Patrozinium Hl. Gallus
27. Oktober
2019 – Lichtensteig
Genesis 12, 1-4a
Matthäus 19, 27-29
Gelobt
sei Jesus Christus!
Heiliger Gallus, Bitte für uns!
„Wenn
die Welt neu geschaffen wird und der Menschensohn sich auf den Thron der
Herrlichkeit setzt…“
Das sind Worte aus dem
Matthäusevangelium von heute! Diese Worte stehen im Zusammenhang mit dem Ende
der Welt, mit dem jüngsten Gericht. Aber was soll das? Welchen Sinn macht es,
an einem Patrozinium über das Ende der Welt zu sprechen? Die naheliegenste Antwort
ist diejenige, dass die Lesungen der heutigen Messe auf den heutigen Patron
verweisen. Sie verweisen auf den Kern seines Lebens, auf sein Zeugnis für
Christus. Sankt Gallus hat sein Leben hingegeben für das Reich Gottes. Er hat
seinen eigenen Willen geopfert, um dem Ruf Gottes, der durch die Stimme der
Kirche an ihn gelangt war, folgen zu können. In der Biographie des Heiligen
Gallus ist die Rede von einem Mönch, von einem, der ein Leben der
Vollkommenheit führt in Armut, Gehorsam und Ehelosigkeit. Diese drei Tugenden
zeichnen den neu geschaffenen Menschen aus, denjenigen, der in Christus neu
geworden ist. Der Mönch versucht seine Taufe in vollkommener Weise zu leben.
Entsprechend unserer eigenen Berufung, sind auch wir dazu berufen, dasselbe zu
tun. Leider sind wir uns der Erhabenheit unserer Bestimmung als Getaufte, als
erwählte in Christus nicht genügend bewusst. Der Sinn unseres Lebens wird erst
am Ende der Zeit voll sichtbar, „Wenn die
Welt neu geschaffen wird“, Wann wir uns alle vor dem Thron des Königs der
Herrlichkeit befinden, vor dem Richter der Lebenden und der Toten.
Meine heutige Predigt soll ein
moralischer Impuls sein, d.h. ich möchte betonen, dass das Bewusstsein über
unsere Bestimmung am Jüngsten Gericht Konsequenzen haben muss für unser
alltägliches Leben heute. Wir können nicht leben wie alle andern. Wir
unterscheiden uns von denjenigen, welche Jesus, den Menschensohn, nicht kennen.
Wenn das Patrozinium dieser Pfarrei uns etwas lehren kann, dann sicher das,
dass wir erkennen, wer wir in dieser Welt vor Gott sind.
„Wenn
die Welt neu geschaffen wird und der Menschensohn sich auf den Thron der
Herrlichkeit setzt…“
Das Patrozinium einer Pfarrei
ist ein alle Jahre wiederkehrendes Ereignis, welches nicht nur deshalb wichtig
ist, weil es uns eine Gelegenheit bietet, gemeinsam zu feiern, sondern auch,
weil es unsere Verbundenheit mit diesem Ort stärkt, d.h. mit dieser Kirche, die
den Namen des Heiligen trägt, der auch der Patron unserer Pfarrei ist. In
unserem Fall ist es der Heilige Gallus, eine Figur, welche wie ein Gigant
dasteht am Anfang des katholischen Glaubens in dieser Gegend. Für uns als
Glaubende ist der Heilige eine Persönlichkeit der Geschichte, welche in der
Vergangenheit unsere Vorfahren beschützt hat und welche in der Gegenwart auch
uns in schwierigen Zeiten beschützt. Es ist gut, wenn wir heute unsere Pfarrei,
unsere Familien und die Menschen, denen wir uns verbunden fühlen der Fürsorge
des Heiligen Gallus empfehlen. Wir bitten ihn besonders zur Stärkung unseres
Glaubens, für die Gnade, den Geboten Gottes und den Geboten der katholischen
Kirche gehorsam leben zu können.
Ich erlaube mir jetzt noch ein
paar Gedanken zu einem Satz aus der Heiligen Schrift, den ich in den Messtexten
des heutigen Tages gefunden habe. Ohne grosse Umschweife möchte ich auf einen
Punkt hinweisen, der mir für unsere katholische Identität absolut zentral
erscheint. Ich sage damit nicht, dass es sich um etwas handelt, was in der
Vergangenheit vernachlässigt wurde weil wir beim Feiern des Patroziniums mit
vielen andern Gedanken beschäftigt sind. Ich möchte damit nur sagen, dass es
vielleicht auch noch eine andere Blickrichtung gibt, um auf ein Patrozinium wie
auf dasjenige des Heiligen Gallus zu schauen. Manchmal fürchte ich, dass wir
den Akzent falsch setzen bei der Bedeutung, welche ein Fest für unsere
Identität, für unser Kirche sein und für unser Leben als gute Katholiken in der
Welt hat.
