Saturday, June 2, 2018

Bound Together in the Blood of Christ - Corpus Domini



Fronleichnam
Bruder Klaus, Bern, 3. Juni 2018
Ex 24:3-8
Heb 9:11-15
Mk 14:12-16, 22-26


Gelobt sei Jesus Christus!

Es gibt im liturgischen Festkalender der katholischen Kirche einige Feste, die tragen Namen, die schwierig zu erklären sind, vielleicht weil die einfach alte, überlieferte Begriffe sind. So wird auch der Begriff „Fronleichnam“ ausschliesslich verwendet, um das heutige Hochfest zu bezeichnen. Auch jenseits des deutschen Sprachraumes steht der Name dieses Festes in Verbindung mit der lateinischen Sprache: Corpus Domini in Italienisch oder Corpus Christi in Englisch. Auf Französisch spricht man von „Fête Dieu“. Diese weit in die Vergangenheit zurückreichenden Bezeichnungen sind Anzeichen für die grosse Bedeutung des Festes im Verlauf der Jahrhunderte. Wenn wir anerkennen, dass ein Fest eine alte Tradition aufweist, so haben wir über die Jahrhunderte hindurch eine Zugangstüre zum historischen Jesus gefunden und damit auch zu den geheimnisvollen Ereignissen, die im Kreuzesopfer Jesu ihre Mitte haben und durch die wir gerettet und zum ewigen Leben geführt werden.

„Und er (Jesus) sagte zu ihnen: Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird.“

Im Lesejahr B sprechen die Lesungen des Wortgottesdienstes besonders vom Konzept des Bluts des Bundes. Traditionsgemäss ist Fronleichnam in allen 3 Lesejahren (A, B, und C) ein feierliches Bekenntnis des Glaubens an die Realpräsenz und an die Lehre von der Transsubstantiation, also eine Bezeugung des katholischen Glaubens an die Wandlung in der Messe: Brot und Wein werden wirklich Leib und Blut Jesu. Sowohl in der einen wie in der anderen Gestalt (Brot und Wein) ist dabei der ganze Christus gegenwärtig: Leib, Blut, Seele und Gottheit. Auch wenn das Brot in viele Stücke geteilt ist, so ist doch Christus nicht zerteilt oder nur teilweise da. Es ist der einzige und der ganze Christus für jeden, der ihn empfängt. In der Kommunion empfangen wir den lebendigen Christus, Jesus, den einzigen Sohn des Vaters, wahrer Gott und wahrer Mensch.

Typischer Ausdruck dieses Glaubens an die Realpräsenz Jesu im Allerheiligsten Altarsakrament ist die Prozession, die man jedes Jahr, wenn das Wetter es erlaubt, draussen vor der Kirche in den Strassen des Quartieres, des Dorfes oder der Stadt macht. Der ewige, lebendige und wahre Gott wird in Gebet und Lobpreis durch die Gassen getragen von seinen Gläubigen, in denen derselbe Jesus geistlich im Herzen präsent ist, und vom Priester, der den Sakramental gegenwärtigen Jesus in der Monstranz mitträgt.
Im Verlauf der Jahre und in verschiedenen Ländern konnte ich an grossen und kleinen Prozessionen teilnehmen. Als Seminarist war ich einmal in der italienischen Stadt Orvieto dabei, wo man an diesem Tag auch das Eucharistische Wunder feiert, durch welches der Glaube eines im Herzen an der Realpräsenz zweifelnden deutschen Priesters geheilt wurde. In den Jahren 1991-93 nahm ich in der Tschechoslowakei jedes Jahr an der eucharistischen Fronleichnams-Prozession teil, welche durch die Altstadt von Prag führte. Dadurch konnte ich vertieft über die Bedeutung der Prozessionen für unsere heutige Zeit nachdenken. Die damalige Erfahrung in Prag war besonders eindrücklich, denn es waren die ersten eucharistischen Prozessionen, welche nach dem Fall der Berliner Mauer in diesem ex-kommunistischen Land draussen in der Stadt durchgeführt werden konnten. Damals feierten wir Fronleichnam am Donnerstag, also an einem Arbeitstag in einer säkularisierten Stadt. Die Prozession führte von einer Kirche zur andern, quer durch die Fussgängerzone zu einer Zeit, als die Leute von der Arbeit nach Hause gingen oder vom Einkaufen zurückkamen. Es war eindrücklich, die Gesichter dieser Menschen zu sehen, denen die Prozession begegnete: Einige waren vom Spektakel überrascht, andere knieten anbetend nieder vor dem vorbeiziehenden eucharistischen Herrn. Wieder andere erschraken und andere waren ganz verwirrt durch ein Ereignis, das sie nach den Strapazen des 2. Weltkrieges während 40 Jahren kommunistischer Unterdrückung nie erlebt hatten. Das Sakrament kam den Leuten entgegen. Er, der sich am Kreuz dahingegeben hat für die Rettung der Welt, der von den Toten auferstandene und in den Himmel aufgefahrene Jesus, Er, der zur rechten des Vaters sitzt. Er, die Sonne welche ohne Ende leuchtet. Jesus, der am Ende der Zeiten wiederkommen wird zu richten die Lebenden und die Toten.

