Fronleichnam
Bruder Klaus, Bern, 3. Juni 2018
Ex 24:3-8
Heb 9:11-15
Mk 14:12-16, 22-26
Gelobt sei Jesus Christus!
Es gibt im liturgischen
Festkalender der katholischen Kirche einige Feste, die tragen Namen, die
schwierig zu erklären sind, vielleicht weil die einfach alte, überlieferte
Begriffe sind. So wird auch der Begriff „Fronleichnam“ ausschliesslich
verwendet, um das heutige Hochfest zu bezeichnen. Auch jenseits des deutschen
Sprachraumes steht der Name dieses Festes in Verbindung mit der lateinischen
Sprache: Corpus Domini in Italienisch
oder Corpus Christi in Englisch. Auf
Französisch spricht man von „Fête Dieu“.
Diese weit in die Vergangenheit zurückreichenden Bezeichnungen sind Anzeichen
für die grosse Bedeutung des Festes im Verlauf der Jahrhunderte. Wenn wir
anerkennen, dass ein Fest eine alte Tradition aufweist, so haben wir über die
Jahrhunderte hindurch eine Zugangstüre zum historischen Jesus gefunden und
damit auch zu den geheimnisvollen Ereignissen, die im Kreuzesopfer Jesu ihre
Mitte haben und durch die wir gerettet und zum ewigen Leben geführt werden.
„Und
er (Jesus) sagte zu ihnen: Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für
viele vergossen wird.“
Im Lesejahr B sprechen die
Lesungen des Wortgottesdienstes besonders vom Konzept des Bluts des Bundes. Traditionsgemäss ist Fronleichnam in allen 3
Lesejahren (A, B, und C) ein feierliches Bekenntnis des Glaubens an die
Realpräsenz und an die Lehre von der Transsubstantiation, also eine Bezeugung
des katholischen Glaubens an die Wandlung in der Messe: Brot und Wein werden
wirklich Leib und Blut Jesu. Sowohl in der einen wie in der anderen Gestalt
(Brot und Wein) ist dabei der ganze Christus gegenwärtig: Leib, Blut, Seele und
Gottheit. Auch wenn das Brot in viele Stücke geteilt ist, so ist doch Christus
nicht zerteilt oder nur teilweise da. Es ist der einzige und der ganze Christus
für jeden, der ihn empfängt. In der Kommunion empfangen wir den lebendigen
Christus, Jesus, den einzigen Sohn des Vaters, wahrer Gott und wahrer Mensch.
Typischer Ausdruck dieses
Glaubens an die Realpräsenz Jesu im Allerheiligsten Altarsakrament ist die
Prozession, die man jedes Jahr, wenn das Wetter es erlaubt, draussen vor der
Kirche in den Strassen des Quartieres, des Dorfes oder der Stadt macht. Der
ewige, lebendige und wahre Gott wird in Gebet und Lobpreis durch die Gassen
getragen von seinen Gläubigen, in denen derselbe
Jesus geistlich im Herzen präsent ist, und vom Priester, der den Sakramental
gegenwärtigen Jesus in der Monstranz mitträgt.
Im Verlauf der Jahre und in
verschiedenen Ländern konnte ich an grossen und kleinen Prozessionen
teilnehmen. Als Seminarist war ich einmal in der italienischen Stadt Orvieto
dabei, wo man an diesem Tag auch das Eucharistische Wunder feiert, durch
welches der Glaube eines im Herzen an der Realpräsenz zweifelnden deutschen
Priesters geheilt wurde. In den Jahren 1991-93 nahm ich in der Tschechoslowakei
jedes Jahr an der eucharistischen Fronleichnams-Prozession teil, welche durch
die Altstadt von Prag führte. Dadurch konnte ich vertieft über die Bedeutung
der Prozessionen für unsere heutige Zeit nachdenken. Die damalige Erfahrung in
Prag war besonders eindrücklich, denn es waren die ersten eucharistischen
Prozessionen, welche nach dem Fall der Berliner Mauer in diesem
ex-kommunistischen Land draussen in der Stadt durchgeführt werden konnten.
