Sunday, November 10, 2019

God's House and Heaven's Gate



Hochfest des Kloster- und Kirchenpatrons
Martin von Tours
Altarweihe der neu restaurierten Klosterkirche
11. November 2019 - Disentis


Genesis 28, 11-18
Johannes 4, 19-24

Gelobt sei Jesus Christus!
Heiliger Martin! Bitte für uns!

„Aber die Stunde kommt und sie ist schon da, zu der die wahren Beter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn so will der Vater angebetet werden. Gott ist Geist und alle, die ihn anbeten, müssen im Geist und in der Wahrheit anbeten.“

Das heutige Evangelium, ein Ausschnitt aus dem Gespräch zwischen Jesus und der samaritanischen Frau am Jakobsbrunnen ist ganz passend ausgewählt für die Weihe des neuen Altares dieser Abteikirche. Vielleicht ist es für den einen oder anderen eine gewisse Herausforderung:

        Gott ist Geist und alle, die ihn anbeten, müssen im Geist und in der Wahrheit anbeten.“

Was bedeutet es, zu beten, oder besser Gott anzubeten in Geist und Wahrheit? Einige sind der Ansicht, dass ein solches Konzept der Gottesverehrung die Bedeutung des Tempels relativiere, also des aus Steinen gebauten Gebäudes zur Verrichtung des Kultes. Das erinnert mich ein wenig an die Unterscheidung, welche Menschen machen, die sagen, sie seien gläubig, aber nicht religiös. Besonders hier in der Schweiz habe ich schon öfter die Erfahrung gemacht, dass sich mir z.B. auf den Strassen von Bern eine unbekannte Person vorstellt und sagt: “Ich bin ein gläubiger Mensch”. Normalerweise bin ich ein wenig misstrauisch, wenn ich so etwas höre. Wenn jemand so redet, dann ist es meistens jemand, der „konfessionslos“ ist, der sich also nicht mit einer bestehenden kirchlichen Gemeinschaft identifiziert, oder wenigstens nicht mit der katholischen Kirche. Vielleicht oder sogar sehr wahrscheinlich geht diese Person nicht regelmässig oder sogar gar nie in die Kirche oder sie führt kein sakramentales Leben, also keine Hl. Messe und keine Beichte. „Ich bin ein gläubiger Mensch.“

Es tut mir Leid, aber das ist sicher nicht der Sinn der Worte, die Jesus der Samariterin sagt bezüglich der echten Anbetung Gottes in Geist und Wahrheit. Nein, das was wir hier heute machen entspricht den Worten Jesu im Evangelium: Die Kirche des Hl. Martin wiederum für den Gottesdienst freigeben und den neuen Altar weihen. Ja, das ist Teil der echten, von Gott gewollten Gottesverehrung. Mit dieser Handlung wird das Gebet in Geist und Wahrheit konkret in Raum und Zeit verankert. Dieses altehrwürdige Benediktinerkloster, Ort des Lebens, der Arbeit und des Gebetes nach der Regel des Heiligen Benedikt ist in besonderer Weise ein Ort der echten Anbetung Gottes in Geist und Wahrheit. Diese Abteikirche ist für uns der Schemel, auf den der allmächtige Gott inmitten seines Volkes seine Füsse stellen kann. Wir hoffen, dass auch hier die Engel eine Leiter finden, auf der sie zum Himmel auf und niedersteigen können um ihren Dienst für die Menschen im Graubünden zu verrichten.

Die Erfahrung, die Jakob im Traum gemacht hat und von der wir in der ersten Lesung gehört haben und auch die Gottesverehrung, zu der der Patriarch Jakob an diesem Ort an dem er fern der Heimat geschlafen hat, könnte uns helfen oder inspirieren, die Worte des Herrn über die Anbetung in Geist und Wahrheit besser zu verstehen. Auf der Flucht hat Jakob diesen Ort erkannt als Ausgangspunkt sowohl für die Leiter, die in den Himmel führt als auch als Ausgangspunkt für die zukünftigen Verheissungen Gottes, welche er durch den Segen seines Vaters Isaak erhalten hatte.

Wie Ehrfurcht gebietend ist doch dieser Ort! Er ist nichts anderes als das Haus Gottes und das Tor des Himmels. Jakob stand früh am Morgen auf, nahm den Stein, den er unter seinen Kopf gelegt hatte, stellte ihn als Steinmal auf und goss Öl darauf.“ Mit der Salbung dieses Steinmals, hat der Patriarch Zeugnis dafür abgelegt, dass er, ein Geschöpf aus Fleisch und Blut, die Erfahrung der Liebe Gottes gemacht hat. Der Gott des Universums hat ihm zugesichert, dass er ihn nie verlassen wird.

