Firmung,
St. Martin, Thun,
11. Mai 2019
Apostelgeschichte 1, 3-8
Johannes 14,
23-26
Gelobt sei Jesus Christus!
Es ist sehr schön, wenn man das
Sakrament der Firmung in der Osterzeit feiern/empfangen kann, weil wir in
dieser Zeit das zentrale Geheimnis unseres Glaubens, den Sieg unseres Herrn und
Gottes Jesus Christus über Sünde und Tod vor unseren Augen haben. Genau in
dieser Zeit hat der Auferstandene Herr seinen Jüngern die Gabe des Heiligen
Geistes versprochen. Jesus hat mit seinem eigenen Leib Sünde und Tod besiegt
und hat uns, seinen Jüngern, versprochen, dass wir das ebenso schaffen können,
wenn wir mit seinem Kreuz verbunden bleiben. Durch die Sakramente der Kirche
auferstanden zum neuen Leben können wir sein Werk in der Zeit fortsetzen. Als
seine Jünger sind wir gesandt, bis an die Grenzen der Erde sein Evangelium zu
verkünden.
„Ihnen
hat er nach seinem Leiden durch viele Beweise gezeigt, dass er lebt; vierzig
Tage hindurch ist er ihnen erschienen und hat vom Reich Gottes gesprochen.“
Wir sprechen hier vom Reich
Gottes. Dieser Ausdruck wird so oft verwendet, dass manchmal wohl der
eigentliche und volle Sinn dieses Wortes vergessen geht. Der eigentliche Punkt
ist der, dass Gott in der Welt und ganz besonders in unserem eigenen Leben herrscht
– „den Ton angibt“. Dabei verlangt er von uns nicht einfach nur Gehorsam,
sondern er erfüllt uns auch mit SEINER Kraft, mit SEINER Macht für die Rettung
der Welt. Christus vincit, Christus
regnat, Christus imperat. Seine Herrschaft ist eine wirkliche Herrschaft,
eine allumfassende Herrschaft.
„Johannes
hat mit Wasser getauft, ihr aber werdet schon in wenigen Tagen mit dem Heiligen
Geist getauft.“
Der Auftrag, das Evangelium
der ganzen Welt zu verkünden, den der Auferstandene Jesus seinen Jüngern übertragen
hat, ist ein öffentlicher Auftrag, also etwas für die Augen und Ohren aller
Menschen. Die Apostelgeschichte erklärt uns, dass unser Glaube keine
esoterische Geheimlehre ist und auch nicht eine persönlich private Entscheidung
unter vielen anderen. Die Kirche ist wirklich und eine einzige. Sie ist der
Leib Christi in der Zeit und eine von Gott gegründete Wirklichkeit die aus ganz
gewöhnlichen Menschen besteht, aus Menschen wie Ihr und ich. Ja, wir sind hier
und werden gefirmt nicht einfach nur für uns, sondern für das Leben der ganzen
Welt.
“Ihnen
hat er nach seinem Leiden durch viele Beweise gezeigt, dass er lebt; vierzig
Tage hindurch ist er ihnen erschienen und hat vom Reich Gottes gesprochen.“
Über die ganze Zeit des Alten
Testamentes, das heisst in der Zeit vom ersten Menschen Adam bis zum neuen
Menschen Jesu, erstreckt sich eine konfliktreiche und unsichere Zeit des
Kampfes gegen das Böse im Leben der Menschen und im Leben des von Gott
auserwählten Volkes. Dieser Kampf dauerte bis zur Geburt unseres Herrn Jesus
Christus und fand ihr Ende durch den endgültigen Sieg unseres Herrn Jesus
Christus am Holze des Kreuzes und seine Auferstehung von den Toten. Am
Pfingsttag wurde dieser österliche Sieg in der ganzen Welt bekanntgemacht. Alle
sollten von diesem Sieg erfahren. In der Gabe des Heiligen Geistes zeigt sich
unser Anteil am Sieg Jesu. In der Gabe des Heiligen Geistes, welcher die
Taufgnade zur Vollendung führt, werden wir für immer mit Christus und seinem
Reich verbunden.
