St. Rita Feier
Messe, Einsiedeln,
22. Mai 2018
Phil 4:4-9
Lk 6:27-38
Gelobt
sei Jesus Christus!
Heilige Rita!
„Freut euch!
Eure Güte werde allen Menschen bekannt.“
Ich muss gestehen, dass mich bei der Vorbereitung der
diesjährigen Wallfahrt nach Einsiedeln die Bezeichnung der Hl. Rita besonders
erstaunt hat: „Die Heilige für aussichtslose Angelegenheiten“. Eine Heilige für
Unmögliches – offensichtlich beabsichtig man mit dieser Bezeichnung die
Gläubigen zu ermutigen, der Heiligen Rita auch die schwierigsten Fragen
anzuvertrauen, ihr die unmöglichsten Bitten zu unterbreiten. Wenn es gelingt,
in unserer Zeit des Zweifelns und Glaubensmangels mit Hilfe der Heiligen wieder
zum Glauben zu finden, dass Gott uns wirklich rettet, so wäre das bereits eine
gute Sache.
Aber das Adjektiv „aussichtslos“ „unmöglich“ eignet
sich auch sehr gut, um eine ganze Reihe von Ereignissen im Leben der Heiligen
zu beschreiben: Man erzählt von: ihrer Geburt als Kind von Eltern, die
schon im fortgeschrittenen Alter waren – unmöglich; von der Bekehrung ihres Mannes –
unmöglich; von der Bewahrung ihrer beiden Kinder
vor Todsünden – unmöglich; von ihrem wunderbaren Eintritt in ein
Kloster – unmöglich; von ihrer vorübergehenden Heilung von
einer Wunde auf der Stirn, so dass sie an der Wallfahrt im Heiligen Jahr 1450
nach Rom teilnehmen konnte – unmöglich; von der auf Anweisung der sterbenden
Heiligen erfolgten Ernte von Feigen und einer Rose ausserhalb der Saison – ja,
unmöglich.
Aber das vielleicht grösste Wunder für unsere heutige
Zeit ist, dass eine solche Frau eine so grosse Verehrung und Anerkennung in der
katholischen Welt finden konnte. Eine Frau, die nicht lesen und nicht schreiben
konnte, die mehr als die Hälfte ihres Lebens nicht nur in der Klausur des
Klosters lebte, sondern auch da drinnen nur wenig Kontakt mit ihren
Mitschwestern hatte. Wie konnte die Hl. Rita einen so grossen Einfluss auf die
Welt haben? Wie konnte sie solche Berühmtheit als Fürbitterin erlangen? Rein
menschlich gesehen tatsächlich unmöglich!
Die Antwort auf die Frage nach dem „Wie“ haben wir
schon in den vom Evangelisten Lukas überlieferten Worten des Magnificat:
„Er
vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: Er zerstreut, die im Herzen voll
Hochmut sind; er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen.“
Die Heilige Rita hat, einfach gesagt, ihren Teil
beigetragen durch ihre Liebe zum gekreuzigten Jesus und durch ihr absolut
demütiges Leben. Der mächtige Arm Gottes hat den Rest getan: „Er vollbringt … Er zerstreut… er stürzt… und
erhöht...“ Indem sie Gott in ihrem Leben herrschen liess und
immer mit dem geheimnisvollen Leiden ihres Herrn vereint war, konnte Rita ohne
Anspruch oder Prahlerei siegen auch da, wo die Lage völlig aussichtslos war.
Die Botschaft der Hl. Rita ermahnt uns dazu, unser
Leben zu ändern und unser Vertrauen allein auf den Herrn zu setzen. In der
ersten Lesung der heutigen Messe hat uns der Hl. Paulus das mit eindrücklichen
Worten gesagt.
„Der Herr ist
nahe. Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend
eure Bitten mit Dank vor Gott!“
Genau das hat die Hl. Rita gemacht. Aber leider tun
das heute nur noch wenige Menschen in der Welt und vielleicht auch nur wenige
hier unter uns. Die Einladung des heutigen Festes ist die, unser Leben zu
ändern. Nehmen wir uns also folgende Vorsätze:
1. Erneuern wir unsere Verehrung und
unser Vertrauen zur Hl. Rita als einer Person, die vor dem Thron Gottes steht
und die durch ihr Gebet auch in aussichtslosen Situationen helfen kann.
2. Gehen wir bei der Hl. Rita in die
Schule. Es ist eine Schule der Liebe zu Christus, dem Sohn Gottes, zu seinem
geheimnisvollen Leiden. Eine Schule der Demut und des Verzichts auf die
Eigensinnigkeit. Eine Schule des Vertrauens in die Gerechtigkeit und Weisheit
des Willens Gottes auch inmitten unserer Leiden. Es ist eine Schule der Treue
zu den Tugenden und vor allem in der Hingabe an den Willen Gottes, welcher uns
zum einzigen wahren und dauerhaften Sieg führt.
3. Entdecken wir zum ersten Mal oder
entdecken wir von neuem unsere Berufung als Fürbitter, unsere Berufung zum
fürbittenden Gebet. Es spiel dabei keine Rolle, ob wir Priester, Ordensleute
oder Laien sind. Es geht nur darum, den Weg des Magnificat zu gehen: Alles dem
allmächtigen und ewigen Gott überlassen.
„Denn der
Mächtige hat Großes an mir getan und sein Name ist heilig. Er erbarmt sich von
Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten.“
Das kontemplative Leben, das sogenannte Leben in der
klösterlichen Klausur scheint manchmal weit weg von uns zu sein, unerreichbar
für uns, die wir draussen in der Welt leben. Ein gottgefälliges Leben wie die
kontemplativen Ordensleute scheint für uns unmöglich zu sein – oder? Ich frage
mich, ob wir nicht von einem falschen Bild ausgehen. Vielleicht sollten wir das
beschauliche Leben eher vom Gesichtspunkt des Aktiven beschreiben. Dass wir
also unsere Beziehung zu Christus so sehen, als ob wir unser Joch gemeinsam mit
ihm tragen, den Pflug zusammen mit ihm ziehen. In der Schrift steht, dass es am
Tag des Gerichts nicht schwierig sein wird, den Menschensohn auf den Wolken des
Himmels zu erkennen. Er werde wie ein Blitz aufscheinen, den man sofort von
einem Ende des Himmels bis zum andern aufleuchten sieht. Lernen wir von der
Heiligen in aussichtslosen Angelegenheiten, dass es nicht unsere Aufgabe ist,
die Trompete zu blasen, aber dass es Gott ist, der das tut.
„Freut euch! Eure Güte werde allen Menschen
bekannt.“
Gelobt
sei Jesus Christus!
Heilige Rita!
No comments:
Post a Comment
Note: Only a member of this blog may post a comment.