Pfingstsonntag, 9. Juni 2019
Pfarrei
St. Jakob – Cham
Apg.
2:1-11
Röm.
8:8-17
Jn
20:19-23
Komm, Heiliger Geist!
„Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die
Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem
ist sie verweigert.“
Diese Worte sind Gerichtsworte. Es sind Worte einer
juristischen Sprache und helfen uns so, den Sinn des im deutschen Sprachraum
seit Jahrhunderten verwendeten Wortes „Beichtstuhl“
besser zu verstehen. Wer beichtet, der begibt sich vor das Gericht Gottes und
der Beichtvater spricht ein Urteil: er
vergibt oder er verweigert die Vergebung…
Pfingsten feiern wir 50 Tage nach Ostern. Wir feiern
die Ausgiessung des von Jesus für seine Jünger verheissenen Heiligen Geistes.
Diese Gabe ist ein Auftrag Jesu an die Jünger damals und auch für uns heute, zu
wirken für die Rettung der Welt durch Christus unsern Herrn. „Empfangt den Heiligen Geist!” Der
heutige Tag erinnert uns in der Katechese auch an die Geburt der Kirche. An
Pfingsten haben die Jünger aufgehört, zu leben als Gefangenen im Tal der Tränen
und angefangen zu leben als Menschen, die Anteil an der Auferstehung erhalten
haben. Mit Pfingsten beginnt sich das Heil auszubreiten, das Jesus durch sein Leiden
und Sterben für die Welt und für uns alle erworben hat. Es ist unser Auftrag,
diese Wirklichkeit bis zum Ende der Zeiten in die Welt hinauszutragen. Von
heute an leben wir nicht mehr für uns selber, sondern in und für Gott.
Das Datum der Geburt der Kirche ist geprägt von der
Tugend der Hoffnung und vor allem auch von der Erfahrung der Vergebung unserer nach
der Taufe begangenen Sünden. Wir feiern diese Vergebung im Bussakrament, in der
Beichte. Pfingsten bringt mit sich für die ganze Welt eine sehr gute Nachricht.
Das Traurigste, was ich im Verlauf meines Lebens habe
erfahren müssen, muss die Hoffnungslosigkeit sein, welche das Leben vieler
Menschen prägt. Es betrübt mich sehr, wenn ich einem Menschen begegne, der
andern die Vergebung verweigert oder der nicht in der Lage ist, seine Hand
auszustrecken um Vergebung zu empfangen. Wie traurig ist es, dass es Menschen
gibt, welche die Hoffnung nicht kennen, welche aus der Vergebung erwächst, die
Gott uns schenkt. Diese trostlosen Menschen fliehen vor den Menschen, welche
sie Unrecht haben, und verweigern den Empfang der Vergebung von denen, welche
sie verletzt haben. Sie nehmen nicht einmal die Vergebung an, welche ihnen der
Priester im Namen Gottes zuspricht. Die Trostlosen Menschen unserer Zeit
leugnen die Sünde, die Verantwortung für ihr eigenes Tun und bleiben so Sklaven
ihrer Sünde. Sie leben belastet von den Fesseln der Geschichte ihres eigenen
Lebens, von den Fesseln, welche auf denen lasten, die nicht im Licht der
Wahrheit leben wollen. Was für eine Traurigkeit!
„Wir sind also nicht dem Fleisch verpflichtet,
Schwestern und Brüder, so dass wir nach dem Fleisch leben müssten. Wenn ihr
nach dem Fleisch lebt, müsst ihr sterben; wenn ihr aber durch den Geist die
sündigen Taten des Leibes tötet, werdet ihr leben. Denn alle, die sich vom
Geist Gottes leiten lassen, sind Söhne und Töchter Gottes. Denn ihr habt nicht
einen Geist empfangen, der euch zu Sklaven macht, so dass ihr euch immer noch
fürchten müsstet, sondern ihr habt den Geist empfangen, der euch zu Söhnen und
Töchtern macht, den Geist, in dem wir rufen: Abba, Vater!“
„Abba, Vater!” In der Sprache der Katechese können wir sagen, dass die Kirche heute,
die Versammlung derjenigen ist, welche ihrem Herrn und Retter folgen. Die Kirche
ist die Gemeinschaft derjenigen, welche mit Christus vereint leben, d.h.