Aber kehren wir zur Heiligen
Schrift zurück. Das was wir in der ersten Lesung aus dem Buch Genesis über
Abraham gelesen haben, das können wir gut auch anwenden auf den Heiligen Gallus
und daher auch in Bezug auf diese Pfarrei:
„Ein
Segen sollst du sein. Ich will segnen, die dich segnen; wer dich verwünscht,
den will ich verfluchen. Durch dich sollen alle Geschlechter der Erde Segen
erlangen.“
Normalerweise stehen wir
Abraham vor allem als ein Bild für die „Kirche unterwegs“. Abraham ging seinen
Weg im gehorsam gegenüber Gott und ist uns so Vorbild für die „Kirche
unterwegs“. Ich muss gestehen, dass mir der Begriff, so wie er normalerweise
verwendet wird, ein wenig auf die Nerven geht. Die Dynamik von Abrahams Leben kommt
da viel zu wenig zur Geltung. Oftmals wird der Begriff „Kirche unterwegs“
gerade im Gegensatz zu Heiligen Schrift verwendet. Ich meine damit, dass der Begriff
„auf dem Weg sein“ vor allem dann verwendet wird, wenn man ein Alibi sucht, um
sich nicht wirklich klar für den Weg Gottes entscheiden zu müssen. Aber Abraham
ist in der Tradition und in der Lehre der Kirche gerade der Mann des Glaubens
schlechthin. Er war bereit zum Gehorsam, bereit, den Weisungen Gottes im
Glauben zu folgen und so auf den Ruf Gottes zu antworten. Wenn der Begriff „Kirche
unterwegs“ nicht das Ziel widerspiegelt, entsprechend dem Glauben Abrahams mit
Bereitschaft und Leidenschaft den Weisungen Gottes zu folgen, dann ist dieser
Begriff sinnlos. Das Geheimnisvolle und Ungewisse, welches die Wanderung
Abrahams von seinem Heimatland zum Land der Verheissung begleitet, ist
keineswegs eine Trübung der Bereitschaft des grossen Patriarchen. Vielmehr ist
es so, dass Abraham gerade trotz der Zweifel und Unsicherheiten, die in seinem
Herzen aufkommen, ohne Vorbehalte dem Ruf Gottes folgt.
Ein Segen sollst du sein –
Abraham ist es für die ganze Heilsgeschichte und in etwas kleinerem Masse der
Heilige Gallus für uns hier in Lichtensteig. Diese Männer sind ein Segen. Sie
sind Lichter oder gar Leuchttürme, welche uns auf den Weg zu Gott führen. Sie
kehren nicht zurück und sie verhandeln nicht mit Gott, sondern sie gehorchen
oder lernen zu gehorchen. Sie gehorchen und werden so zum Segen für alle jene,
die mit ihnen in Berührung kommen. Sie tun es durch das einfache Beispiel ihres
Lebens, welches in der treuen Antwort auf den Ruf Gottes besteht. In Abraham
haben wir das Zeugnis von einem, der in seiner Bereitschaft unmittelbar mit
Gott in Kontakt ist, der zu ihm spricht. Im Hl. Gallus haben wir einen
missionarischen Mönch vor uns. Beide lehren uns durch ihren Gehorsam, also
durch die Lehre ihres Lebens, eines Lebens, das darin bestand, diesem Gott zu
gehorchen, der sie gerufen hat, ihr Heimatland zu verlassen und dorthin zu
gehen, wo er sie führte.
Ich glaube nicht, dass dieses
Lebenskonzept schwierig zu verstehen ist oder zu unverständlich. Aus meiner
Erfahrung in Gesprächen mit Menschen, welche nur eine formale Zugehörigkeit zur
Kirche haben sind immer noch einige Dinge ganz selbstverständlich. Unter den
Menschen, die sich katholisch nennen, die aber vor allem säkularisiert sind,
gibt es nicht wenige, welche einen heiligen Patron suchen, eine Person, die für
sie ein Segen sein könnte. Es kann sein, dass sie nachlässig sind bezüglich dem
Handeln Gottes in ihrem Leben, d.h. dass sie nicht einmal die minimalsten
Pflichten der Katholiken erfüllen – die Sonntagsmesse, die jährliche Beichte
und jeden Tag Zeiten des Gebetes und der Besinnung. Aber trotz allem suchen
diese Menschen „ihren Heiligen“. Auch diese Menschen wünschen sich, jemandem zu
begegnen, der Freude und Trost in ihr Leben bringt, der für ihr Leben ein Segen
ist.
Das was heute leider fehlt,
ist die Entscheidung, diese besondere Tat, welche die Unterwerfung unter den
Willen Gottes darstellt – eine wahre und wirkliche Bekehrung zu dem in Christus
gegenwärtigen Gott, der in unserem Leben handelt. Ich hoffe, dass die Feier
dieses Patroziniums uns in diesem Jahr einen Schritt voranbringen kann auf dem
Weg, das Leben unserer Pfarrei, unserer Familien und der Menschen die uns nahe
stehen, nach dem Vorbild des Heiligen Gallus, unseres Kirchenpatrons, zu
gestalten. Aber vor allem bitte ich um seine Fürbitte für die Stärkung unseres
Glaubens und unserer Bereitschaft zum Gehorsam gegenüber den Geboten Gottes und
der Kirche.
„Wenn die Welt neu geschaffen wird und der
Menschensohn sich auf den Thron der Herrlichkeit setzt…“
Es ist
wichtig, dass wir nicht einfach nur sind wie die andern. Leben wir ein
Tugendhaftes Leben mit der festen Zuversicht, zusammen mit Abraham und dem Heiligen
Gallus erscheinen zu können vor dem Thron der Herrlichkeit des Menschensohnes,
wenn die Welt neu geschaffen wird.
Gelobt
sei Jesus Christus!
Heiliger Gallus, Bitte für uns!
PROPERANTES ADVENTUM DIEI DEI
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