und muß deshalb auch „Hauskirche“ genannt werden“ (FC 21). Sie ist eine
Gemeinschaft des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe; wie im Neuen Testament
angedeutet wird, kommt ihr in der Kirche eine einzigartige Bedeutung zu.“
Vielleicht ist die Ikone der Heiligen Familie ein
einfacheres Model. Vielleicht schlägt der Katechismus etwas vor, was für
einfach-sterbliche noch schwieriger zu erreichen ist. Vielleicht ein Model,
welches für Ehe und Familie unerreichbar ist. Stellt euch doch das einmal vor:
Die Familie als Abbild der Allerheiligsten Dreifaltigkeit!
Dann fährt Nr. 2205 fort mit einer konkreten
Anwendung: „Das tägliche
Gebet und die Lesung des Wortes Gottes stärken in ihr die Liebe. Die
christliche Familie wirkt evangelisierend und missionarisch”. Wie
kann die Kirche von einfach sterblichen so viel verlangen? Ist sich die Kirche
nicht bewusst, dass heute oft beide Eltern ausserhalb des Hauses arbeiten
müssen, um die Auslagen für den Lebensunterhalt und die soziale Teilnahme am
Leben des Mittelstandes bewältigen zu können? Was haben sich die Autoren des
Katechismus dabei gedacht? Haben die überhaupt eine Ahnung davon, wie die Welt
heute funktioniert?
Ende der Fünfziger oder anfangs der Sechzigerjahre,
ich erinnere mich nicht mehr so genau daran, hat unsere Mutter uns Kindern
mindestens einmal anvertraut, wie sehr sie dankbar war, dass sie NICHT
Autofahren konnte (Zu jener Zeit hatten – wenigstens bei uns – nur ganz wenige
Familien mehr als ein Auto in der Garage). Mit diesen Worten drückte meine
Mutter ihr Mitleid aus über die arme Frau so-und-so (ich erinnere mich nicht
mehr, wie sie geheissen hat). Diese arme Frau also, die im Haus neben uns
wohnte und so viel Zeit verbringen mit Fahrdienst musste, indem sie ihre
eigenen und auch die Kinder der anderen hierhin und dorthin fahren musste. Auch
wenn heute die Mehrheit der Mütter den Fahrausweis besitzen, so bleibt das
Problem ein halbes Jahrhundert später dasselbe, das Problem des
gesellschaftlichen Druckes auf die Eltern, das heisst auf die Familie.
Wenigstens in den Vereinigten Staaten regt sich heute Widerstand gegen alle
Einmischungen ins familiäre Leben, welche den Werte der Eltern widersprechen.
Besonders bekannt sind da vielleicht die Benedict
Option oder das home schooling
welche, um die Familie zu schützen, versuchen, diese den von aussen kommenden
Einflüssen zu entziehen. Oftmals versuchen sogenannt „demokratische Parteien“
mittels der öffentlichen Schulen die Kinder der Kontrolle der Eltern zu
entziehen. Sie wollen die Bildung der Kinder den öffentlichen Institutionen
vorbehalten, das heisst den Einrichtungen der Regierung. Diese versuchen dann,
die Kinder zu beeinflussen und zu indoktrinieren mit Inhalten, die nicht mit
dem katholischen Glauben übereinstimmen und oftmals diesem sogar explizit
widersprechen. Sie tun dies, um es einfach zu sagen, aus Motiven, die nichts
mit der Frohen Botschaft der Rettung durch Jesus Christus zu tun haben.