Unser Gebet heute ist tatsächlich nicht weniger wahr und weniger geistlich und wird so verankert in diesen Steinen, teils alt und reich an Geschichte, teils neu. Wir hoffen, dass dieses altehrwürdige Gotteshaus in unserer Zeit ein Steinmal sein kann, bestimmt für diese Region und diese Zeit.Wie Ehrfurcht gebietend ist doch dieser Ort! Er ist nichts anderes als das Haus Gottes und das Tor des Himmels.“

Wenn wir mit diesen Begriffen sprechen, sind unsere Worte für viele Menschen unserer Zeit kaum zu verstehen. Das ist leider teilweise auch die Schuld unserer eigenen Geschichte. So haben manchmal Menschen, die nur wenig älter als wir selber sind, in teilweise verbrecherischer Art und Weise unsere Gotteshäuser entleert und ihrer Symbole beraubt. Manchmal sogar mit Gewalt haben diese Leute alles was damals symbolträchtig war, von dem Haus Gottes entfernt. Ich denke da z.B. daran, wie in den 60er und 70er Jahren einige altehrwürdige Kirchen haben einen einfachen Tisch rasch eingetragen bekommen, auf dem die Eucharistie gefeiert sollte. Kürzlich hat mir ein befreundeter Priester aus dem Wallis erzählt, wie er alle Mühe damit hatte, seinen Pfarreiangehörigen zu erklären, dass man den Altar nicht einfach wie ein Möbelstück verschieben könne. In der Tat, war der Altar aus Holz und hätte so praktisch durchaus verschoben werden können, aber es war ein geweihter Altar. Der Pfarrer widersetzte sich dem Ansinnen, diesen zu verschieben, da mit der Altarraum als Bühne für ein vorweihnachtliches Konzert hätte dienen können. Steinmal! Ein Stein der Erinnerung, der Altar welche dem Haus seine Bedeutung “…als das Haus Gottes und das Tor des Himmels“ gibt.

Darüber hinaus gilt es zu bedenken, dass der Altar für Christus steht, Christus inmitten der Gemeinschaft der Gläubigen. Deswegen ja auch die dem Altar gewidmeten Verneigungen und Küsse, welche Christus gelten. Bei Bischofs- Priester- und Diakonats-Weihe stellt man den Sitz des weihenden Bischofs vor den Altar um so die Verbindung zum Ausdruck zu bringen zwischen dem Bischof und Christus bezüglich dem Dienst, den der Neugeweihte übernimmt im Namen Jesu Christi. Bei der Eucharistiefeier dann handeln Priester und Bischof, ja,“in persona Christi”.

Der Tempel im Alten Testament wie auch das Zelt, welche die Bundeslade verhüllte, wurde als Abbild des himmlischen Hofes gestalten, so wie Gott am Berg Sinai es Mose angeordnet hatte. In der geheimen Offenbarung des Johannes erzählt das Neue Testament von der himmlischen Liturgie und von den Seelen der Märtyrer unterhalb des Altares: „Als das Lamm das fünfte Siegel öffnete, sah ich unter dem Altar die Seelen aller, die hingeschlachtet worden waren wegen des Wortes Gottes und wegen des Zeugnisses, das sie abgelegt hatten. Sie riefen mit lauter Stimme und sagten: Wie lange zögerst du noch, Herr, du Heiliger und Wahrhaftiger, Gericht zu halten und unser Blut an den Bewohnern der Erde zu rächen?“ (Offb 6,9-10). In Erinnerung an das himmlische Jerusalem befinden sich im Altar Reliquien von Heiligen wie es sich für einen heiligen Ort geziemt: “…als das Haus Gottes und das Tor des Himmels.“.

Das heutige Fest ist Grund zu grosser Freude und nicht geringer Befriedigung für alle, welche in den vergangenen Jahren hier gearbeitet haben, besonders natürlich für die Mönchsgemeinschaft mit Abt Vigeli. Ich hoffe aber, dass alle verstehen und werden es mir zugestehen, dass ich mich ausserordentlich freue, die Ehre zu haben, diesen neuen Altar weihen zu dürfen, dieses neue „Steinmal“ und, warum nicht, mit dem Patriarchen Jakob rufen kann:

        “Wie Ehrfurcht gebietend ist doch dieser Ort! Er ist nichts anderes als das Haus Gottes und das Tor des Himmels.“

Gelobt sei Jesus Christus!               
Heiliger Martin! Bitte für uns!

PROPERANTES ADVENTUM DIEI DEI


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