Hochamt zum Fest Mariä Geburt
300 Jahre des Reichsfürstentums Liechtenstein
8.
September 2019 – Vaduz
Micha
5: 1-4a
Römer
8: 28-30
Matt
1:18-23
Gelobt sei Jesus Christus!
Ave, O Maria, Mutter des Erlösers und Mutter des
Fürstentums Liechtenstein! Bitte für uns!
Zwei Persönlichkeiten haben mich zum Nachdenken über
die Bedeutung unseres Jubiläums und dieser Heiligen Messe anlässlich des 300-jährigen Bestehens des Reichsfürstentums
Liechtenstein inspiriert. Man kann sagen, dass ich für die Vorbereitung meiner
Predigt, auf ihren Schultern getragen wurde.
Zum einen habe ich den Vorschlag des Herrn Erzbischofs
berücksichtigt, als Ausgangspunkt für meine Überlegungen die Predigt zu nehmen,
die Papst Johannes Paul II. am 8. September 1985 anlässlich seines Pastoralbesuchs
in Liechtenstein gehalten hat. Es ist ein wertvolles Dokument und voller
Ratschläge, dass trotz des Ablaufs von 34 Jahren nichts von seiner Relevanz
eingebüßt hat. Es ist leicht auf der Website des Vatikans im Internet unter den
Reden des Heiligen Vaters zu finden.
Zum zweiten: ein bestimmter Aspekt der Rede des Erbprinzen
am 15. August dieses Jahres, die er anlässlich des Nationalfeiertags an die
Bevölkerung des Fürstentums richtete, hat mir gefallen und mich erbaut. An
diesem Tag sprach Seine Durchlaucht nicht nur über die Vergangenheit und über
die Projekte für die Zukunft des Fürstentums. Der Fürst betonte vielmehr den
gegenwärtigen Moment im Leben seines Volkes und die Notwendigkeit, bei allem,
was wir tun, die großen menschlichen Werte hochzuhalten. Diese sind keine
Neuheiten, sondern Konstanten im menschlichen Leben, ewige und unveräußerliche
Werte. Ich habe hier nicht die Absicht, den Papst oder sogar den Erbprinzen zu
zitieren, aber ich beziehe mich auf sie, um zu sagen, dass sie, Seine
Heiligkeit im Jahr 1985 und Seine Durchlaucht in diesem Jubiläumsjahr, jeder
auf seine Weise, sich durch kluge Ratschläge an die Liechtensteiner auszeichnen.
Sie haben sich als wahre Väter erwiesen, die das Volk gerne haben.
Die katholische Vorstellung, wie man ein
dreihundertjähriges Jubiläum feiert, betont die Dankbarkeit gegenüber Gott und schlägt
ihre Wurzeln natürlich auch in der Gegenwart. Es ist schön, sich an die
Geschichte zu erinnern und es ist auch von grundlegender Bedeutung, unser
historisches Erbe anzuerkennen. Ebenso wichtig es aber auch ist, auf die
Zukunft der Nation zu schauen. Vor allem ist es entscheidend, zu erkennen, wer
wir sind und zwar dort, wo wir uns gerade befinden, also in der Gegenwart. Die
Beziehungen zwischen uns, hic et nunc,
müssen im Licht des Himmels und auf der Grundlage unserer Geschichte gefeiert
werden. Wir orientieren uns an dem, was dank der göttlichen Vorsehung kommen
wird, basierend darauf, wer wir heute vor Gott sind.
„Aber du, Betlehem-Efrata, bist zwar
klein unter den Sippen Judas, aus dir wird mir einer hervorgehen, der über
Israel herrschen soll.“
Der Prophet Micha ermutigt mit seinen Worten; er gibt
Hoffnung, indem er auf die göttliche Wahl hinweist, die auf den kleinen Stamm
fiel, der seinen Namen seiner Hauptstadt Betlehem-Efrata verdankt. Durch die
Liebe Gottes fliesst unser Schicksal aus ähnlichen Quellen, auch wenn unsere
Hoffnungen, einen Beitrag zur Welt leisten zu können, nicht so radikal oder
ehrgeizig sind wie die, die Jesus, den Sohn Davids, erwarteten. In unserem Fall
muss gesagt werden, dass ein willkürlicher Begriff des Fortschritts, im
Gegensatz zur allgemeinen Meinung, nicht endgültig ist. Beim Gewinn in meinem
Leben, oder um den Wohlstand eines Volkes zu beschreiben, handelt es sich nicht
um die illusorischen Früchte einer materiellen Verwirklichung dank der
"Kraft des positiven Denkens" (power
of positive thinking) oder der Segnungen, die das Gewinnen der Früchte des
"Wohlstandsevangeliums" (prosperity
gospel) begleiten. Es geht vielmehr darum, Gott in Jesus Christus zu
erkennen, der in unserer Welt gegenwärtig und aktiv ist. Jesus hat das Werk
getan und tut es immer noch. Unser Gott ist uns nahe und in unserem Leben
aktiv. Es liegt an uns, an seiner Arbeit für unser Wohl, an seiner Freude an
uns teilzunehmen. Es liegt an uns, Freude daran zu haben, die Früchte seines
Sieges über die Sünde und den Tod am Kreuz zu genießen.