„Da nahm Mose das Blut, besprengte damit das Volk und sagte: Das ist das Blut des Bundes, den der Herr aufgrund all dieser Worte mit euch geschlossen hat.“

Was bedeutet: „das Blut des Bundes“ für unser Leben? Was hat ein mit Blut besiegelter Bund für Konsequenzen für mein Leben? Ich bin der Überzeugung, dass die Botschaft von Fronleichnam eine sehr vernünftige, intellektuelle Komponente hat. Selbstverständlich wecken die Blumen, der Weihrauch und der Gesang unsere Emotionen. Aber zugleich sind diese Dinge ganz rational natürlich begründet: Sie sind die äussere Form, um das unschätzbare Geschenk für unser Heil, das Kreuzesopfer Christi, angemessen aufzunehmen und darzustellen.

Leider kennt unsere Zeit kaum eine Poesie in Worten oder Zeichen, welche dazu dienen konnte, die erhabenen und ewigen Wahrheiten über den in Jesus gegenwärtigen Gott zu beschreiben. In diesen Tagen habe ich ein Buch in Englisch gelesen, welches Werbung für die Wiederentdeckung der mittelalterlichen Weltanschauung macht, d.h. von der Ursprungszeit von Fronleichnam. Das Buch trommelt für die Wiederentdeckung der verlorengegangenen christlichen Poesie von was waren eigentlich besseren Zeiten vor dem Zeitalter der Aufklärung. Wenn wir unsere materialistische, nüchterne Zeit, welche stets sogenannte „Wissenschaftlichkeit“ fordert vergleichen mit einer vorangegangenen Zeit, welche reich war an Symbolen und Verbindungen mit dem Jenseits, dann entdecken wir, wie viel wir verloren haben.

Also lasst uns jetzt das Fest von Fronleichnam geniessen, mit seiner Poesie, mit seiner überreichen Teilhabe an menschlichen und übermenschlichen Erfahrungen. Lasst uns versuchen, wieder zu einer Sprache zu finden, welche auch den Menschen von heute ermöglicht, die Wahrheit über den Herrn zu entdecken, der auch heute den Menschen entgegenkommt, um sie zu retten. Christus, der Herr kommt auch heute Seinem Volk entgegen, um uns aus Sünde und Tod zu erretten und uns im Blut des Bundes mit sich zu vereinen.

„Und darum ist er (Jesus) der Mittler eines neuen Bundes; sein Tod hat die Erlösung von den im ersten Bund begangenen Übertretungen bewirkt, damit die Berufenen das verheißene ewige Erbe erhalten.“

Gelobt sei Jesus Christus!

PROPERANTES ADVENTUM DIEI DEI



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