Auch die zeitgenössischen Diskussionen um den
Umweltschutz sind oft gegen die Familie gerichtet. Es werden Lösungen zur
Reduktion der Umweltverschmutzung angeboten, die oftmals zu einfach sind. Es
werden die mittleren und kindereichen Familien kritisiert, weil da zu viele
Personen unter ein und demselben Dach die Umwelt belasten. Die zentrale Frage
der aktuellen Verschwendung der Ressourcen wird aber nicht angesprochen. Sie
wollen die Zahl den Konsumenten reduzieren und greifen so die Menschliche
Person an, anstatt das Verhalten der menschlichen Personen zu ändern. Von
diesem Standpunkt her gesehen scheint der Katechismus in Nr. 2206 wenig
realistisch zu sein, wenigstens für diejenigen, welche die vorherrschende
öffentliche Meinung teilen:
„Die
Familienbeziehungen bewirken eine besondere gegenseitige Nähe der Gefühle,
Neigungen und Interessen, vor allem, wenn ihre Mitglieder einander achten. Die
Familie ist eine Gemeinschaft mit
besonderen Vorzügen: sie ist berufen, „herzliche Seelengemeinschaft,
gemeinsame Beratung der Gatten und sorgfältige Zu-sammenarbeit der Eltern bei
der Erziehung der Kinder“ zu verwirklichen (GS 52, 1).“
Die christliche Ehe ist eine Wahl, welche der im Westen
vorherrschenden Kultur widerspricht. Die Ehe verlangt den persönlichen Einsatz
von Mann und Frau. Dabei können sie nicht mehr wie Früher auf die Unterstützung
der eigenen Familienangehörigen oder noch weniger der Nachbarn und der
gesellschaftlichen Strukturen zählen.
Worin besteht nun in der sogenannten christlichen Familie
die Rolle der Frau als Ehefrau und Mutter genau? Die Mutter und Ehefrau ist
berufen, die Hoffnung des Projektes der Gemeinschaft zwischen Mann und Frau,
welche immer auf Nachkommen hin offen ist, durch ihre Kreativität und
Schöpfungskraft lebendig zu halten. Ich spreche dabei bewusst von Kreativität,
denn ich glaube, dass der Betrag des Mannes zur Familie ein anderer und
vielleicht weniger kreative als derjenige der Frau ist. Hier in der Schweiz hatte
ich schon verschiedene Gespräche mit jungen Ehepaaren und Eltern. Ich denke
dabei vor allem an sechs Männern, alle unter 50 Jahre alt und ganz
unterschiedlichem Hintergrund, welche einzeln und aus eigener Initiative zu mir
nach Bern in die Nuntiatur gekommen sind. Ihre Meinung und Ihr Standpunkt war
unterschiedlich und männlich. Sicher nicht derjenige einer Frau. In diesem
Sinne möchte ich sagen, dass man im Gespräch unter Männern früher oder später
auf Prinzipien, Vorstellungen von Gerechtigkeit zu sprechen kommt. Mit ihnen
alleine, ohne ihre Ehefrauen, kommt man nie zur Verwirklichung des Projektes
der Einheit der Familie, d.h. auf das Thema, über das ich heute mit Ihnen, der Mariansichen Frauen- und Müttergemeinschaft,
sprechen wollte.
Ich möchte sprechen über das Opfer und die Sühne in
Verbindung mit dem Kreuz Jesu nicht nur von der Gerechtigkeit geforderte
Pflicht, sondern in einem Kreativ-schöpferischen Sinn. Die christliche Familie
als ein Projekt, um welches die Verwirklichung des ganzen Menschen will,
verlangt den gegenseitigen Beitrag von Mann und Frau. Die Schönheit, die Kraft,
der Geist der christlichen Familie gründet im Geist von Fatima über die
Bereitschaft, Sühne zu leisten für die Sünden der anderen: Der Vater für die
Mutter und die Kinder; die Mutter für die Kinder und den Vater, die Kinder für
die andern Kinder und für ihre Eltern. Die Vergebung beginnt bei mir und führt
in einem zweiten Schritt zur Sühne.