Wenn es etwas gibt, das uns die Freude an dieser Welt
nimmt, etwas, das uns in der heutigen Gesellschaft fehlt, dann ist es die
Tugend der Häuslichkeit im vollen Sinne des Wortes. Sowohl in der Gesellschaft,
die von Menschen, die an Christus glauben gebildet wird, also der Kirche als
solche, als auch in der Zivilgesellschaft, die nicht unbedingt hundertprozentig
an das Bekenntnis des Katholischen Glaubens gebunden ist, ist unsere wahre
Freude an der Tugend der Häuslichkeit im vollen Sinne des Wortes zu suchen. Um
wirklich erfolgreich zu sein, muss unsere Gesellschaft häuslich sein, sie muss
von familiärer Intimität geprägt sein und von gegenseitiger Wertschätzung, die
wahres und vernünftiges Vertrauen zwischen den Menschen schafft. Die
Gesellschaft muss wieder seine Mitte im klassischen Begriff der Familie
entdecken.
So finden wir die Bedeutung des Geburtstags Marias für
uns. In Gottes Plan erklärt man auf diese Weise die Rolle der Muttergottes für
die Errettung der Welt. Die Geburt eines Kindes, von Maria, bringt uns in den
familiären Kontext. Mit Maria als Kind befinden wir uns weit weg von der
nüchternen und trockenen Welt der Institutionen oder Regierungsstrukturen.
Daher sehen wir für eine prosperierende und vitale Gesellschaft die
Dringlichkeit, in ihren Führern der Tugend der wohlwollenden und konstruktiven
Vaterschaft oder Mutterschaft zu begegnen, im Falle Liechtensteins in den
Personen des Erzbischofs und der regierenden Fürstenfamilie. Häuslichkeit und
Vaterschaft oder Mutterschaft!
Die Bedeutung der Geburt Jesu, des
Retters der Welt aus der Jungfrau Maria besteht für uns Menschen darin, allem
in unserem Leben eine eigene Dimension zu geben. Wir wollen alles auf dieser
Welt in der richtigen Perspektive sehen und erleben, also auf menschlicher
Ebene. Ohne Verankerung in Christus, der von Maria geboren wurde, kann es sein,
dass den menschlichen Dingen eine übertriebene Bedeutung beigemessen wird. Leider
geschieht aber öfter auch das Gegenteil, d.h. eine Verachtung des Menschen, also
ein Mangel an Respekt für die menschliche Person in seiner vollen Würde, wie er
nach dem Ebenbild Gottes geschaffen wurde.
Im Laufe der Jahrhunderte haben die großen Gebäude,
Häuser, Villen und Schlösser, die die Reichen und Mächtigen für sich selbst
gebaut haben, immer die Neugier oder die Bewunderung der Menschen angezogen.
Denken wir an Versailles in Frankreich oder Schönbrunn bei Wien oder an die
verschiedenen Schlösser und Burgen wie Neuschwanstein, die für Ludwig von
Bayern erbaut wurden. Sie sind vielleicht eine Hommage an Erscheinungen und
Phantasien, aber sie stellen nicht das Wesentliche für das Leben des Einzelnen
dar, geschweige denn, dass sie zur Unterstützung einer lebensfähigen
Gesellschaft dienen. Die Intimität der Familie und in diesem Fall (Ave, O
Maria!) die Geburt eines Kindes, das von Ewigkeit an dazu bestimmt ist, seinen
Retter zur Welt zu bringen, erleuchtet uns und bringt uns in dieser Welt
vorwärts.
Familienwerte und persönliche Tugenden sind in dieser
Welt unverzichtbar. Es sind diejenigen, die im öffentlichen Diskurs oft fehlen.
Diese innerstaatlichen Werte sind diejenigen, die vernachlässigt werden,
zugunsten des Geschreis und der Beschwerden seitens einer Gruppe von Menschen,
die behaupten, von den großen institutionellen Entwürfen sowohl in der Kirche
als auch im Staat diskriminiert oder ausgebeutet oder ausgeschlossen zu werden.
Maria Geburt! Den 8. September 2019! Für Liechtenstein
ist es ein Moment der Sammlung in diesem Jubiläumsjahr. Geht es den Menschen im
Fürstentum heute besser als vor 300 Jahren? Vielleicht ja und vielleicht auch
nicht! Es ist besser, nicht zu versuchen, Herzen zu beurteilen. Stattdessen
bitten wir diejenigen, die sich um uns kümmern, uns zu erleuchten und uns das zu
lehren, was unsere Herzen wirklich erfreut!
Ave, O Maria, Mutter des Erlösers und Mutter des
Fürstentums Liechtenstein! Bitte für uns!
Gelobt sei Jesus Christus!
PROPERANTES ADVENTUM DIEI DEI
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