derjenigen die vom auferstandenen Herrn die Gabe des Heiligen Geistes empfangen
hat. Aber worin besteht diese Gabe des Hl. Geistes: Wir können einfach und ohne
Umschweife sagen, dass die Gabe des Heiligen Geistes die Vergebung der Sünden
ist. Wir leben in der Hoffnung der Kinder Gottes – wie der verlorene Sohn im
Lukasevangelium. Dementsprechend leben wir voll Zuversicht und bereit, selber
zu vergeben und die Hand auch unsern Unterdrückern hinzuhalten für die
Vergebung.
„Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die
Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem
ist sie verweigert.“
Dank der Gabe des Heiligen Geistes verfügt die Kirche
über die Gewalt, zu binden und zu lösen. Die Kirche kann das Urteil Gottes
aussprechen über diese Welt und über alle, die in dieser Welt leben. Am
Pfingsten wurde der Gerichtsstuhl aufgestellt für diese Welt und die ganze
Menschheit wird für immer in zwei Teile geteilt: Entweder sind wir
hoffnungslose verlorene Sklaven oder wir sind durch die Vergebung unserer
Sünden zu geliebten Söhnen und Töchtern Gottes geworden. Die Kirche ist geboren
durch den Heiligen Geist zur Vergebung und zur Rettung aber auch zur Verdammung
jener, welche die zentrale Bedeutung Jesu für Ihr Leben leugnen.
Die Botschaft von Pfingsten ist genau dieselbe, welche
auch Johannes der Täufer verkündet hat, indem er die Menschen zur Umkehr und
zum Empfang der Taufe aufgefordert hat. Der Evangelist Lukas schrieb (3,7): „Da sagte er (Johannes der Täufer) zu den
Volksscharen, die hinauszogen, um sich von ihm taufen zu lassen: Ihr
Schlangenbrut, wer hat euch denn gelehrt, dass ihr dem kommenden Zorngericht
entrinnen könnt?“
Wir haben die Wahl in dieser Welt. Wir müssen uns
entscheiden: Leben oder Tod. Für uns Getaufte wird diese Entscheidung immer
wieder wiederholt durch die Erneuerung unserer Taufversprechen und durch das
Bekenntnis und die Vergebung der seit der Taufe begangenen Sünden. Genau dafür
haben wir das Beichtsakrament. Der Hl. Augustinus sagt es so: Die Beichte ist
ein Zuflucht nehmen, zu den andern Wassern, welche die Kirche zur Vergebung der
Sünden zu bieten hat, zu den Wassern der Tränen der Busse. Der Auferstandene
Herr hat der Kirche im priesterlichen Dienst auch das Geschenk der Vergebung
der Sünden anvertraut.
„Empfangt den
Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die
Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert.“
Am kommenden Sonntag feiern wir den Dreifaltigkeitssonntag.
Das ist die letzte Gelegenheit für einen Katholiken, seine jährliche Pflicht zu
erfüllen, den Leib des Herrn in der Osterzeit zu empfangen. Normalerweise hat
man diese Praxis mit einer würdigen Feier der Beichte als Vorbereitung
verbunden, damit der Kommunionempfang auch wirklich die Osterfreude
wiederspiegeln konnte.
Ich schliesse mit einer ganz einfachen Botschaft, mit
einer Einladung, den Weg zum Beichtstuhl zu finden und zum Bekenntnis der
Sünden und zur Lossprechung durch den Priester. So finden wir Hoffnung für uns
selber und die Kraft, auch andern zu vergeben nach dem Mass, mit dem auch uns
vergeben wurde.
Gelobt
sei Jesus Christus!
Komm,
Heiliger Geist!
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