“Opfert euch auf für die Sünder und sagt oft,
besonders wenn ihr ein Opfer bringt: O
Jesus, das tue ich aus Liebe zu Dir, für die Bekehrung der Sünder und zur Sühne
für die Sünden gegen das Unbefleckte Herz Mariens.“
Diese Dynamik und Bewegung ist nicht begrenzt auf die
Familie – die Hauskirche – als
fundamentale Zelle der Gesellschaft, sondern umfasst auch die grosse Kirche.
Trotzdem bin ich ein wenig unsicher, ob ich meine
Hoffnung für die katholische Welt primär darauf bauen soll, dass die Sühne für
die Sünden von mir und der andern im Sinne der vorhin kurz zusammengefassten
Botschaft von Fatima in den Herzen der einzelnen wiederentdeckt und gelebt
wird, oder ob ich nicht gleichzeitig darauf drängen soll, dass die Familie als Hauskirche mit und unter der Führung des
Nachfolgers des Apostels Petrus mitwirken soll an der Weihe Russlands an das
unbefleckte Herzen Marias. Eine solche Weihe hat die Mutter Gottes 1929 von
Lucia erbeten zur Bekehrung Russlands. Dabei geht es um einen zentralen Punkt
unserer Ekklesiologie und zwar um die Bedeutung der
Verheissung der Einheit der Kirche als Vollendung der von allen Propheten
gemachten Heilsverheissung, die wir bereits durch das Leiden unseres Herrn
Jesus Christus und seine glorreiche Auferstehung von den Toten erkennen können.
Die Kirche Gottes ist sichtbar in dieser Welt und die Einheit der Kirche mit
und unter dem Nachfolger des Heiligen Petrus sollte fassbar sein. Darum können
wir von der Wichtigkeit, sogar von der Dringlichkeit der Bitte sprechen, welche
Maria in Fatima 1917 ausgesprochen und dann 1929 wiederholt hat, nämlich der
Bitte, für die Bekehrung der Welt und Russlands zu beten durch die Weihe an ihr
unbeflecktes Herz. Die Kirche als Leib Christi muss als eine einzige gesehen
und wahrgenommen werden – im Westen und im Osten. Eine Kirche, die mit ihren
beiden Lungenflügeln (die Ostkirchen und die Westkirche) atmet.
“Die Berufung zu
Ehe und Familie für Frauen im 21. Jahrhundert“ - Ich möchte besonders darauf hinweisen, dass es
zur besonderen Familiären Aufgabe der Frau gehört, das innere Leben und
Heilswirken der Heiligsten Dreifaltigkeit in der Welt aufscheinen zu lassen
mittels der tätigen Betrachtung des glorreichen Kreuzes Jesu Christi für das
Heil der Welt. Der Zeitgeist, stellt sich der Braut Christi, der Kirche
entgegen und tut deshalb alles, um die christliche Familie zu Fall zu
bringen. Der Zeitgeist versucht, einen
einfachen Weg zum Glück anzubieten, doch bei genauerem Hinsehen bemerkt man,
dass es nur eine fade und langweilige Alternative ist zur christlichen Hauskirche, d.h. zum freien und
grosszügigen sich hingeben (Opfer) in Liebe für die andern nach dem Vorbild
Jesu Christi.
“Opfert euch auf für die Sünder und sagt oft,
besonders wenn ihr ein Opfer bringt: O
Jesus, das tue ich aus Liebe zu Dir, für die Bekehrung der Sünder und zur Sühne
für die Sünden gegen das Unbefleckte Herz Mariens.“
Ich wünsche der Marianischen
Frauen- und Müttergemeinschaft alles Gute und sage: „nur Mut“ für die
grosse Aufgabe, die euch gegeben ist, d.h. das Licht Christi in unsere Welt
hineinzutragen durch ein Familienleben welches – ja, auch Opfer verlangt – aber
vor allen geprägt und erfüllt ist von der Freude dessen, der in der
Gemeinschaft des dreifaltigen Gottes leben, in der Gemeinschaft mit dem Vater,
dem Sohn und dem Hl. Geist.
Gelobt sei Jesus Christus!
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