„Der Beistand
aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird
euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe“
Ich glaube, dass das Sakrament
der Firmung heute auch besonders dazu dient, eine ganz wichtige und wesentliche
Wahrheit in Erinnerung zu rufen: Dass die Rettung des Menschen durch Gott in
Jesus Christus geschieht. Gott ist allmächtig und wir sind durch Taufe und
Firmung dazu berufen, an seiner Sendung für die Rettung der Welt mitzuarbeiten.
Wir sind Mitwirkende, aber wir machen nichts alleine. Gott ist es, der das Gute
in uns vollbringt. Deshalb ist es auch völlig bedeutungslos ob wir nun Kinder
oder Erwachsene sind, egal, ob wir hochbegabt oder eher weniger talentiert
sind, intelligent und weise oder dumm und kindisch. Maria sagt es sehr schön im
Magnifikat: „Grosses hat der Mächtige an
uns getan. Sein Name ist heilig.“
Fast überall in der Welt,
nicht nur hier in der Schweiz oder in Europa spricht man von einer Krise der
Teilnahme am Sonntagsgottesdienst in unseren Pfarreien. Aus unerklärlichen
Gründen haben die Menschen schon seit einigen Jahrzenten aufgehört daran zu
glauben, dass die Sonntagspflicht, also der sonntägliche Besuch der Hl. Messe,
notwendig sei für das Überleben der Katholiken. Seit einiger Zeit denken viele,
dass sie selber darüber bestimmen könnten, was für ihren Glauben und ihre
Kirchenzugehörigkeit wichtig sei und nicht nur in Bezug auf das Sonntagsgebot.
Diese Anmassung, selber darüber zu bestimmen, was es heisst, katholisch zu
sein, ist nichts anderes als zu leugnen, dass Gott die Mitte unseres Lebens
ist.
Doch genau das ist die
Bedeutung von „Reich Gottes“. Gott bestimmt und nicht wir. Warum? Weil wir uns
bewusst werden, dass wir teilhaben an einem Lebenskonzept und Entscheidungen,
die viel weiter gehen, als nur die banalen Fragen: Was soll ich anziehen?
Welche Frisur oder welcher Bartschnitt passt am besten? Welches Auto soll ich
kaufen? Soll ich den Bus nehmen, das Velo oder besser zu Fuss gehen? Wir sind
in diese Welt gestellt für die grossen Dinge, für die besonderen
Entscheidungen. Wir sind hier um mit Christus am Heil der Welt mitzuarbeiten.
Genau dazu werden wir in der Firmung gesandt.
„Der Beistand aber, der Heilige Geist, den
der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch an
alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“
In der Röm.
Kath. Kirche ist es üblich, das zwischen der Taufe des Kleinkindes und der
Firmung durch den Bischof irgendwann nach Erreichen des Vernunftgebrauches
einige Jahre vergehen. Einige sagen, dass dieses Auseinanderhalten der beiden
Sakramente katechetisch begründet sei, dass also die als Kinder getauften
später noch eine Möglichkeit hätten ein Sakrament bewusst zu erleben und auch
das Gemeinschaftsleben der Kirche gestärkt werde. Aber auch die Praxis der
Ostkirchen, welche die Firmung und sogar die Erstkommunion zusammen mit der
Taufe auch bei Kleinkindern spenden entspricht voll und ganz unserer Theologie
der Sakramentalen Eingliederung in die Kirche.
Der
eigentliche Grund der Röm. Kath. Praxis mit der Firmung durch den Bischof ist
also nicht ein pädagogischer, sondern die Begegnung des Getauften mit der
Hierarchie der Kirche. Es geht also um ein Hineinwachsen in die Kirche als Ganze.
Zusätzlich bietet die Firmung auch die Möglichkeit, die von Eltern und Paten
gemachten Taufversprechen persönlich zu erneuern und zusätzlich mit der Gabe
des Geistes bestärkt zu werden, der uns zu Mitarbeitenden des Herrn für das
Heil der Welt macht.
Vertrauen wir
unsere Firmlinge dem Wirken des Hl. Geistes an und bitten wir, dass alle hier
anwesenden ein Anwachsen der Gnade erfahren zur Ausbreitung des Reiches Gottes
hier in Thun und in der ganzen Welt.
Gelobt sei Jesus Christus!
PROPERANTES ADVENTUM DIEI DEI
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