Damals feierten wir Fronleichnam am Donnerstag, also an einem Arbeitstag in einer
säkularisierten Stadt. Die Prozession führte von einer Kirche zur andern, quer
durch die Fussgängerzone zu einer Zeit, als die Leute von der Arbeit nach Hause
gingen oder vom Einkaufen zurückkamen. Es war eindrücklich, die Gesichter
dieser Menschen zu sehen, denen die Prozession begegnete: Einige waren vom
Spektakel überrascht, andere knieten anbetend nieder vor dem vorbeiziehenden
eucharistischen Herrn. Wieder andere erschraken und andere waren ganz verwirrt
durch ein Ereignis, das sie nach den Strapazen des 2. Weltkrieges während 40
Jahren kommunistischer Unterdrückung nie erlebt hatten. Das Sakrament kam den
Leuten entgegen. Er, der sich am Kreuz dahingegeben hat für die Rettung der
Welt, der von den Toten auferstandene und in den Himmel aufgefahrene Jesus, Er,
der zur rechten des Vaters sitzt. Er, die Sonne welche ohne Ende leuchtet.
Jesus, der am Ende der Zeiten wiederkommen wird zu richten die Lebenden und die
Toten.
„Da nahm Mose
das Blut, besprengte damit das Volk und sagte: Das ist das Blut des Bundes, den
der Herr aufgrund all dieser Worte mit euch geschlossen hat.“
Was bedeutet: „das Blut des Bundes“ für unser Leben?
Was hat ein mit Blut besiegelter Bund für Konsequenzen für mein Leben? Ich bin
der Überzeugung, dass die Botschaft von Fronleichnam
eine sehr vernünftige, intellektuelle Komponente hat. Selbstverständlich wecken
die Blumen, der Weihrauch und der Gesang unsere Emotionen. Aber zugleich sind
diese Dinge ganz rational natürlich begründet: Sie sind die äussere Form, um
das unschätzbare Geschenk für unser Heil, das Kreuzesopfer Christi, angemessen
aufzunehmen und darzustellen.
Leider kennt unsere Zeit kaum
eine Poesie in Worten oder Zeichen, welche dazu dienen konnte, die erhabenen
und ewigen Wahrheiten über den in Jesus gegenwärtigen Gott zu beschreiben. In
diesen Tagen habe ich ein Buch in Englisch gelesen, welches Werbung für die
Wiederentdeckung der mittelalterlichen Weltanschauung macht, d.h. von der
Ursprungszeit von Fronleichnam. Das
Buch trommelt für die Wiederentdeckung der verlorengegangenen christlichen Poesie
von was waren eigentlich besseren Zeiten vor dem Zeitalter der Aufklärung. Wenn
wir unsere materialistische, nüchterne Zeit, welche stets sogenannte
„Wissenschaftlichkeit“ fordert vergleichen mit einer vorangegangenen Zeit,
welche reich war an Symbolen und Verbindungen mit dem Jenseits, dann entdecken
wir, wie viel wir verloren haben.
Also lasst uns jetzt das Fest
von Fronleichnam geniessen, mit
seiner Poesie, mit seiner überreichen Teilhabe an menschlichen und
übermenschlichen Erfahrungen. Lasst uns versuchen, wieder zu einer Sprache zu
finden, welche auch den Menschen von heute ermöglicht, die Wahrheit über den
Herrn zu entdecken, der auch heute den Menschen entgegenkommt, um sie zu
retten. Christus, der Herr kommt auch heute Seinem Volk entgegen, um uns aus
Sünde und Tod zu erretten und uns im Blut
des Bundes mit sich zu vereinen.
„Und darum ist er (Jesus) der Mittler eines
neuen Bundes; sein Tod hat die Erlösung von den im ersten Bund begangenen
Übertretungen bewirkt, damit die Berufenen das verheißene ewige Erbe erhalten.“
Gelobt sei Jesus Christus!
PROPERANTES ADVENTUM DIEI DEI
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